350 Afrika-Team – 3. Februar 2016

Die Flüsse und Grundwasservorkommen in East Rand in der Provinz Gauteng, Südafrika, sind einer ernsten Bedrohung durch den geplanten Bau von vier neuen Bergwerken ausgesetzt.

Die Bedenken der Gemeinde werden stärker, da sich der Zugang zu Informationen über das Bauvorhaben als schwierig erweist, obwohl das südafrikanische Department of Mineral Resources (DMR) angekündigt hatte, entsprechende Informationen publik zu machen.

Der Betrieb von Kohlebergwerken hat eine tragende Rolle bei der Entwicklung von Wirtschaft und Politik in Südafrika gespielt. Andererseits hat dies jedoch auch zu einer enormen Bereicherung der Elite auf Kosten von Umwelt und Gesellschaft geführt.

Seit 1888 wird in Springs Bergbau betrieben. Im Laufe der Zeit wurden einige Bergwerke nach dem restlosen Abbau der Kohlevorkommen stillgelegt. Durch das Einstellen der Bergbauaktivitäten wurde ein ökologischer Prozess in Gang gesetzt, bei dem das in den Gruben befindliche Wasser wieder auf sein Ursprungsniveau anstieg und dabei mit Sulfid-Mineralen in Kontakt gelangte. Dadurch wurde es sehr stark mit Säure angereichert.

Da angemessene Gegenmaßnahmen ausblieben, hat das kontaminierte, säurehaltige Wasser mittlerweile die Hauptwasserquelle der Stadt Springs erreicht und bringt hohe Umweltbeeinträchtigungen mit sich. Die durch austretende Chemikalien verursachte Kontamination führt neben Umweltschäden auch zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen für die lokale Bevölkerung. Die Kinder in Kwa-Thema planschen in Wasser, das fatale Auswirkungen auf Lunge und Nieren haben kann.

Vier neue Bergbauberechtigungen sind nun durch das DMR erteilt worden bzw. befinden sich dort in Prüfung. Eine der Grundvoraussetzungen für die Erteilung von Konzessionen ist die Bürgerbeteiligung. Hierbei handelt es sich um eine Reihe von integrativen, kulturell adäquaten Interaktionen, die es den Interessenvertreter*innen ermöglichen, ihre Meinung auszudrücken, die dann in den Entscheidungsprozess einfließt. Eine wirkungsvolle Bürgerbeteiligung kann nur dann erfolgen, wenn vorab ausreichende, relevante Informationen über das Bauvorhaben bekannt gegeben werden. Nur so werden Risiken, Konsequenzen und Vorteile des geplanten Projekts für die Interessengruppen nachvollziehbar.

In der Vergangenheit wurden seitens der Bergbaubetriebe zugesagte Arbeitsplätze nicht geschaffen und Verpflichtungen zum Umweltschutz nicht erfüllt bzw. es erfolgten keine angemessenen Kontrollen durch die Ministerien. Laut der Stadt Springs haben keine öffentlichen Diskussionsveranstaltungen zum Thema stattgefunden. Nun wird ein erneutes Aufkommen negativer Entwicklungen befürchtet.

Es gelingt den lokalen Gemeinden nicht, Informationen über die Bergbauberechtigungen einzuholen, obwohl das DMR angekündigt hatte, derartige Informationen publik zu machen. Vielleicht liegen derzeit in Südafrika tausende Bergbauberechtigungen zur Prüfung vor, doch haben wir keine Möglichkeit, uns darüber zu informieren. Dies wirft die Frage auf, ob die Umweltverträglichkeitsprüfung fehlerhaft ist, da zwei der vier Bergwerke bereits Konzessionen erhalten haben.

Der im Waterberg-Massiv geplante Betrieb kann eine weitere bereits gefährdete Gemeinde teuer zu stehen kommen. Was in den vergangenen 100 Jahren in Springs geschehen ist, wird sich jetzt vermutlich auch im Waterberg zutragen. Die größte Gefahr besteht in der Wasserknappheit: Durch den Betrieb von Bergwerken reduziert sich das Vorkommen von sauberem Wasser auf ein Minimum. Betroffen sind vor allem Gemeinden, die Wasser dringend für Landwirtschaft und ihre Existenzgrundlage benötigen. Wir stellen nun die Frage: Sind wir bereit Kulturerbe, unberührte Lebensräume, Biodiversität und Gemeinden, die zum Überleben von Land und Wasser abhängig sind, zu opfern?

Konkret heißt das: Wir müssen mit der Kohleförderung aufhören und uns den erneuerbaren Energien zuwenden.

– Meshack Mbangula, Aktivist in Kwa-Thema

Aktivist*innen sind der Ansicht, dass Kohleförderung in armen Regionen direkt zu Wasserknappheit führt und von südafrikanischen Banken finanziert wird, die möglicherweise auch in die geplanten Bergwerke in Springs investieren werden. Die Klimaschutzbewegung 350Africa.org hat die „Fossil Free Africa”-Kampagne mit einem Aufruf an ‚schmutzige Banken’ gestartet, ihre Investionen in fossile Brennstoffe vollständig offenzulegen und sich zu verpflichten, geplante Projekte für Förderbetriebe, Raffinerien und mit fossilen Brennstoffen betriebene Kraftwerke in Südafrika sowie ganz Afrika nicht weiter zu finanzieren.

Ferrial Adam von 350Africa.org teilt mit: „Uns ist bekannt, dass die Nedbank mit über 1 Milliarde Rand Kohleprojekte direkt finanziert. Was die Banken uns aber nicht sagen ist, welche Verluste sie durch ihre Investitionen in fossile Brennstoffe einfahren. Und genau das ist der Punkt, in dem wir eine vollständige Offenlegung seitens der Banken fordern.” Wir können eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe haben, die auf der Nutzung von Solar- und Windenergie basiert. Millionen von Menschen können so mit lokal erzeugter Elektrizität versorgt werden. Aber wir müssen sofort mit der Investition in saubere, erneuerbare Energien beginnen.”

Das jahrelange Nichthandeln von Regierung und Bergbaubetrieben hat dazu geführt, dass vorübergehende Maßnahmen getroffen wurden, um mit der vorherrschenden Wasserverschmutzung und der Wasserknappheit in diesen Regionen umzugehen. An einer langfristigen Lösung wird gearbeitet.

„Die Kohlelobby und die Regierung versprechen eine Kontrolle des Abbauprozesses. Doch die Menschen in Kwa-Thema sagen, sie warten seit Jahrzehnten darauf, dass sich ihr Leben ändert.”