JAHRESBERICHT 2017

Photo: Bora Chung
Brief der geschäftsführenden Direktorin:

Liebe Freundinnen und Freunde,

im letzten Jahr ist so viel passiert, dass wir euch mit den folgenden Geschichten einen Überblick verschaffen möchten.

Seit der Gründung von 350.org ist es unser gemeinsames Ziel, eine Klimaschutzbewegung aufzubauen, die den Ideenwettstreit für den Klimaschutz schnell genug gewinnen kann, dass die notwendigen politischen Maßnahmen in Gang gesetzt werden. Im Idealfall funktioniert unsere Arbeit wie eine riesige Flutwelle für den Klimaschutz, die alle mitnimmt und immer weiter ansteigt. Darum haben wir im Jahr 2017 zahlreiche weitere Projekte angeschoben, Gruppen gegründet, ein Netzwerk mit mehreren Hundert Partnern geknüpft und in wichtigen Ländern strategische Kapazitäten aufgebaut.

Wir pflegen enge Beziehungen zu vielen Gruppen, die mit direkten Aktionen an die Grenzen des Machbaren gehen. 2017 haben wir Ende Gelände in Deutschland geholfen, mit mehreren Tausend Leuten eine der größten Kohlegruben des Landes für einen Tag stillzulegen. Auch im Kampf gegen große europäische Investoren arbeiten wir mit Verbündeten zusammen. 2017 haben wir die Caisse de Dépôts, ein staatliches Finanzinstitut in Frankreich, zum Divestment aufgefordert.

Außerdem bringen wir im Rahmen großer Kampagnen und Mobilisierungen zahlreiche Partner zusammen und vernetzen Menschen mit den unterschiedlichsten politischen und strategischen Herangehensweisen. 2017 geschah dies mit dem People’s Climate March, der Kampagne Promise to Protect gegen die Keystone-XL-Pipeline, der Anti-Fracking-Kampagne in Brasilien und einer neuen regionalen Strategie zum Stopp der Kohleproduktion in Ostasien.

Wie bisher haben wir auch 2017 fähige Kampaigner*innen vor Ort engagiert, die das Vertrauen der jeweiligen Basis genießen und Insider beeinflussen können. Deshalb werden wir weder als gänzlich Außenstehende noch als Insider betrachtet. So können wir immer rasch agieren, Versammlungen abhalten und zugleich die Richtung vorgeben.

In der Zeitschrift Organization and Environment wurde unsere einzigartige Vorgehensweise folgendermaßen beschrieben: „Mit dem Aufkommen radikaler Ideen wurden auch liberale Konzepte (CO₂-Steuern, Emissionshandel, Subventionen für Erneuerbare usw.) in die Diskussion mit eingebracht. Die konservative Position wurde verdrängt – zumindest teilweise. Die radikale Haltung zum Divestment hat die US-amerikanische Klimadiskussion nachhaltig verändert und auf neue Lösungen gebracht , während sie bisher nur um „nichts tun“ oder „etwas tun“ kreiste.“

Mit diesem Ansatz propagieren wir unsere Botschaften „100 % Erneuerbare“ und „Kohle im Boden lassen“, gerade weil viele wichtige Akteure hinter der 100 %-Forderung stehen. Die Forderungen, denen wir zunehmend Nachdruck verschaffen wollen und die inzwischen auch Wirtschaftswissenschaftler*innen zur Kenntnis nehmen, lauten: „Keine Kohle-, Öl- oder Gasprojekte mehr“ und „Kein Geld mehr für Kohle, Öl und Gas“. Diese Forderungen haben wir auf Macrons Finanzgipfel im Dezember vorgebracht. Nun stellen wir sie in mehreren Tausend Städten auf der ganzen Welt und auch auf dem Global-Climate-Action-Gipfel im September 2018.

Ihr habt uns auf dem ganzen Weg begleitet und wir freuen uns schon darauf, gemeinsam mit euch die Zukunft der Klimaschutzbewegung zu gestalten und die nächste große Aktionswelle im Kampf gegen Kohle, Öl und Gas loszutreten.

In tiefer Dankbarkeit und Entschlossenheit,

signature of May Boeve
May Boeve, Geschäftsführende Direktorin

Aktionen und Kampagnen

Bild: Zack Embree

Neue politische Chancen in den USA eröffnen

People’s Climate March

actions

Gemeinsam mit über 100 Partnerorganisationen haben wir den People’s Climate March 2017 geplant. Bei dieser riesigen Mobilisierung wurde in zahlreichen Städten überall in den USA für Klimaschutz, Arbeitsplätze und Gerechtigkeit demonstriert und gegen die rückwärtsgewandte Politik der Trump-Regierung protestiert.

Nach monatelanger Vorbereitung mit unseren Partnerorganisationen gingen in Washington DC am 29. April 2017 fast 200.000 Menschen auf die Straße. Dieser gemeinsame Widerstand forcierte unsere Vision einer sauberen Energiewirtschaft in Bürgerhand. Zugleich nahmen mehrere Hunderttausend Menschen an 370 Schwester-Demonstrationen im ganzen Land teil. Wir haben viele Gruppen unterstützt, die vom Klimawandel direkt betroffen sind und am People’s Climate March teilnahmen. Wir haben in den sozialen Medien auf sie hingewiesen und so ihre Arbeit vor Ort bekannt gemacht. Außerdem wurden sie von uns finanziell unterstützt.

Widerstand gegen Trumps Agenda für fossile Brennstoffe

350.org war ganz vorn dabei im Kampf gegen die Kohle-, Öl- und Gas-Politik von Donald Trump. Kurz nach Trumps Amtseinführung im Januar 2017 demonstrierten wir den Widerstand der Öffentlichkeit gegen die Ernennung von Rex Tillerson, des ehemaligen Chefs von ExxonMobil, zum Außenminister der USA. 350.org organisierte den Protest von über 200 Leuten vor dem Senatsgebäude, in dem die Anhörung von Rex Tillerson stattfand. Im gleichen Monat organisierten wir am „Day Against Denial“ (Tag gegen das Leugnen) Demonstrationen von mehreren Tausend Leuten vor den Büros ihrer jeweiligen Senatorinnen und Senatoren, damit diese gegen die Marionetten der Kohle-, Öl- und Gasindustrie stimmen, die Trump für sein Kabinett nominiert hatte. Als der Senat Trumps Kandidaten und Kandidatinnen bestätigte und sie ernannt wurden, haben wir publik gemacht, wie eng diese Leute mit der Kohle-, Öl- und Gasindustrie verstrickt sind und warum sie den Klimawandel leugnen.

