Von Landry Ninteretse

„Ich habe einen Traum von einer Zeit, in der
unser Ackerland nicht mehr vom Bergbau in Mitleidenschaft gezogen wird,
unser Wasser frei von jeglicher Umweltverschmutzung ist,
unsere Bergwerke geschlossen und von der Natur zurückerobert sind,
Segnungen Gottes im Land und im Meer kein Fluch mehr sind,
Nigeria und der Rest der Welt keine fossilen Brennstoffe mehr verwenden,
der Mensch und die Natur wieder Freunde wie in den Tagen Adams sind”.

Dieses Zitat stammt aus einem der Gedichte, die bei einem zweitägigen Workshop geschrieben wurden, bei dem es um Artivismus-Taktiken für Aktionen zum Klimaschutz, insbesondere im Kampf gegen fossile Brennstoffe ging.

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Foto von der Break-Free-Aktion in Nigeria. Mai 2016. Foto von Babawale Obayanju

 

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Foto von der Break-Free-Aktion in Nigeria. Mai 2016. Foto von Babawale Obayanju

 

3Zehn Klimaschutzaktivist*innen aus dem Nigerdelta und der nigerianischen Hauptstadt Abuja nahmen am Workshop teil, der von 350 Africa im Vorfeld der Break-Free-Kampagne organisiert wurde. Diese bestand aus eindrucksvollen, vielfältigen und mutigen Aktionen auf sechs Kontinenten, mit denen die Ölindustrie dazu aufgefordert wurde, fossile Brennstoffe im Boden zu belassen. Die Teilnehmer*innen gehören lokalen gemeinnützigen Umwelt- und Klimaschutzgruppen an und wurden aufgrund ihrer starken Motivation und ihrem deutlichen Interesse an Artivismus zur Teilnahme am Workshop ausgewählt.

Als beteiligte Moderatorin war ich unglaublich stark berührt vom Einfallsreichtum und der Kreativität der Teilnehmer*innen. Am ersten Tag konnten sie 15 Lieder und Gedichte verfassen! Auch wenn die Ergebnisse nicht ganz perfekt waren, zeigten sie nicht nur das riesige Potenzial und die starke Spontaneität der Teilnehmer*innen, sondern verdeutlichten auch ihre Bereitschaft zu handeln. Wir hoffen, dass wir diese Lieder und Gedichte noch weiter verbessern und ihre Endversionen dann bei zukünftigen lokalen Mobilisierungen verwenden können.

Die Lieder und Gedichte wurden in gewöhnlichem Englisch, in gebrochenem Englisch oder in lokalen Dialekten verfasst. Sie handelten von der Zerstörung durch die Rohstoffindustrie, der fortdauernden Umweltzerstörung und dem Abbau natürlicher Ressourcen sowie der Verletzung der Menschenrechte der betroffenen Bevölkerung. Sie waren jedoch nicht nur negativ und pessimistisch. Die Lieder und Gedichte dieser Aktivist*innen enthielten auch Anzeichen der Hoffnung, der Solidarität und des Widerstands.


„My dream for the nature” – Gedicht von Oliver


„We want climate justice now” – Lied von Glory Song


„Mother earth cries out” – Gedicht von David

Während der Pause kam ein Teilnehmer auf mich zu und fragte mich, warum wir uns entschlossen haben, einen Artivismus-Workshop durchzuführen. Ich erklärte, dass 350 Africa die Verwendung von Artivismus (Kunst und Aktivismus) als wesentlichen Bestandteil entdeckt hat, um die städtische und ländliche Bevölkerung, junge Menschen, Bauern und Bäuerinnen sowie von der Öl- und Kohleförderung betroffene Ortschaften zu mobilisieren. Damit soll auch ihr Widerstand gegen eine Industrie aufgebaut werden, die verheerende Schäden für Mensch und Umwelt angerichtet hat und immer noch anrichtet.

In jeder Gesellschaft sind Künstler*innen einflussreiche Persönlichkeiten, die auf verschiedenste Probleme aufmerksam machen können.

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Foto von der Break-Free-Aktion in Nigeria. Mai 2016. Foto von Babawale Obayanju

 

350 Africa hat Artivismus bei eigenen Veranstaltungen verwendet und in den letzten Jahren eine gute Beziehung zu verschiedenen Gruppen von Künstler*innen aufgebaut. Diese Beziehung hat 350 Africa und anderen Bewegungen für soziale Gerechtigkeit neues Potenzial verliehen, um die Botschaft von Klimagerechtigkeit unter einer breiteren, jungen Öffentlichkeit zu verbreiten. In anderen Teilen dieses Kontinents, der äußerst reich an Traditionen und Kulturen ist, werden Lieder, Gedichte und Schauspiel zunehmend dazu verwendet, um bei der Bevölkerung zunächst das Bewusstsein für Umweltprobleme zu wecken und dann den Widerstand gegen eine immer aggressiver agierende Öl- und Kohleindustrie aufzubauen.

Dieser erste Workshop gab Teilnehmer*innen das Rüstzeug für den Kampf gegen die Ölindustrie, für Break Free und darüber hinaus. Es ist nämlich unsere Absicht, allmählich immer mehr unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zu erreichen und zu mobilisieren. So soll sichergestellt werden, dass die geballte Macht von Wirtschaft und Politik nicht ungehindert so weitermachen kann. Zudem haben wir nie einen größeren Einsatz gesehen als bei Artivismus!