SYDNEY, 16. Juni: Vier katholische Ordensgemeinschaften in Australien haben heute angekündigt, ihre Investitionen in Kohle-, Öl- und Gaskonzerne abzustoßen. Weitere werden folgen, denn die moralische Legitimation der Kohle-, Öl- und Gasindustrie bröckelt zusehends.
Die Entscheidung der Maristenschwestern Australien, der Presentation Congregation Queensland, der Presentation Sisters Wagga Wagga und der Passionisten der australischen Holy Spirit Province, sich von den fossilen Brennstoffen zu verabschieden, fiel am Jahrestag der päpstlichen Enzyklika Laudato Si’, in der die katholische Welt aufgefordert wird, sich aktiv für den Umweltschutz einzusetzen.
Der Papst schrieb: Wir wissen, dass die Technologie, die auf der sehr umweltschädlichen Verbrennung von fossilem Kraftstoff – vor allem von Kohle, aber auch von Erdöl und, in geringerem Maße, Gas – beruht, fortschreitend und unverzüglich ersetzt werden muss.
Die heutige Ankündigung erfolgte im Rahmen der Laudato-Si’-Woche, in der Katholiken auf der ganzen Welt darüber diskutieren, was sie für den Schutz des Planeten und zur Bekämpfung des Klimawandels tun können. Es wird erwartet, dass bis zum Franziskusfest im Oktober weitere katholische Organisationen in Australien diesem Beispiel folgen werden.
„Wir erkennen, wie notwendig es ist, allen Lebewesen mit Respekt zu begegnen und unsere Beziehungen neu zu gestalten. Schon seit vielen Jahren investieren die Queensland Presentation Sisters nicht mehr in Unternehmen, die vorwiegend mit fossilen Brennstoffen, Uranabbau und Umweltzerstörung Geschäfte machen. Auch auf diesem Wege setzen wir uns für Gottes Schöpfung ein, umso mehr in einer Zeit, in der die Herausforderung des Klimawandels so vordringlich geworden ist”, sagte Schwester Marlette Black, Leiterin der Presentation-Kongregation in Queensland.
„Seit einigen Jahren schon ist unserem Passionistenorden klar geworden, dass unsere Gemeinschaften und Pfarreien sehr viel mehr Verantwortung für die Umwelt übernehmen müssen. Papst Franziskus hat diese Verantwortung unserer Ordensgemeinschaft auf den Punkt gebracht. Es wird immer deutlicher, wie dringend wir handeln müssen. Daher haben wir als Sachwalter der Passionisten die Entscheidung getroffen, unsere Gelder aus der Kohle-, Öl- und Gasindustrie abzuziehen und stattdessen in erneuerbare Energien zu investieren. Wir glauben, dass das Evangelium genau dies von uns verlangt”, so Pater Thomas McDonough, Provinzial der Passionisten, Holy Spirit Province Australien, Neuseeland und Papua-Neuguinea.
„Die Maristenschwestern in Australien sind dabei, ihre Investitionen aus fossilen Brennstoffen abzuziehen. Die Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas trägt zum Klimawandel bei, mit schädlichen Folgen für alle, vor allem aber für die Armen und Schutzbedürftigen. In seiner Enzyklika Laudato Si’ ruft uns Papst Franziskus auf, die CO₂-Emissionen zu senken und erneuerbare Energiequellen weiterzuentwickeln. Divestment aus fossilen Brennstoffen ist ein Weg, das Gottesgeschenk der Schöpfung zu bewahren, sodass das Leben in all seinen Formen heute und in der Zukunft erhalten bleibt”, sagte Schwester Catherine Lacey, Ordensvorsteherin der Maristenschwestern Australiens.
„Wir haben beschlossen, unsere Investitionen so anzupassen, dass die unterstützten Projekte mit unseren Werten und unserer wichtigen Aufgabe, die Schöpfung zu bewahren, im Einklang stehen. Diese Entscheidungen wurden nach sorgfältiger Überlegung getroffen, in dem Wissen, dass sich die Dinge dadurch nicht über Nacht verändern werden – dies ist eine langfristige Investition in die Zukunft der Erde”, sagte Anne Lane, Ordensvorsteherin der Presentation Sisters Wagga Wagga.
“Es ist großartig zu sehen, wie katholische Ordensgemeinschaften aufstehen und die Legitimation der Kohle-, Öl- und Gasindustrie in Frage stellen. Dass eine der großen Weltreligionen die Ära der fossilen Brennstoffe von sich aus für beendet erklärt, zeigt, wie weit wir es gebracht haben. Wir wissen: Dies ist eine Industrie der Vergangenheit, die den Planeten verpestet und Menschen zugrunde richtet, und wir werden erleben, wie weitere religiöse – und nichtreligiöse – Organisationen sich dagegenstemmen”, sagte Charlie Wood, National Campaigns Director, 350.org Australien.
Mit ihrer Divestment-Entscheidung schließen sich diese Orden weiteren über 530 Organisationen auf der ganzen Welt an, die Fonds im Wert von mehr als 3,4 Billionen US-Dollar verwalten. Mit dabei sind u. a. der Norwegian Sovereign Wealth Fund, der Rockefeller Brothers Fund, die Universitäten Stanford und Oxford, das Australian Capital Territory, die Stadt Newcastle und das Royal Australian College of Physicians.
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