Und wir haben schnell auf neue Entwicklungen reagiert, die von Trumps kurzsichtiger Regierung kamen. Als Trump den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen verkündete, organisierten wir lautstarken Widerstand. Sofort nach Trumps Ankündigung schoben wir überall in den USA mehrere Hundert Aktionen an und forderten die Regierungen der Bundesstaaten und die Kommunalverwaltungen zu Klimaschutzmaßnahmen auf. Mehr als 2,5 Millionen Menschen unterschrieben eine gemeinsame Petition, in der die Staats- und Regierungschefs aufgefordert werden, den Klimaschutz voranzutreiben. Im Juni letzten Jahres nahmen wir dann im Vorfeld von COP23 an der Übergabe dieser Unterschriften an die Vereinten Nationen teil.

Klimaschutzlösungen vorantreiben

Wir fördern weiterhin Lösungen und greifen in unseren Kampagnen neue Ideen auf. Wir organisierten Demonstrationen rund um den Gesetzentwurf für 100 % Erneuerbare, der dem US- Senat vorgelegt wurde. Eines der darin genannten Ziele lautet, dass ab 2020 keine neue Kohle-, Öl- oder Gasinfrastruktur mehr gebaut werden darf. Es handelt sich um das ehrgeizigste Klimaschutzgesetz der Geschichte. Wir haben es gemeinsam mit unseren Verbündeten aus der Klimagerechtigkeits-Bewegung und den Arbeiterorganisationen verfasst. Wir können anschauliche und spannende Alternativen zu Trumps verheerenden Plänen vorlegen und aufzeigen, wie eine Zukunft ohne Kohle, Öl und Gas verwirklicht werden kann. Unsere gleichbleibende Forderung an den US-Kongress lautet: 100 % Erneuerbare und keine Kohle-, Öl- und Gasprojekte mehr.

Zudem arbeiten wir an Lösungen vor Ort. Im Juni haben wir mit Partnerorganisationen eine gemeinsame Strategie entwickelt und die #SolarXL-Kampagne gestartet. Solar XL bedeutet Widerstand durch erneuerbare Energie. Dabei wird der geplante Verlauf der Keystone-XL-Pipeline durch den Bau von Photovoltaik-Anlagen blockiert – so wird dem Problem durch saubere Energie der Weg versperrt. Gemeinsam mit Partnerorganisationen haben wir auf der Trasse der Pipeline drei Solaranlagen errichtet und Pläne zu deren Schutz entwickelt. Bei diesem Kampf geht es um mehr als nur eine Pipeline; es geht darum, den Widerstand mithilfe der Erneuerbaren zu gestalten, also mit Lösungen, die den Anlieger-Kommunen helfen und unser Klima schützen.

Klimaschutzlösungen vor Ort

350.org unterstützt außerdem ein Netzwerk von 160 lokalen Gruppen in den USA beim Start neuer Kampagnen. Diese Gruppen führen wirkungsvolle Kampagnen durch mit dem Ziel, Kohle, Öl und Gas im Boden zu lassen und eine rasche Bürger-Energiewende hin zu 100 % Erneuerbaren einzuleiten. Hier ein paar Beispiele für die unglaubliche Arbeit in den Kommunen:

  • 350PDX spielte gemeinsam mit Partnerorganisationen eine Schlüsselrolle bei der einstimmigen Verabschiedung eines Beschlusses der Stadt Portland (Oregon, USA) und des benachbarten Countys Multnomah: eine Verpflichtung zu 100 % Erneuerbaren im Stromsektor bis spätestens 2035 und zu 100 % in allen Sektoren bis spätestens 2050. Die Prioritäten liegen dabei auf Gerechtigkeit und der Entwicklung bürgernaher Lösungen zur Produktion von Erneuerbaren.
  • 350 Triangle, in North Carolina (USA) brachte zwei Countys dazu, Beschlüsse für 100 % Erneuerbare zu verabschieden. Derzeit arbeitet die Gruppe daran, dass die Städte Durham und Raleigh mit eigenen Beschlüssen folgen.
  • MN 350 führte eine mehrjährige Kampagne durch, die dazu führte, dass U.S. Bancorp aus dem Pipeline-Unternehmen Enbridge divestieren musste. Außerdem sorgte sie dafür, dass sich das Wirtschaftsministerium von Minnesota offiziell gegen die Line-3-Pipeline aussprach.
  • 350 New Mexico war an der Erarbeitung und Vorlage des Gesetzentwurfs SB132 beteiligt, durch den der Anteil Erneuerbarer in diesem Bundesstaat bis 2040 auf 80 % gesteigert werden soll. Vor Kurzem hat ein führender Kandidat für den Gouverneursposten das Gesetz als wichtiges Element für seinen Wahlkampf entdeckt.
  • 350-Gruppen aus dem Großraum Los Angeles, darunter South Bay Los Angeles 350, 350 Conejo, Ventura Climate Action Hub 350, SoCal 350 und Long Beach 350, arbeiteten am Auf- und Ausbau des Programms Los Angeles County Community Choice Energy. Dieses Programm ermöglicht es den Städten, ihre Verpflichtungen zu 100 % Erneuerbaren zu erfüllen, indem es ihnen hilft, ihre Energieversorgung selbst in die Hand zu nehmen.

Hast du Lust, bei einer lokalen 350-Gruppe mitzumachen oder eine neue zu gründen?

Mach mit!

Widerstand gegen neue Kohle-, Öl- und Gasprojekte

Teersand

Energy East und Kinder Morgan
actions

Nach jahrelangen Auseinandersetzungen wurde die Energy-East-Pipeline beerdigt. Sie war die größte jemals geplante Teersand-Pipeline und sollte pro Tag 1,1 Millionen Barrel Teersandöl transportieren.

Unser kanadisches Team leistete bei dieser Kampagne zusammen mit vielen indigenen Gruppen und anderen Betroffenen wichtige Arbeit. Im Mai 2017 brachten wir die Pacific Climate Warriors, die in der Südsee aktiv gegen Kohle, Öl und Gas vorgehen, in das kanadische Teersandgebiet, um die Solidarität mit den dortigen indigenen Bündnispartnern zu stärken. Unser Film über diese Verbindung und die Erfahrungen der Pacific Climate Warriors wurde in den sozialen Medien über 500.000 Mal aufgerufen. Energy East ist besiegt und wir führen den Kampf gegen die Kinder-Morgan-Pipeline in British Columbia weiter. Wir haben mehrere Tausend Leute veranlasst, Einwendungen gegen das Projekt vorzubringen. Im November schafften es gut 100 Kajaktivist*innen, das Exportterminal der Pipeline in Vancouver stillzulegen. Damit machten sie klar, dass der Bau von Kinder Morgan auf Widerstand trifft.

Keystone XL
actions

US-Präsident Trump hat die Pipeline Keystone XL wieder aus der Schublade hervorgeholt. Wir bekämpfen – erneut – jeden Schritt dieses Projekts.

