Von Anam Rathor

Ein Drittel meines Landes steht jetzt unter Wasser – Brücken, Straßen, Schulen und weitere Infrastruktur versinkt. Die Menschen flüchten aus ihren Häusern. Mindestens 33 Millionen Menschen wurden zu Geflüchteten – jeder siebte Pakistani. Das sind 33 Millionen zerstörte Träume, 33 Millionen zerstörte Hoffnungen und 33 Millionen zerstörte Lebensperspektiven – infolge einer Verwüstung in ihrem Land, die sie nicht verschuldet haben.

Pakistan trägt nur 0,67% zum weltweiten CO²-Ausstoß bei. Schon lange zählt meine Heimat jedoch zu den vom Klimawandel am stärksten bedrohten Ländern der Erde. Das Land erlebt eine Erwärmung weit über dem weltweiten Durchschnitt sowie häufigere und heftigere extreme Klimaereignisse.

Jeder Teil Pakistans hat alleine in diesem Jahr zahlreiche extreme Klimaereignisse erlebt. Von März bis Juni brachen in den Provinzen Sindh, Belutschistan und Pandschab Hitzewellen Rekorde. In den nördlichen Regionen Khyber Pakhtunkhwa und Gilgit-Baltistan verursachten schmelzende Gletscher Überschwemmungen durch überlaufende Gletscherseen. Die jüngsten Überschwemmungen, ausgelöst durch einen beispiellosen Monsun, haben in allen Regionen Verwüstungen angerichtet. Millionen warten noch immer auf Nahrungsmittel, Trinkwasser und Notunterkünfte, während Hilfsteams Mühe haben, die eingeschlossenen Ortschaften zu erreichen.

 

In einem Land, das bereits durch die Kolonialherrschaft Schaden litt und einen wirtschaftlichen Zusammenbruch erlebte, haben die jüngsten Überschwemmungen die Notlage verschärft. Sie bewirkten einen heftigen Anstieg der Inflation und eine Lebensmittelknappheit epischen Ausmaßes, weil die Fluten Getreide und Vieh vernichteten. Die aktuelle Klimakrise bedroht das Überleben Pakistans als agrarische Volkswirtschaft.

Jetzt, da Pakistan die Zerstörung und Verwüstung durch die jüngsten extremen Klimaereignisse beklagt, müssen die industrialisierten sowie postindustriellen Länder des globalen Nordens zur Rechenschaft gezogen werden. Sie sind für diese Katastrophen verantwortlich. Damit wir überleben und damit das pakistanische Volk in Würde leben kann, muss der Klimakrise mehr Aufmerksamkeit als bisher geschenkt werden. Insbesondere in den reichen Ländern, die für 90% der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Diese Länder mit hohen Emissionen müssen Verantwortung übernehmen. Sie müssen aber auch für den Tod und die Zerstörung als direkte Folge ihres Handelns zur Rechenschaft gezogen werden. Das Blut der Toten klebt an ihren Händen – im globalen Norden, bei den Milliardär*innen der fossilen Brennstoffindustrie.

Dieselben Länder mit hohem CO²-Ausstoß im globalen Norden kolonisierten mehrere Jahrhunderte lang unser Land. Sie töteten unsere Vorfahren und stahlen unsere Ressourcen. Jetzt haben sie unsere Atmosphäre kolonisiert – in ihrem Streben nach Wohlstand und Entwicklung auf Kosten des Lebens unserer Menschen und unserer Umwelt.

Wenn eine Erwärmung um 1,1 Grad für Pakistan so aussieht, habe ich große Angst, mir die Zukunft vorzustellen. Die Temperatur steigt vielleicht linear an, die Katastrophen nehmen aber exponentiell zu.

Pakistan ist mit einer katastrophalen humanitären Krise und einer unvorstellbaren Finanzkrise konfrontiert – das Land steht am Abgrund und vor einem kompletten Wirtschaftszusammenbruch. Es ist an der Zeit, dass die Länder mit hohen Emissionen für Verluste und Schäden aufkommen – sie müssen Entschädigung leisten. Wir bitten nicht um Wohltätigkeit oder einen weiteren Kredit; wir benötigen Klimareparationen.

Was du tun kannst:

Es gibt viele Möglichkeiten, etwas gegen die Klimakrise zu unternehmen. Wenn du aber jetzt im Augenblick behilflich sein möchtest, gibt es hier eine Liste von Hilfsorganisationen und Möglichkeiten zum Spenden:

Spenden