4. Oktober 2016

Katholische Institutionen auf der ganzen Welt geben bekannt, ihre Gelder aus der Kohle-, Öl- und Gasförderung abzuziehen, und verkünden damit das größte Divestment aus religiösen Gründen

WELTWEIT – Am heutigen Fest des Heiligen Franz von Assisi feierten katholische Institutionen und Gemeinden auf der ganzen Welt den Höhepunkt der einmonatigen Zeit der Schöpfung mit der Ankündigung ihrer Entscheidung, aus fossilen Brennstoffen zu deinvestieren.

Zu den katholischen Gemeinschaften, die sich zum Divestment ihres Vermögens aus der Förderung fossiler Brennstoffe verpflichten, gehören: Die Jesuiten im englischsprachigen Kanada, der Verband der christlichen Organisationen des internationalen Freiwilligendienstes (FOCSIV) in Italien, die Presentation Society von Australien und Papua Neuguinea, SSM Health in den USA, die Heilig-Geist-Diözese von Umuarama im brasilianischen Bundesstaat Paraná, die Missionsgesellschaft von St. Columban mit Sitz in Hongkong, die weltweit in 14 Ländern vertreten ist, und die Salesianerinnen – Mariahilfsschwestern in Mailand und Neapel, Italien.

Die Verpflichtungen reichen vom Divestment aus Kohle, wie die US-amerikanische Krankenpflege-Kongregation SSM ankündigte, bis zur Reinvestition des abgezogenen Vermögens in saubere, erneuerbare Energien, wie FOCSIV bekannt gab. Die brasilianische Diözese von Umuarama ist die erste Diözese und zugleich die erste lateinamerikanische Institution, die sich zum Divestment verpflichtet hat.

Kardinal Peter Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, sprach am Welttag des Gebets für die Schöpfung während seiner Präsentation der Botschaft von Papst Franziskus der Bewegung für das Divestment aus fossilen Brennstoffen seine Anerkennung aus. Er verwies auf die Anregung von Papst Franziskus, dass „sozialer Druck – auch durch den Boykott gewisser Produkte – Unternehmen zwingen kann, ihre Umweltbelastung und ihre Produktionsmuster zu überdenken. Die gleiche Logik motiviert die Bewegung für das Divestment aus fossilen Brennstoffen.”

Zwischen dem 1. September (Welttag des Gebets für die Schöpfung) und dem 4. Oktober trafen sich große orthodoxe, katholische, protestantische und anglikanische Organisationen, um die Zeit der Schöpfung zu begehen. Sie forderten die 2,2 Millionen Christen der Welt zum Gebet und zur aktiven Sorge für die Erde auf.

Wie dringend alle neuen Infrastrukturprojekte für Kohle, Öl und Gas gestoppt werden müssen, wurde durch einen aktuellen Bericht deutlich, in dem festgestellt wird, dass die potenziellen CO₂-Emissionen aller derzeit in Betrieb befindlichen Kohlebergwerke, Öl- und Gasfelder die Temperatur unseres Planeten bis zum Ende des Jahrhunderts um mehr als 2° C steigen lassen würden. Und sogar ohne Kohle würden schon die Öl- und Gasvorkommen allein zu einer Erwärmung um über 1,5° C führen.

Einem Bericht der Universität Oxford zufolge ist die Kampagne für das Divestment aus fossilen Brennstoffen die am schnellsten wachsende Divestment-Kampagne der Geschichte. Bis heute haben sich beinahe 600 Institutionen mit einem Wert von insgesamt 3,4 Billionen US-Dollar weltweit zum Divestment verpflichtet.

 

Zitate:

„Der Klimawandel betrifft bereits arme und benachteiligte Gemeinschaften weltweit – in Form von Dürren, dem Anstieg des Meeresspiegels, Hungersnöten und extremen Wetterereignissen. Wir müssen Stellung beziehen.” Peter Bisson, SJ, Provinzrat der Jesuiten im englischsprachigen Kanada.