Vor den Anhörungen im August haben wir Druck auf die Public Service Commission des US-Bundesstaats Nebraska gemacht, denn diese hat das letzte Wort, wenn es um die Baugenehmigung geht. Wir halfen bei der Organisation einer Demonstration mit 200 Leuten in Lincoln (Nebraska) und übergaben gemeinsam mit Partnerorganisationen 500.000 Einwendungen gegen das Projekt. Am 20. November erteilte die Kommission in einer knappen Abstimmung mit 3 zu 2 Stimmen die Genehmigung, jedoch nicht entlang der von TransCanada gewünschten Route. Dies eröffnet uns eine strategische Gelegenheit, den Weiterbau von Keystone XL aufzuhalten. Im Zuge der Kampagne „Promise to Protect“, die von verbündeten indigenen Gruppen angeführt wird, haben fast 20.000 Menschen ihre Teilnahme an Trainings und zukünftigen Demos entlang der Strecke zugesagt, wenn dies notwendig werden sollte. Wir sind sicher, dass der Widerstand der Betroffenen den Bau dieser Pipeline verhindern wird.

Auch bei scheinbar geringen Erfolgschancen erheben sich überall Menschen wie du und ich gegen jedes große Kohle-, Öl- und Gasprojekt in den USA. Diese Bewegung wächst rasch: Hier eine Landkarte der aktuellen Aktionen gegen Kohle, Öl und Gas in den USA.

Fracking und Erdgas

actions350 Brasilien hat gemeinsam mit der lateinamerikanischen Koalition gegen Fracking (COESUS) über 350 kommunale Fracking-Verbote in Brasilien durchgesetzt. In weiteren 75 Städten laufen noch Kampagnen. Die Zahl der kommunalen Fracking-Verbote stieg gegenüber dem Vorjahr um 50 % – und 2015 waren es gerade einmal 51 Kommunen!

Allein 2017 haben wir über 900 lokale Anti-Fracking-Veranstaltungen durchgeführt und über 100 Organisationen im Land für den Kampf gegen Kohle, Öl und Gas geschult. Wir halten die Dynamik aufrecht. Zurzeit drängen wir einen weiteren Bundesstaat Brasiliens dazu, Fracking zu verbieten, und veranstalten Anti-Fracking-Aktionen bei Grundstücksversteigerungen. Unser Netzwerk von Trainerinnen und Trainern hilft uns auch, in Brasilien Agrarreformen voranzutreiben. Diese wirken sich spürbar auf den Klimawandel und die Förderung fossiler Brennstoffe aus.

Der Kampf gegen Fracking ist nicht nur in Brasilien erfolgreich. In Uruguay waren 350 Lateinamerika und COESUS an der Organisation einer Anti-Fracking-Demo beteiligt. Zwei Tage nach dieser Demo verkündete der Energiekonzern Petrel die Einstellung seiner Fracking-Bohrungen in der Stadt Palomas in Uruguay. Nur eine Woche später verabschiedete der uruguayische Senat einstimmig ein vierjähriges Fracking-Moratorium! Dies war ein wichtiger Schritt in dem Bemühen, die fossilen Brennstoffe Lateinamerikas im Boden zu lassen.

In Europa verabschiedete die französische Regierung ein Gesetz, demzufolge die Erkundung fossiler Brennstoffe und die Erdgasförderung in Frankreich und den französischen Territorien eingefroren werden sollen. Zwar ist dies ein historischer Präzedenzfall, er geht jedoch nicht weit genug; bereits erteilte Öl- und Gas-Fördergenehmigungen könnten noch bis zu 25 Jahre lang gültig sein. Unser Team wird weiterhin daran arbeiten, dieses Gesetz zu stärken und auf andere fossile Brennstoffe auszuweiten.

Kohle

actionsKohle ist in vielen Regionen immer noch ein beliebter Energieträger. 350.org arbeitet nach wie vor daran, Produktion und Nutzung dieses schmutzigen Brennstoffs zu beenden. Unser Team in Afrika hat eine spannende Kampagne namens „deCOALonise Africa“ gestartet: Afrika entkohlenisieren.

Die Kampagne wurde von der Ähnlichkeit zwischen dem Verhalten der ehemaligen Kolonialmächte und der Kohle-, Öl- und Gasindustrie inspiriert. Wir haben diese Kampagne zusammen mit Partnerorganisationen entwickelt, um bei laufenden und neuen Aktionen gegen Kohle die Sichtweise Afrikas in den Vordergrund zu stellen. Die Initiative wurde im November gestartet. Inzwischen laufen acht Kampagnen in vier Ländern.

Im Kampf gegen die Kohle konnten wir bereits einige hart erkämpfte Erfolge feiern. In der Türkei haben wir dazu beigetragen, den Bau dreier geplanter Kohlekraftwerke zu stoppen. Ein türkisches Gericht entzog dem Kohlekraftwerk İzdemir die Umweltgenehmigung, sodass die 350-Megawatt-Anlage für längere Zeit stillgelegt wurde. Aufgrund des heftigen lokalen Widerstands, den wir unterstützten, wurden noch zwei weitere Kohleprojekte in der Region Aliağa auf Eis gelegt bzw. gestrichen! Die Türkei ist zwar immer noch abhängig von Kohle, diese Entwicklungen sind jedoch wichtige Schritte nach vorn.

Auch in Asien waren wir gegen Kohle aktiv. Dort ist es besonders wichtig, dass sie im Boden bleibt, weil asiatische Staaten auf der Suche nach mehr Energiequellen sind. In Taichung, Taiwan, gingen fast 5000 Menschen auf die Straße und protestierten gegen Luftverschmutzung durch Kohle und andere fossile Brennstoffe. In Indonesien unterstützen wir Gruppen in ihrem Kampf gegen zahlreiche geplante Kohlekraftwerke, insbesondere gegen die Großanlagen Cirebon und Indramayu. May Boeve, Geschäftsführende Direktorin von 350.org, besuchte die Region und unser Team vor Ort, um sich selbst ein Bild von der Umweltverschmutzung durch Kohle zu machen.

Des Weiteren haben wir laufende Aktionen gegen Kohle in Südostasien unterstützt und verstärkt. Im Januar 2017 unterstützten wir einen weltweiten Protesttag für die Sundarbans – den weltgrößten zusammenhängenden Mangrovenwald in Bangladesch. Schätzungen zufolge zeigten fast 4000 Menschen ihre Solidarität mit der seit fünf Jahren andauernden Widerstandsbewegung gegen den Bau des Kraftwerks Rampal. Durch das Kraftwerk kämen große Frachter in die Nähe der Mangrovenwälder und würden deren empfindliches Ökosystem sowie bedrohte Tier- und Pflanzenarten gefährden. Wir haben ein Video über die Bedrohung dieses UNESCO-Weltnaturerbes gedreht und veröffentlicht.

