29. Oktober 2021

Aktivist:innen nehmen im Rahmen weltweiter Aktionswelle die Deutsche Bank und andere ins Visier, um die Finanzierung fossiler Brennstoffe zu beenden

29. Oktober 2021, Deutschland. Heute am Weltspartag protestieren Klimaaktivist:innen in 27 Städten in ganz Deutschland vor Filialen der Deutschen Bank, der Commerzbank, der Sparkassengruppe und der Europäische Zentralbank, um ein Ende der Finanzierung fossiler Brennstoffe zu fordern. Die Aktivist:innen demonstrieren dagegen, dass Banken zerstörerische Projekte für fossile Brennstoffe fördern, z.B. Kohletagebau im Rheinland, Fracking in Vaca Muerta oder die Ölpipeline EACOP in Ostafrika. Durch die weltweite Finanzierung solcher Projekte unterstützen Finanzinstitute wie die Deutsche Bank Menschenrechtsverletzungen und verbreiten Klimachaos. Das zeigt, dass Zusagen von Banken, CO2-neutral zu werden, nichts als leere Versprechen sind.

●  Fotos und Videos von dieser und anderen Aktionen weltweit werden hier ab dem 29. Oktober veröffentlicht.

Vom 29. Oktober bis zum 6. November werden Tausende Menschen in allen Teilen der Welt eine Welle von 50 abgestimmten Aktionen lostreten, die sich gegen Finanzinstitutionen richten, die weiterhin die Kohle-, Öl- und Gasindustrie unterstützen.

  • Lützerath – Aktivist:innen, die sich gegen die Zerstörung des Dorfes für den Kohleabbau unter Führung des Kohlekonzerns RWE wehren, halten eine private Klima-Mahnwache ab. Dabei verlesen sie eine Erklärung von Menschen, die sich Fracking im argentinischen Vaca Muerta widersetzen. Sie malen auch ein 400 m2 großes Bodenbild, das die Notwendigkeit zeigt, für Klimagerechtigkeit zu handeln.
  • Berlin – Parents for Future, 350.org und Fossil Free Berlin veranstalteten von 10 bis 13 Uhr eine Kundgebung vor dem Quartier Zukunft der Deutschen Bank. Gemalte Bodenbilder  heben die Gemeinden an vorderster Front hervor, die sich in Lützerath im Rheinland, Vaca Muerta in Argentinien und Australien gegen fossile Infrastruktur wehren. Außerdem wird es Reden und Audiobotschaften von Aktivist:innen geben, die sich der ostafrikanischen Rohölpipeline in Uganda widersetzen.
  • Frankfurt – Das Koala Kollektiv und Partner malen um 13 Uhr vor dem Gebäude der Europäischen Zentralbank am Willy-Brandt-Platz ein Bodenbild mit der Botschaft “Stop Funding Fossil Fuels”. Das Wandgemälde wird gegen 15:30 Uhr fertiggestellt und klagt die Rolle der EZB, Commerzbank und Deutsche Bank bei der Finanzierung weltweiten Klimachaos an.

Europa leidet jetzt unter den Folgen der Klimakrise, wie im deutschen Ahrtal zu sehen ist, das sich noch von den jüngsten massiven Überschwemmungen erholt. Ärmere und verletzlichere Regionen leiden schon seit Jahren. Die Überschwemmungen und Waldbrände mit vielen Toten, die wir in diesem Jahr in Europa erleben mussten, sind ein alarmierender Weckruf für das, was uns erwartet, wenn wir nicht dringend Maßnahmen ergreifen, um denen den Geldhahn zuzudrehen, die wesentlich für das Klimachaos verantwortlich sind. Selbst die konservative Internationale Energieagentur, die in den 1970er Jahren gegründet wurde, um Ölkonzerne zu schützen, sagt mittlerweile, dass wir nicht länger in neue fossile Brennstoffe investieren sollten.

In Europa sind einige der mächtigsten Geldgeber der Welt beheimatet, darunter die Deutsche Bank, die weiterhin mit ausbeuterischen und neokolonialistischen Mitteln versuchen, ihre Gewinne um jeden Preis zu maximieren. Dazu investieren sie weltweit in extrem umwelt- und klimaschädliche Projekte zur Förderung fossiler Brennstoffe.

