Von Mikhail Matveev, 18. März 2015

Der Klimawandel schreitet in unserem Teil der Erde zweieinhalbmal schneller voran als im globalen Durchschnitt. Er bringt Dürren, Überschwemmungen, Waldbrände und Smog mit sich. Doch es gibt auch ermutigende Nachrichten: Mehr und mehr Menschen fangen an, moderne, umweltfreundliche Lösungen umzusetzen und buchstäblich mit ihren eigenen Händen echte Alternativen zu schaffen – Alternativen zur klimaschädlichen Kohle-, Öl- und Gasindustrie sowie zur skrupellosen Ausbeutung der Ressourcen unserer Erde.

Um eine weltweite Klimakatastrophe noch abzuwenden, muss die Menschheit in den kommenden Jahrzehnten eine wahre Revolution herbeiführen: die Abkehr von fossilen Brennstoffen, die Beendigung der Entwaldung und die Gestaltung „grüner” Städte mit modernen elektrischen Verkehrsmitteln, einem komfortablen städtischen Umfeld, energieeffizienten Häusern und 100%igem Recycling. Die Mehrheit der Wissenschaftler, Klimatologen und Ökonomen hat diesbezüglich keinerlei Zweifel – auch nicht die Experten der UN, die den Fünften Sachstandsbericht zum Klimawandel veröffentlicht haben.

Doch womit beginnt diese Revolution? Mit dem Bericht der Klimaexperten? Dem Gipfel in Paris, der für Ende dieses Jahres geplant ist? Dem ersten je realisierten solarbetriebenen Flug um die Erde? Dem Strom einer halben Million Menschen, der im Herbst 2014 die Straßen der Welt flutete?

All dies sind wichtige Meilensteine, keine Frage. Doch echter Wandel wird sich nur dann vollziehen, wenn auch Max und Erika Mustermann überzeugt sind, dass der neue, grüne Lebensstil eine echte Chance für eine Veränderung zum Besseren darstellt und mehr ist als nur politisch opportunes Gerede irgendwelcher Regierungsverantwortlichen. Echter Wandel ist sichtbar, fühlbar und genießbar – hier und jetzt. Wandel, an den wir uns gewöhnen können, den wir als integralen Bestandteil unseres täglichen Lebens verstehen lernen können.

Den Menschen die Möglichkeit zu geben, die grüne Welt von morgen schon heute zu berühren, war und ist das Hauptziel der Projekte, die im vergangenen Jahr von Aktivisten aus den einzelnen Ländern der Region im Rahmen des Climate Workshop Programms mit Hilfe der internationalen Klimaschutz-Organisation 350.org umgesetzt wurden.

Hier ein paar Einzelheiten zu dem, was bisher geleistet wurde:

Dank dem Climate Workshop und der Organisation Little Earth aus Tadschikistan haben die Bewohner der Hochgebirgsregion Pamir erkannt, dass sie keine Bäume fällen müssen, um heizen zu können: ein Solarthermokollektor liefert ihnen kostenlose Energie, während die Bäume vor Ort weiter wachsen können – zum Wohle des Klimas und der Menschen, die sie vor verheerenden Schlammlawinen schützen helfen.

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Installation eines Solarheizgeräts im Dorf Nisur (mit freundlicher Genehmigung von Little Earth) 

Die Teilnehmer des Projekts Life without Sockets (Leben ohne Steckdosen) haben bewiesen, dass grüne Energie das Überleben vereinfacht – selbst in der sibirischen Taiga.

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Eine Solarhütte (mit freundlicher Genehmigung von Life without Sockets)

Doch im Climate Workshop geht es nicht nur um abgeschiedene Gegenden. In Kutaisi (Georgien) haben Teilnehmer des Workshops einem Waisenhaus geholfen, durch den Einsatz moderner LED-Glühbirnen energieeffizienter zu werden. Wie sich herausgestellt hat, spart die neue Beleuchtung nicht nur Energie, sondern hilft auch beim Anbau verschiedenster Arten von Gemüse, das nun selbst im Winter vitaminreicher ist. Jetzt steht die Umstellung auf saubere Solarenergie an.