350.org Australien, eine eigenständige Organisation und enge Partnerin von 350.org, organisierte die Kampagne gegen den von Adani geplanten Kohletagebau, die größte Grube, die in Australien jemals projektiert wurde. Das Team hat es verstanden, durch Informationsveranstaltungen im ganzen Land Aufmerksamkeit auf den Tagebau zu lenken. 4000 Besucher*innen kamen und weitere 4000 verfolgten das Geschehen zu Hause per Livestream. Das Team erreichte, dass der Genehmigung und Finanzierung des Projekts inzwischen große Steine in den Weg gelegt wurden: 28 internationale Banken haben der Finanzierung von Adani eine Absage erteilt, das führende Bauunternehmen ist abgesprungen und die Regierung hat einen Milliardenkredit verweigert. Wird die Adani-Grube gestoppt, dann werden 60 Jahre lang 60 Megatonnen Kohle jährlich im Boden bleiben.

Die Macht der Kohle-, Öl- und Gasindustrie beschneiden

Divestment

trillions divested

2017 kam das Thema „Divestment aus fossilen Brennstoffen“ in der breiten Öffentlichkeit an. Was als kleine Bewegung an ein paar Hochschulen begann, ist zu einem weltweiten Phänomen geworden.

Unsere Globale Divestment-Mobilisierung vom 5. bis 13. Mai 2017 hat viele Menschen mobilisiert und in über 270 Gemeinden und 45 Ländern neue Mitstreiter*innen gewonnen. Durch diese Aktionen sind die Divestment-Kampagne und das jeweilige Engagement vor Ort bekannt geworden. Das Ergebnis ist eine gemeinsame Botschaft für die Welt und eine erstarkende Bewegung. Im Laufe des Jahres 2017 gab es 128 gewichtige Divestment-Verpflichtungen, unter anderem von 40 religiösen Institutionen, von Kapstadt in Südafrika und von der Republik Irland. Das Gesamtvermögen, das nun verbindlich divestiert wird, beträgt mittlerweile 5 Milliarden Euro!

Nach mehr als fünf Jahren inspirierender und kreativer Kampagnen der Klimaschutzbewegung verpflichteten sich die Pensionsfonds der Stadt und des Bundesstaats New York dazu, ihr verwaltetes Vermögen aus Kohle, Öl und Gas abzuziehen. Die Stadt New York ging sogar noch einen Schritt weiter und hat Klage gegen die größten Kohle-, Öl- und Gaskonzerne eingereicht . Ein riesiger Erfolg! Zusammen verwalten die Pensionsfonds der Stadt und des Bundesstaats umgerechnet etwa 340 Milliarden Euro – das weltweit größte Divestment bisher. Dies geschah nur wenige Monate nach der #Sandy5-Demonstration in New York, an der 5000 Menschen teilnahmen. Mit dieser Demo wurden die Pensionsfonds von Stadt und Bundesstaat am 5. Jahrestag des verheerenden Supersturms Sandy zum Divestment aufgefordert. Dieser Erfolg beweist die Macht der Basisbewegung und die Wirksamkeit langfristiger Kampagnen von Partnerorganisationen in New York.

Wir führen das Thema Divestment weiterhin mit kreativen und jeweils passenden Aktionen fort. In Japan übt die Kampagne „My Bank My Future“ weiterhin Druck auf Privatbanken und öffentliche Kreditinstitute aus. Im September übergaben wir den sieben größten Banken Japans eine Petition mit über 1000 Kundenunterschriften. Damit haben wir ihnen gezeigt, dass Divestment von der Bevölkerung unterstützt wird. Mit der Petition wurden die Banken aufgefordert, ihre Geschäftsverbindungen mit der Kohle-, Öl-, Gas- und Atomindustrie offenzulegen, das 1,5-bis-2-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu unterstützen und aus Kohle, Öl, Gas und Atomkraft zu divestieren. Das Team hat ein paar kreative Videos gedreht. to garner support for the campaign.

Keine Finanzierung fossiler Brennstoffe

In den letzten fünf Jahren hat die weltweite Divestment-Bewegung dafür gesorgt, dass institutionelle Anleger nun ernsthaft über Klimarisiken und fossile Brennstoffe diskutieren. Viele der weltweit größten Institutionen haben Divestment aus Kohle, Öl und Gas inzwischen auf dem Schirm und werden von der Klimaschutzbewegung gedrängt, keine fossilen Brennstoffe mehr zu finanzieren.

Egal, ob Banken veranlasst werden sollen, die Finanzierung von Pipeline-Projekten abzulehnen, ob von Versicherungen verlangt wird, keine Kohle-, Öl- und Gasinfrastruktur mehr zu versichern, oder ob Städte von der Zusammenarbeit mit Banken abgehalten werden sollen, die mit fossilen Brennstoffen zu tun haben: „Kein Geld mehr für Kohle, Öl und Gas” ist die treibende Strategie für die Bewegung. Einige unserer laufenden Kampagnen wenden sich gegen die Finanzierung konkreter Projekte, zum Beispiel der Transadriatischen Pipeline in Südeuropa, des Kohlekraftwerks Thabametsi in Südafrika und des Kraftwerks Rampal in Bangladesch. Gleichzeitig arbeiten wir daran, die allgemeine Einstellung der Investoren zur Finanzierung fossiler Brennstoffe zu verändern.

Diese Strategie des Wandels haben wir auf einem großen europäischen Finanzgipfel in die Praxis umgesetzt. Am 12. Dezember fand vor dem Panthéon in Paris eine von 350.org mitorganisierte Demonstration mit mehreren Hundert Teilnehmenden statt. Ihre Forderung: Kein Geld mehr für Kohle-, Öl- und Gaskonzerne! Als die Staats- und Regierungschefs auf dem vom französischen Präsidenten Macron ausgerichteten Klimagipfel „One Planet“ über die Finanzierung von Klimaschutzlösungen diskutierten, versammelten sich über 500 Menschen zu einer Kundgebung. Wir forderten sie auf, nicht nur mehr zu tun und Klimaschutzlösungen zu finanzieren, sondern auch den Kohle-, Öl- und Gaskonzernen die Unterstützung zu entziehen. Noch am gleichen Tag gab die Europäische Investitionsbank bekannt, dass sie ihre Entscheidung über einen 1,5-Milliarden-Euro-Kredit für die Transadriatische Pipeline erneut aufschieben werde. Unsere Botschaft ist klar und wir werden den Druck auf die größten Geldgeber für Kohle-, Öl- und Gasprojekte aufrechterhalten.

#ExxonKnew und #ShellKnew

Mit unserer schonungslosen Kampagne #ExxonKnew (Exxon wusste Bescheid) greifen wir weiterhin die Macht der großen Energiekonzerne an. Trotz der Versuche von ExxonMobil, eine Untersuchung seiner langen und gut dokumentierten Geschichte der Klimalügen zu sabotieren, schlägt dieser Fall immer höhere Wellen.

Nach einem Gerichtsurteil aus dem US-Bundesstaat Massachusetts muss Exxon bei der Untersuchung des Justizministeriums von Massachusetts kooperieren und mehr als 40 Jahre zurückreichende firmeninterne Unterlagen übergeben. Unterdessen macht auch das New Yorker Justizministerium Exxon die Hölle heiß und im ganzen Land reichen Städte eigene Klagen gegen Ölmultis ein.