Zitate

„Die Deutsche Bank ist der größte Geldgeber von RWE, dem Betreiber des Tagebaus Garzweiler, von dessen Rand wir heute schreiben. Die Deutsche Bank ist auch die Bank, die den Tod der lokalen Bevölkerung in Argentinien, durch das Fracking in Vaca Muerta, finanziert (…) und sicherstellt, dass die Klimakatastrophe eine Tatsache wird. Neben vielen anderen tödlichen Projekten finanziert sie auch Total, ein Unternehmen, das stark am Bau der größten Rohölpipeline EACOP beteiligt ist, die Zehntausende von Menschen [in Afrika] vertreibt, jeden Tag ihre Rechte verletzt, kritische Ökosysteme zerstört und, wenn sie abgeschlossen ist, uns alle ins Klimachaos stürzt.“ Menschen aus dem Widerstand in Lützerath

„Während Menschen weltweit, aber insbesondere im globalen Süden unter Flutkatastrophen und Waldbränden leiden, bildet die EZB lediglich Arbeitskreise, um über vage Veränderungen in Richtung Klimaschutz zu sprechen. Wir sagen: Schluss mit Lippenbekenntnissen und Greenwashing! Die EZB muss den sozial-ökologischen Wandel vorantreiben. Die Finanzierung zukunftsfeindlicher Industrien muss sofort gestoppt werden!“ Kerstin Kreß, Sprecherin des KoalaKollektivs

„Kolonialismus ist das Herzstück der Klimakrise. Alle Länder sind für den Klimawandel verantwortlich, aber nicht gleichermaßen. Die Modelle der industriellen Entwicklung des globalen Nordens verursachen den Großteil der Klimafolgen, und diejenigen, die weniger zur Krise beigetragen haben, sind jene, die am stärksten darunter leiden; das sind all jene Menschen in Lateinamerika und im globalen Süden. Deshalb fordern wir von Jóvenes por el Clima die Anerkennung der ökologischen Schulden der Länder des globalen Nordens und die Position als Gläubiger der Länder des  globalen Südens.“ Joaquín Herrero, argentinischer Klimaaktivist bei Jóvenes por el Clima / Fridays for Future Argentinien

„Die Deutsche Bank gießt durch die Finanzierung klimaschädlicher und menschenrechtsverletzender Projekte jedes Jahr mehr und mehr Öl ins Feuer der Klima- und Biodiversitätskrisen. Damit werden die Lebensgrundlagen aller Menschen akut zerstört – ob in Argentinien, Uganda oder Lützerath im Rheinland. Wir als Klimagerechtigkeits- und Menschenrechtsbewegung fordern daher auch in Lüneburg: Deutsche Bank, #DefundClimateChaos & #EndFossilFinanceNow” Wilma Kleuters Fossil Free Lüneburg

„In einigen der größten Finanzzentren der Welt – darunter London, Paris, Frankfurt und Zürich – gehen Aktivist:innen auf die Straße und fordern von europäische Banken, dass sie aufhören, von Klimachaos und Zerstörung zu profitieren. Durch die Finanzierung fossiler Brennstoffprojekte in Ländern wie Argentinien, Uganda und Bangladesch treten Banken die Menschenrechte und die Umwelt mit Füßen, nur damit ihre wohlhabenden Aktionär:innen und Führungskräfte noch reicher werden. Das ist Klimakolonialismus, und er muss aufhören. Es ist heuchlerisch, wenn die Staats- und Regierungschef:innen des Vereinigten Königreichs und der EU sich als Klima-Champions präsentieren, während die größten Unternehmen und Banken ihrer Länder weiterhin weltweit Chaos anrichten. Genug ist genug. Es ist an der Zeit, die Finanzierung fossiler Brennstoffe zu beenden.” Tonny Nowshin, 350.org Germany Campaignerin

Geplante Proteste nach Region/Land:

Deutschland

  • Lüneburg – Vor der Deutschen Bank wird ein inspirierendes Mahnmal für Klimagerechtigkeit installiert. Eine lokale Koalition aus Fossil Free, Fridays for Future, Extinction Rebellion, Seebrücke und Friedensbündnis zeigt, wie fossile Finanzen das Leben von Menschen auf der ganzen Welt beeinflussen und Worte von jungen Menschen aus Argentinien hören, die sich dort gegen Fracking wehren
  • Freiburg – Ein Die-in vor der Deutschen Bank in Freiburg verdeutlicht die drastischen Folgen von Investitionen in fossile Infrastruktur, die weltweit zu Klimachaos und Gesundheitsschäden führen. Hölzerne, gelbe Xe werden eine Verbindung zum Widerstand der Dorfbewohner:innen herstellen, die wegen der Erweiterung von Kohletagebauen im Rheinland ihre Zuhause verlieren.
  • Göttingen – Vor der Commerzbank-Filiale werden bunte und kraftvolle Botschaften mit Kreide gemalt. Fossil Free Göttingen fordert, neben dem anhaltenden Kampf für  jahrelangen Divestment im Bistum Hildesheim, ein Ende der fossilen Investitionen im Finanzsektor.
  • Weitere Aktionen finden in Leipzig, Neumünster, Schwerin, Neubrandenburg, Magdeburg, Kassel, Erfurt, Salzkotten, Gelsenkirchen, Attendorn, Köln, Bonn, Koblenz, Mainz, Trier, Mannheim, Stuttgart, Regensburg und mehr statt

Europa: In Europa sind mindestens 12 kreative Aktionen und Störaktionen geplant. Diese werden in mehreren der weltgrößten Finanzzentren stattfinden – darunter in London, Paris, Frankfurt, Zürich, Berlin und Amsterdam. Die Aktionen richten sich konkret gegen die Finanzierung von Total durch die Bank of England, die ABP, die Deutsche Bank, die Credit Suisse, Barclays,  sowie französische Banken.