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Das Kutaisi Team (mit freundlicher Genehmigung von Dialogue of Generations)

In Dnipropetrovsk hatte man eine ähnliche Idee, realisierte dort jedoch gleich ein komplettes energieeffizientes Haus, das ein Maximum seiner benötigten Energie aus der Sonne gewinnt. Das von Aktivisten betriebene Ecoloft soll zur Basis der gesamten Umweltbewegung der Stadt werden.

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Das Ecoloft nähert sich seiner Fertigstellung (mit freundlicher Genehmigung von EcoDnepr)

In Lwiw (Lemberg) hat man beschlossen, ein öffentliches Trainingsrad mit einer Handy-Ladestation zu kombinieren: Gesunde, direkte Energieumwandlung.

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Radel-Ladestation für Handys in Lwiw (mit freundlicher Genehmigung von Umka-Zapad)

So haben die Teilnehmer den Climate Workshop bewertet:

„Die Workshop-Aktivitäten sind interessant. Für mich persönlich war der Workshop ein guter Anreiz, mich mit dem Thema ,Alternative Energien’ zu beschäftigen und darüber zu schreiben. Ich habe mehr Material zusammengestellt, als ich selbst erwartet hätte. Und ich möchte all das auch weiterhin teilen.”

  • Aleksandr Ivanov, Projekt Life without Sockets, Russland

„Höre nicht auf die Skeptiker und frage dich nicht, ob du genug getan hast – tue es einfach! Selbst deine kleinsten und vermeintlich unwesentlichen grünen Projekte können andere inspirieren und zu einem wichtigen Link im Gesamtgefüge werden! Mit dem Climate Workshop haben wir ein ordentliches Fundament gelegt – also lasst uns darauf aufbauen und ein solides, stabiles Zuhause für alle schaffen.”

  • Natalya Idrisova, The Little Earth, Tadschikistan

„Das Projekt hat eine wichtige Rolle gespielt… es hat dazu beigetragen, ein Team zu bilden und neue interessante Leute in die Arbeit von 350.org zu involvieren. Während des Projekts haben die einzelnen Gruppen Blog-Beiträge geschrieben, durch die sie ihre Arbeit einer breiten Öffentlichkeit vorstellen konnten, während sie gleichzeitig die Möglichkeit hatten, sich in die von ihnen entwickelten Ideen zu vertiefen. Dieses Projekt muss fortgeführt werden, denn nur durch seine systematische Umsetzung kann eine bedeutende Wirkung erzielt werden.

In diesem Stadium hat der Climate Workshop das erreicht, was beabsichtigt war: Er hat interessante Leute angezogen und das Interesse an der Arbeit von 350.org gesteigert. Die weitere Arbeit wird uns nicht nur in die Lage versetzen, diese Ergebnisse zu festigen, sondern auch die Umweltsituation positiv zu beeinflussen.”

  • Nugzar Kokhreidze, Akademiker- und Intellektuellen-Club Dialog der Generationen (RICDOG), Kutaisi, Georgien

„Der Wandel hin zu einem neuen, umweltfreundlichen Gesellschaftsmodell ist nicht nur absolut möglich – er ist bereits überall im Gange. Wir können ihn durch unser eigenes Verhalten gewährleisten und das Gleiche von den Behörden verlangen.”

  • Yuliya Makliuk, Koordinatorin des Climate Workshops im Auftrag von 350.org, Kiew, Ukraine

„Die Erfahrungen des vergangenen Jahres haben gezeigt, dass wir den Menschen – trotz begrenzter Ressourcen und mangelhafter Unterstützung durch die Politik vor Ort – die Welt grüner Ideen und Technologien ein wenig näher bringen können. Das wiederum bedeutet, dass die Arbeit des Climate Workshops auch in diesem Jahr fortgesetzt werden wird.” Und das sind gute Nachrichten – in mehrfacher Hinsicht: Zunächst einmal wird das Unterstüzungsprogramm für die besten praktischen Projekte verlängert. Ergänzt wird es darüber hinaus durch thematische Blog-Post-Inhalte zu Klimaproblemen und Lösungsvorschlägen. Nicht zuletzt erhalten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich an einer internationalen Kampagne gegen den Klimawandel zu beteiligen – und der oder die Aktivste darf sogar zu den UN-Klimagesprächen in Paris!

„The Climate Workshop – 2015” startet am 28. März mit einem Wettbewerb der Projekte, die am Unterstützungsprogramm teilnehmen.

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Viel Erfolg!

Mikhail Matveyev und das gesamte Team von 350.org