Auch wir setzen möglichst kreative Methoden ein, um Exxon für seine Lügen zur Rechenschaft zu ziehen. Aufgrund steigender Temperaturen brach im Juli ein knapp 6000 km² großes Stück des antarktischen Schelfeises ab. Daraufhin starteten wir eine Petition, in der das Antarctic Place-names Committee aufgefordert wurde, den Eisberg „ExxonKnew 1“ zu nennen, weil der Konzern die Öffentlichkeit über den Klimawandel belogen hat. Mit uns forderten 10.000 Menschen, ihn „ExxonKnew Iceberg“ zu nennen. Damit gelang es, auf die Folgen des jahrzehntelangen Betrugs durch Exxon aufmerksam zu machen.

Neue Berichte lassen außerdem keinen Zweifel mehr daran, dass auch Shell schon seit vielen Jahren vom Klimawandel weiß und ihn vertuscht hat. Im Februar 2017 gingen im niederländischen Groningen 5000 Menschen auf die Straße, um gegen die Gasförderung zu protestieren – die bisher größte Demo in den Niederlanden zu diesem Thema. Die Schiefergasförderung in Groningen wurde mit Erdbeben in Zusammenhang gebracht – in einer Stadt, in der normalerweise keine seismische Aktivität auftritt. Jung und Alt marschierten durch die Innenstadt und forderten gemeinsam ein Ende der Gasförderung in der Region. Sie forderten von Shell und Exxon Schadenersatz für ihre durch die ausgelösten Erdbeben beschädigten Häuser, von der niederländischen Regierung den Abbruch ihrer Geschäftsbeziehungen mit der Gasbranche und von allen Verantwortlichen die Beschleunigung der Wende hin zu 100 % Erneuerbaren. Unsere Bemühungen, den Schwindel der Kohle-, Öl- und Gasindustrie aufzudecken und ihr die gesellschaftliche Akzeptanz zu entziehen, tragen Früchte und ermöglichen so die Wende hin zu einer Zukunft mit 100 % Erneuerbaren.

actions

Aufruf zum Handeln auf der COP23

Have Your Sei: Pacific Climate Warriors rufen zum Handeln auf

have your sei statsDie jährlichen Klimakonferenzen sind für 350.org wichtige Anlässe, Politiker*innen zu mutigen Schritten zu drängen, mit der Zivilgesellschaft zusammenzuarbeiten und den Stimmen der vom Klimawandel Betroffenen mehr Gehör zu verschaffen. Der von Fidschi geleitete Klimagipfel COP23 fand letzten November in Bonn statt.

Wir arbeiteten eng mit unserem Personal auf den Pazifikinseln und mit den Pacific Climate Warriors zusammen. So konnten wir eine starke Botschaft senden und breite Unterstützung für den Klimaschutz organisieren. Wir starteten die Kampagne „Have Your Sei“ und warben damit für die Unterzeichnung der Erklärung der Pacific Climate Warriors zum Klimawandel. Die Erklärung macht auf die Folgen des Klimawandels für den Pazifik aufmerksam und zeigt, wie diese Bedrohung durch Untätigkeit verschlimmert wird. Wir riefen die Staats- und Regierungschefs auf, sich zum Aufbau einer besseren, gerechteren Welt für uns und zukünftige Generationen zu verpflichten. Berühmte Rugbyspieler*innen, Schlüsselpersonen im Pazifikraum und die königliche Familie Tongas unterstützten uns.

Wir brachten 15 Climate Warriors zur COP23, hielten während der Konferenz 25 Veranstaltungen ab und übergaben einen Aufruf zu ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen mit 23.000 Unterschriften an die Delegierten. Unsere Botschaft wurde überall vernommen: Die Kampagne wurde in den sozialen Medien 17,8 Millionen Mal aufgerufen und erschien in den deutschen Abendnachrichten.

U.S. People’s Delegation: Basisaktivismus auf der COP23

cop23 stats Weil die Trump-Regierung dem Klimaschutz eine umfassende Absage erteilt, organisierten wir die U.S. People’s Delegation, um zu zeigen, welche Kraft Kommunen und Bürger*innen in den USA entwickeln. Zur Delegation gehörten direkt vom Klimawandel Betroffene, indigene Gruppen, Schwarze Menschen, Jugendliche, Menschen, die sich für andere einsetzen, und solche, die politische Verantwortung tragen. Sie fordern Klimaschutzmaßnahmen auf kommunaler und bundesstaatlicher Ebene, auch wenn die US-Regierung aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aussteigt und den Klimaschutz abbaut.

Gefordert wurde unter anderem eine Bürger-Energiewende hin zu 100 % Erneuerbaren in allen Städten und Bundesstaaten sowie ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen vonseiten der Politik. 11 Basisorganisationen hatten insgesamt 40 Delegierte entsandt. Die Delegation zeichnete ein Bild von den wahren Bedürfnissen vieler Städte und Gemeinden in den USA; sie deckte die Verstrickung der Trump-Delegation mit der Kohle-, Öl- und Gasindustrie auf und machte während der gesamten Konferenz Druck, endlich zu handeln. Wir organisierten zwei größere Veranstaltungen. Dabei erzählten wir konkrete Geschichten aus den USA und erklärten, warum wir eine rasche und lösungsorientierte Klimapolitik fordern:

  • Wir veranstalteten eine Diskussion mit zehn Abgeordneten und Delegierten US-amerikanischer Städte zum Thema Klimaverantwortung. Außerdem beteiligten wir uns an der Übergabe der Petition „We Are Still In“ mit einer Million Unterschriften an das UNFCCC-Sekretariat: eine eindrucksvolle Demonstration der Entschlossenheit der US-Bevölkerung.
  • Mitglieder der U.S. People’s Delegation sorgten dafür, dass Hunderte während der einzigen Veranstaltung der Trump-Regierung aufstanden, den Saal verließen und dabei als Protest gegen die kohlefreundliche US-Politik „We The People“ sangen. Vor den Augen von mehreren Hundert Delegierten und Presseleuten forderte die Delegation von der Regierung, fossile Brennstoffe im Boden zu lassen. Das Video über die Aktion ging in den sozialen Medien viral und verstärkte unsere Botschaft weltweit.

Die Delegation wurde 114 Mal in der Presse erwähnt, darunter auch in großen Zeitungen wie der New York Times. Darüber hinaus wurde unser Auftritt in den sozialen Medien auf allen Plattformen 46 Millionen Mal aufgerufen. Unsere Forderungen zum Klimaschutz wurden also weltweit vernommen. Die People’s Delegation vertrat unter anderem die folgenden Organisationen: SustainUS, Sunrise Movement, Indigenous Environmental Network, Global Grassroots Justice Alliance und die Climate Justice Alliance als Teil von It Takes Roots, U.S. Human Rights Network, Climate Generation, Our Children’s Trust, NextGen America und 350.org.