  • In Paris wird es eine Versammlung an einem symbolträchtigen Ort mit eindrucksvollen Bannern geben, die auf den Finanzsektor abzielen, darunter CDC, BNP Paribas, Société Générale, Crédit Agricole, BlackRock.
  • In Frankfurt werden 350.org, das KoalaKollektiv, Urgewald und andere im Finanzdistrikt deutlich machen, dass die Klimakrise nicht wartet, und die Botschaft senden; „Handle jetzt, handle schnell, handle mit Wirkung.“
  • In London veranstalten Tipping Point, die Pacific Climate Warriors, MAPA-Jugendliche und andere Gruppen Klima-Memorials bei Barclays und Lloyds of London. Der Tag endet mit einem zentralen Mahnmal für Klimagerechtigkeit bei der Bank of England.

Afrika: Geplant ist eine Serie von 11 Aktionen in ganz Afrika. Im Fokus stehen Staats- und Regierungschef:innen, die Delegierten der an der COP26 teilnehmenden Länder, die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), die FMO, die Development Bank of Southern Africa (DBSA) und Total. Geplant sind u. a. Straßenaktionen in der Elfenbeinküste, Street-Art- und Twitter-Aktionen in Togo sowie die Überreichung eines Briefs an den senegalesischen Präsidenten mit der Aufforderung, das Kohlekraftwerk Bargny endgültig stillzulegen.

Vereinigte Staaten: In den ganzen USA versammeln sich Aktivist:innen persönlich und virtuell zu mindestens 22 Aktionen, um die US-Notenbank, die Chase-Bank und die CitiBank aufzufordern, fossile Brennstoffe nicht länger zu fördern und endlich Verantwortung für die Klimarisiken zu übernehmen.

Asien: Jugendverbände aus ganz Asien veranstalten Aktionen (online und offline) in sieben verschiedenen Länder. In Malaysia wird es ein Webinar mit Podiumsdiskussion und eine Filmvorführung über den Widerstand indigener Frauen sowie über Verluste und Schäden geben.

Türkei: Am 5. November wird es eine Fotoaktion geben, die von Freiwilligen und lokalen Gruppen organisiert wird. Außerdem ist geplant, ein Schreiben an die Finanzinstitutionen zu überreichen, um sie aufzufordern, aus der Kohleindustrie zu divestieren. Ebenfalls vorgesehen ist eine konkrete Aktion zum Kohlekraftwerk Hunutlu..

Pazifik: Die Pacific Climate Warriors werden die #Youth4Pacific Declaration zum Klimawandel sowie ein 7-tätiges Aktionsprogramm zur COP26 mitbringen. Geplant sind u. a. die Herstellung von Schildern, Tiktok-Aktionen, Instagram-Selfies, eine Online-Kundgebung gegen Investoren von Adani, die durch ihre Investments zum Klimachaos beitragen, sowie eine Empowerment-Schulung für Jugendliche.

Lateinamerika: Indigene und Umweltaktivist:innen werden gemeinsam in einer kreativen und direkten Aktion das Greenwashing-Märchen der größten Investitionsbank Lateinamerikas, BTG Pactual, hinterfragen, die weiterhin behauptet, „grün“ zu handeln, aber gleichzeitig Milliarden US-Dollar in den Ausbau der fossilen Brennstoffgewinnung im brasilianischen Amazonasgebiet investiert.

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Medienkontakte

Tonny Nowshin, Deutschland, 350.org, [email protected], +49 176 47153807
Tine Langkamp, Deutschland, 350.org, [email protected], +49 151 70169509
Wilma Kleuters, Lüneburg, Fossil Free Lüneburg, [email protected], +49 1950 199 0979
Aglaia Hajkova, Berlin, Parents for Future, [email protected], +49 1728411047
Kerstin Kress, Frankfurt, Koala Kollektiv, +49-15678 368004

Kontakte zu Pressesprecher:innen von Aktionen in ganz Europa finden Sie hier.

Fotos und Videos der Mobilisierungswelle werden hier ab dem 29. Oktober veröffentlicht