Organisation und Weiterbildung

Bild: 350 East Asia

Stärkung der Klimaschutzbewegung

Lokale 350-Gruppen und progressive Partnerschaften

local 350 groups

Wir wissen, dass wir jede einzelne Person brauchen, um die Dinge zu verändern. Unsere Basis sind lokale 350-Gruppen, die sich an ihrem Wohnort für den Klimaschutz einsetzen, von der kommunalen bis zur bundesstaatlichen Ebene. In den USA hat sich 350.org in 38 Bundesstaaten mit über 160 lokalen Gruppen verbündet, die zusammen über 150.000 registrierte Freiwillige umfassen.

Alle lokalen Gruppen arbeiten mit großem Erfolg und lernen durch Newsletter, monatliche Telefonkonferenzen und Schulungen voneinander. Wir unterstützen ihre Arbeit mit Trainings, Coachings, Hilfsmitteln und Kampagneninfos. Unsere Partnergruppen 350NYC and 350 NYC und 350 Brooklyn waren wichtige Verbündete beim DivestNY-Erfolg.

Zusätzlich wurden im vergangenen Jahr neue Partnerschaften gegründet, womit wir auf die verheerende Politik der Trump-Regierung reagieren. In organisationsübergreifenden Arbeitsgruppen haben wir die Kooperation mit zahlreichen gleichgesinnten und progressiven Organisationen wie Color of Change, Sierra Club, Moveon, NAACP, NARAL u. a. fortgesetzt. Diese Gruppen sind extrem wichtig, um als progressive Bewegung zusammenzuhalten und mit einer langfristigen Strategie unsere gemeinsamen Ziele zu verfolgen.

Die Stärkung der Klimaschutzbewegung weltweit ist in unseren Augen von entscheidender Bedeutung. Deshalb haben wir ein Programm entwickelt, mit dem wir lokale Aktionen gegen Kohle, Öl und Gas, vom Klimawandel betroffene Kommunen, lösungsorientierte Kampagnen und unzureichend ausgestatteteAktionsgruppen unterstützen. In Zusammenarbeit mit dem Global Greengrants Fund stellten wir 2017 etwa 200.000 Euro für 23 Basisgruppen zur Verfügung, die weltweit gegen den Klimawandel ankämpfen. Diese Gruppen sind über sechs Kontinente verteilt und organisieren den Widerstand gegen Kohle-, Öl- und Gasprojekte vor Ort. Sie motivieren ihr Umfeld, sich für eine Bürger-Energiewende hin zu 100 % Erneuerbaren einzusetzen.

Trainings

trainings stats

Mit unserem globalen Trainingsprogramm zur Stärkung der Klimabewegung lernen unsere regionalen Vorkämpfer*innen, eine breitere Basis zu unterstützen. So können sie sich an größere und ehrgeizigere Kampagnen wagen. Unsere Trainingswebsite dient auch als Lernlabor für Kampagnenteams, die sich dort über Erfolge, Fehlschläge und Erfahrungen austauschen können.

2017 wurden von dieser Website über 100.000 Dokumente heruntergeladen und wir führten weltweit über 150 Trainings durch. Unsere Trainings stärken vor Ort die Führungskompetenz und das Wissen über die jeweiligen Traditionen. So mobilisierte zum Beispiel das Pacific-Warrior-Trainingsprogramm mehrere Hundert indigene Mitstreiter*innen von zahlreichen Südseeinseln. Sie sensibilisierten ihr Umfeld für die Auswirkungen des Klimawandels und motivierten die Leute, sich an Großaktionen gegen die australische Kohleindustrie zu beteiligen.

Wir organisieren weiterhin persönliche Trainings in bestimmten Regionen. Durch unser Netzwerk Divestment East Asia (DEAN) organisierten wir ein Treffen von Basisgruppen, die sich gegen Kohleprojekte wehren. Dort ging es um Kapazitätsaufbau und Schulung in Bereichen wie digitale Kampagnenführung und Storytelling für stärkere und wirkungsvollere Kampagnen. In Südasien bauen wir gerade ein Schulungsnetzwerk zur Gründung von „Solidaritätsgruppen“ auf – 350-Organisationen von Freiwilligen für den Austausch zwischen städtischen und ländlichen Gruppen, die sich gegen Kohleprojekte wehren. In Europa unterstützen wir Divestment- und Fossil-Free-Kampagnen mit einem umfangreichen Trainingsprogramm zur Verbesserung ihrer strategischen und organisatorischen Fähigkeiten.

Außerdem haben wir neue interaktive Online-Schulungen entwickelt, die wir derzeit testen und auf ihre Wirkung abklopfen. In Lateinamerika haben wir festgestellt, dass in unserem Netzwerk in Argentinien und Brasilien noch Ressourcen fehlen. Für den Kapazitätsaufbau unserer Partnerorganisationen und Freiwilligen in Brasilien haben wir daher 11 interaktive Onlinekurse zu diversen Aspekten des Kampfs gegen den Klimawandel auf Portugiesisch und Englisch veröffentlicht. Diese Kurse waren überaus erfolgreich und wurden in weniger als einem Jahr über 2700 Mal genutzt. Um die Klimaschutzbewegung weiter zu stärken, werden wir auch in Zukunft immer wieder neue und kostenlose interaktive Trainings anbieten.

Cities for Life

cities for life

In vielen Gegenden Osteuropas und des Kaukasus ist nach unseren Erkenntnissen das Wissen über den Klimawandel nicht besonders ausgeprägt. Demgegenüber ist der politische Einfluss des Ölkonzerns Gazprom so groß, dass wir unsere Kampagnen anpassen und neue Strategien ausprobieren müssen. Unsere neue Kampagne „Cities for Life“ ist an die Situation in Osteuropa angepasst. Sie soll das Klimabewusstsein stärken und den Mitstreiter*innen helfen, in größeren Städten klimafreundliche Lösungen voranzutreiben.

Unser Team unterstützte die Gründung lokaler Arbeitsgruppen, in denen Klimaschützer*innen zusammen mit Verantwortlichen aus der Kommunalpolitik Klimastrategien entwickeln und ausformulieren. In 15 Städten und fünf Ländern haben wir an der Planung von Aktionstagen zur klimafreundlichen Aufwertung von Städten mitgewirkt. Dort haben die Leute im öffentlichen Raum Mülltrennung eingeführt, Solaranlagen installiert, Stadtgärten angelegt und Bäume gepflanzt. Im Oktober haben wir eine Jugendveranstaltung namens „Powershift“ (Machtverschiebung) durchgeführt, bei der Teilnehmer*innen aus acht Ländern ein Kampagnen-Training in der Ukraine absolvierten. Damit klimafreundliche Lösungen durchgesetzt werden können, ist das Team nun dabei, ein Climate Leadership Program zur Weiterbildung dieser Führungskräfte aufzusetzen. In Ländern, in denen keine wirkliche Meinungsfreiheit herrscht, haben wir Mittel und Wege gefunden, die Bewegung aufzubauen und Vorkämpfer*innen zu schulen, damit sich etwas ändert.

Wir stellen vor:

Walid Ahmed Ali

Walid Ahmed Ali Kenya Map

In Kenia und auf dem ganzen afrikanischen Kontinent kann 350.org, wie auch anderswo, den Klimawandel nur mithilfe von Partnerorganisationen und Freiwilligen bekämpfen. Wir arbeiten eng mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen und unterstützen ihre Aktivitäten, um ihren Einfluss und ihre Erfolge so weit wie möglich zu verstärken. Hier nur ein Beispiel von vielen:

Walid Ahmed Ali, Aktivist aus Lamu in Kenia, ist einer unserer fähigsten Unterstützer in der deCOALonise.africa Kampagne. Walid engagiert sich bei Save Lamu (Rettet Lamu). Diese Basisorganisation setzt sich dafür ein, dass die Bevölkerung Lamus in Entscheidungsprozesse einbezogen wird, die sich auf ihre Umwelt, Gesellschaft und Kultur auswirken. Walid ist außerdem Gründer der Jugendallianz Lamu. Diese Gruppe setzt sich für die Stärkung der Jugend, soziale Gerechtigkeit und Geschlechtergleichstellung ein und vermittelt Führungskompetenzen. Save Lamu und Walid waren wichtige Verbündete im Widerstand gegen das geplante Kohlekraftwerk Lamu, das zu vermehrten Emissionen in der Region führen würde.

Walid lebt seit seiner Geburt auf Lamu und kämpft mit großer Leidenschaft für die Rettung seiner Insel. Wenn er nach seiner Motivation gefragt wird, sagt er: „Ich bin direkt von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Am allerwichtigsten ist mir jedoch, den Tod vieler tausend Menschen und die Zerstörung der reichen Artenvielfalt Lamus zu verhindern. Das alles würde der Umweltverschmutzung durch Kohle zum Opfer fallen.“

Walid ist für uns ein unverzichtbarer Partner an der Basis. In unserem Video deCOAlonise.africa erzählt er vom Widerstand der Bevölkerung gegen das Kohlekraftwerk Lamu. Er verschaffte uns Kontakt zur Bevölkerung Lamus und ermöglichte Presseinterviews mit Verantwortlichen aus der Kommunalpolitik. So konnte der Widerstand gegen das Projekt verstärkt werden. Walid ist außerdem Sprecher von 350 Africa und führender Kopf der deCOALonise-Bewegung vor Ort. Er war einer von denen, die letzten Oktober in der deCOALonise-Fotoausstellung in Nairobi vorgestellt wurden. Diese Veranstaltung war ein Anziehungspunkt für zahlreiche Menschen, darunter führende Politiker*innen und Künstler*innen, und stärkte so den Widerstand gegen die Kohle. Walids Fähigkeiten als Interessenvertreter und seine Organisationserfahrung sind bei Gruppen für Umwelt- und soziale Gerechtigkeit sehr gefragt.

Prince Papa, Feldorganisator für die Subsahara-Region bei 350.org, weiß, dass er sich „immer auf Walid verlassen kann, wenn im Zusammenhang mit der Anti-Kohle-Kampagne etwas Dringendes ansteht. Er ist uneigennützig und es liegt ihm sehr viel daran, seine Mitmenschen zu stärken. Ich glaube nicht, dass es etwas gibt, was er mehr liebt als Lamu und die Menschen dort.”

Im Januar 2018 nahm Walid zusammen mit dem Team von 350 Kenya an einer dreitägigen Planungsklausur teil. Dabei ging es um die Ausrichtung und Perfektionierung unserer Kampagnenarbeit gegen neue Kohleprojekte in Kenia. Er ist ein zentraler Akteur bei der Umsetzung unserer deCOALonise-Pläne in Afrika.

Walid ist ein großartiger Organisator für den Klimaschutz. Die Arbeit von 350.org beruht auf der Führungsstärke von Walid und zahllosen anderen Einzelpersonen und Basisorganisationen, die uns den Weg weisen. Wir sind dankbar, dass wir diesen Führungskräften vor Ort bei der Organisation, Weiterbildung und Mobilisierung zur Seite stehen dürfen. Unser herzlicher Dank gilt Walid Ahmed Ali und all unseren freiwilligen Aktivistinnen, Unterstützern und Partnerorganisationen auf der ganzen Welt!

Finanzinformationen

Bild: Zenzel Photographie

Geschäftszahlen für 2017

Einnahmen 2017

7528814,9234143,78294
2017 2016
45% Fördergelder und Stiftungen $7,528,814 $7,314,102
55% Einzelspenden $9,234,143 $6,383,426
0% Sonstige Einnahmen $78,294 $111,825
Gesamt $16,841,251 $13,809,353

Ausgaben 2017

10462347,1955557,490882
2017 2016
81% Kampagnen u. Ä. $10,462,347 $9,129,553
15% Verwaltung und Allgemeines $1,955,557 $1,180,945
4% Fundraising $490,882 $345,315
Gesamt $12,908,786 $10,655,813

Vermögensbilanz

2017 2016
Vermögenswerte $12,387,561 $8,034,303
Verbindlichkeiten $1,137,924 $717,131
Nettovermögen $11,249,637 $7,317,172

Aufschlüsselung des Nettovermögens

2017 2016
Unbeschränkt $10,240,799 $5,944,370
Zeitweilig beschränkt $1,008,838 $1,372,802
Nettovermögen $11,249,637 $7,317,172

Stiftungen

Neben Einzelspenden wurde die Arbeit von 350.org im Geschäftsjahr 2017 von folgenden Stiftungen unterstützt:

  • Aaron Rashti Family Foundation
  • The Abelow Family Foundation
  • Ad Hoc Foundation
  • Adirondack Foundation - Sonneborn Adirondack Fund
  • Alper Family Foundation
  • The Andrew J. and Anita G. Frankel Family Foundation
  • Angel Fund of the Whatcom Community Foundation
  • Angerman Foundation
  • Ann and Gordon Getty Foundation
  • Arete Foundation
  • Arkay Foundation
  • Arntz Family Foundation
  • Ashurst Foundation
  • Asis Foundation
  • Beardsley Family Foundation
  • BDH Foundation
  • BLT Charitable Trust
  • Borrego Foundation
  • The Boston Foundation
  • Brent Family Foundation
  • Caroline Blanton Thayer Charitable Trust
  • Casey Family Foundation
  • Ceres Charitable Foundation
  • Charles Spear Charitable Foundation
  • Christina Heroy Foundation
  • Clif Bar Family Foundation
  • Climate Ride
  • ClimateWorks
  • Community Foundation of Eastern Connecticut
  • Community Foundation of Greater Chattanooga
  • Community Foundation of Greater Memphis
  • The Community Foundation For The National Capital Region
  • Compton Foundation
  • The Corragio Fund
  • CREDO
  • Crowell Family Foundation
  • Danem Foundation
  • The Daruma Foundation at Seattle Foundation
  • Dave and Sheila Gold Foundation
  • Davis/Dauray Family Fund
  • Defense Against Thought Control Foundation
  • Denison Family Foundation
  • Donald and Susan Wilson Fund, Princeton Area Community Foundation
  • The Douglass Foundation
  • Driscoll Foundation
  • The Dudley Foundation
  • E & S Hirsch Foundation
  • Ebb Point Foundation
  • EcoEd Foundation
  • The Elizabeth Fund
  • Elizabeth R. Patterson Fund of the Marin Community Foundation
  • Elliot Badgley Foundation
  • Ellis Foundation
  • Elving-Carr Family Fund at the Boston Foundation
  • Emmons-Bradlee Family Foundation
  • ENEE Philanthropic Fund
  • Erdman Family Foundation
  • Ernest Lowenstein Foundation
  • Ettinger Foundation
  • European Climate Foundation
  • Fair Share Fund, Community Foundation of Santa Cruz County
  • Ferroggiaro Family Fund of the Tides Foundation
  • Flora Family Foundation
  • Fountain Fund of the Vermont Community Foundation
  • Franciscan Sisters of Mary
  • Frankel Family Foundation
  • Franklin H. Moore & Nancy S. Moore Foundation
  • Franklin Philanthropic Foundation
  • Fred Farkouh Fund
  • FThree Foundation
  • Gary Rosenau Foundation
  • Gienapp Family Foundation
  • Glenridge Charitable Foundation
  • Gould Family Foundation
  • Grace Jones Richardson Trust
  • Grantham Foundation
  • Gratch Family Fund, Evanston Community Foundation
  • Gualala Fund at the Boston Foundation
  • Haberman Foundation
  • Hamill Family Foundation
  • Harold K. Raisler Foundation
  • Hirschi Donor Advised Fund of the Wichita Falls Area Community Foundation
  • Hirshan Family Foundation
  • Jarvey McCord Foundation
  • The JEMP-D Foundation
  • The Jelks Family Foundation
  • Jim and Patty Rouse Charitable Foundation
  • John and Marianne Gerhart Fund of the Tides Foundation
  • Jon and Katherine Dart Family Foundation
  • Joy Foundation
  • Juan M. Cordova Foundation
  • Kane Family Foundation
  • Kendeda Fund
  • KMW Family Fund for the Common Good at Seattle Foundation
  • KR Foundation
  • Kwong Rubin Fund of the Rochester Area Community Foundation
  • Lee Family Fund of the Central New York Community Foundation
  • LEF Foundation
  • Lenfestey Family Foundation
  • LeRoss Family Foundation
  • The Libra Foundation
  • Lipton Family Foundation
  • Little Big Fund of the Rockefeller Family Fund
  • Living Springs Foundation
  • LJTJ Fund
  • Louis and Anne Abrons Foundation
  • Lutz Fund
  • Madwoman Project Fund of the Charlottesville Area Community Foundation
  • Maine Community Foundation
  • Maisel Foundation
  • Mattlin Foundation
  • Maurice S. Surlow Memorial Fund of the Milwaukee Jewish Federation
  • McCutcheon Foundation
  • The Mennonite Foundation
  • Metta Fund, Community Foundation of Western Massachusetts
  • Michl Fund of The Community Foundation of Boulder County
  • The Michels Family Foundation
  • Milner Family Foundation
  • Monasse Foundation
  • Morris Family Foundation
  • Nathan Cummings Foundation
  • Neidel Family Fund of the Community Foundation for Monterey County
  • New Belgium Family Foundation
  • New Venture Fund
  • New Visions Foundation
  • New World Library
  • The New York Community Trust
  • Oak Foundation
  • Oregon Community Foundation
  • Other Peoples Pixels Fund
  • Overbrook Foundation
  • The Paul & Edith Babson Foundation
  • Park Foundation
  • Participant Productions Foundation
  • The Patriot Foundation
  • Pedersen Family Foundation
  • Pill Maharam Family Fund
  • PLUS1
  • Pond Family Foundation
  • Prospect Foundation
  • R&S Strauss Family Foundation
  • Ray and Tye Noorda Foundation
  • Reis Family Foundation
  • Reis Family Fund, The Community Foundation for Greater New Haven
  • Renaissance Charitable Foundation
  • Richard and Rachel Fund of the New Mexico Community Foundation
  • The River Foundation
  • Robert K Scripps Family Foundation
  • Rockefeller Brothers Fund
  • Room and Board Foundation
  • Rose Foundation for Communities and the Environment
  • Rubin Family Foundation
  • S.B. Foundation
  • The San Francisco Foundation
  • Schaffner Family Foundation
  • Schatz Family Foundation
  • Scherman Foundation
  • Schlingerman-Christensen Family Foundation
  • Schwabian Fund of the Long Island Community Foundation
  • Seattle Foundation
  • Second Anonymous Fund, Santa Fe Community Foundation
  • Seth MacFarlane Foundation
  • Seymour and Sylvia Rothchild Family 2004 Charitable Foundation
  • The Shifting Foundation
  • Shirley and David Allen Foundation
  • The Shirley and William Fleischer Family Foundation
  • Shlenker Block Fund, Houston Jewish Community Foundation
  • Sierra Club Foundation
  • South Mountain Company Foundation
  • Stevenson-Cannon Family Fund of The Community Foundation of Boulder County
  • The Streisand Foundation
  • Stop Global Warming Fund, Tides Foundation
  • Sturtevant Family Foundation
  • Sunny Knoll Fund of the Community Foundation for Greater Atlanta
  • Susan and Ford Schumann Foundation
  • Tarbell Family Foundation
  • Temple Family Private Foundation
  • Thanksgiving Fund
  • The Tilia Fund
  • Thomas and Nancy Florsheim Family Foundation
  • Tides Foundation
  • TomKat Foundation
  • Tortuga Foundation
  • Treeline Foundation
  • Triangle Community Foundation
  • Trubrador Foundation
  • Tudor Family Foundation
  • Twig Foundation
  • Wallace Global Fund
  • Weissman Family Foundation
  • WestWind Foundation
  • White Cedar Fund of Tides Foundation
  • William C. Bullitt Foundation
  • William Huch Fund of the Community Foundation of Sarasota County
  • Wright-Ingraham Institutue
  • Wy’east Foundation
  • Zaitlin-Nienberg Family Fund

Finanzberichte-Archiv

Das Bundesgesetz der USA schreibt vor, dass 350.org eine jährliche unabhängige Prüfung des Jahresabschlusses durchführen lassen muss.