„Für FOCSIV ist diese Ankündigung ein wichtiges Bekenntnis zur Klimagerechtigkeit: Wir sind zutiefst überzeugt, dass wir im Kampf gegen den Klimawandel an den grundlegenden Ursachen ansetzen müssen, indem wir der Kohle-, Öl- und Gasindustrie die finanzielle Unterstützung entziehen und in erneuerbare Energien reinvestieren. VIDES, eine katholische NGO und Mitglied von FOCSIV, begrüßte bei der Ankündigung der italienischen Salesianerinnen die Botschaft von Laudato Si’ und das Divestment. Wir werden uns weiter an religiöse Institutionen wenden: Als Katholiken haben wir alle die moralische Pflicht, für konkrete Zusagen zur Beendigung der Klimakrise und zur Förderung von Klimagerechtigkeit einzustehen.” Gianfranco Cattai, Präsident von FOCSIV.

„Die Presentation Society von Australien und Papua Neuguinea hat sich verpflichtet, Beteiligungen zu veräußern, die auf Kosten von Umwelt, Menschenrechten, der öffentlichen Sicherheit und der lokalen Bevölkerung gehen. Die Presentation Sisters in Australien und Papua Neuguinea sind überzeugt, dass der Planet nur geheilt werden kann, wenn wir Rücksicht auf die Erde und alle Lebewesen nehmen. Wir sind ein Planet und eine Weltgemeinschaft und wir haben ein gemeinsames Schicksal.” Schwester Marlette Black, PBVM, Präsidentin der Presentation Society Australien und Papua Neuguinea.  

„Als katholische Missionsgemeinschaft war sich SSM Health stets bewusst, wie wichtig es ist, sich um unsere natürlichen Ressourcen zu kümmern. Mit unserer erneuten Verpflichtung gegenüber der Umwelt stehen wir in Wort und Tat zu den Franciscan Sisters of Mary, unseres Gründungsordens, und der Klima-Enzyklika, die Papst Franziskus im Juni 2015 veröffentlicht hat.” William P. Thompson, Präsident/Vorstandsvorsitzender von SSM Health.

„In Gemeinschaft mit der katholischen Kirche und im Hinblick auf die Botschaften der Evangelien verstehe ich als Bischof der Diözese Umuarama sehr deutlich die Botschaft von Papst Franziskus in Laudato Si‘, mit der wir zur Sorge für das gemeinsame Haus durch Initiativen aufgerufen sind, die alle Formen des Lebens schützen. Wir dürfen nicht weiter zulassen, dass wirtschaftliche Interessen zur Erzielung maßloser Profite über dem Wohl von Menschen stehen, dass biologische Vielfalt und Ökosysteme zerstört werden und auch nicht dass unser Energiekonzept weiter auf fossilen Brennstoffen beruht. Wir wissen, dass Brasilien über ergiebige Ressourcen sauberer und erneuerbarer Energie verfügt, die unserem gemeinsamen Haus nicht schaden. Daher bin ich überzeugt, dass der Vorschlag, die Diözese Umuarama kohlenstoffarm zu gestalten, ein praktischer Weg ist, um zu erreichen, wozu Laudato Si‘ aufruft.” Bruder João Mamede Filho OFMConv, Bischof der Diözese von Umuarama, Brasilien. 

„Wir Columbaner haben uns als Teil unserer Missionsidentität schon vor langer Zeit dem Schutz der Erde verpflichtet. Wir betrachten unseren Grundsatz des Sozialen und Umweltbewussten Investments als eine wichtige Art und Weise, diese Verpflichtung auszudrücken und suchen daher nach Wegen, unsere Investitionen so auszurichten, dass sie sich positiv auf unsere Themenschwerpunkte auswirken, wie auf erneuerbare Energien, lokale Kleinstunternehmen und Friedensinitiativen.” Bruder Kevin O’Neill, Columban-Generaloberer.

„Alle Bischofskonferenzen der Welt riefen letztes Jahr in einer klaren Stellungnahme zum ‚Ende des Zeitalters fossiler Brennstoffe‘ auf. Die Ankündigung dieser katholischen Institutionen zum Divestment ist lediglich eine Aktualisierung ihrer Investitionspolitik infolge des Aufrufs der Bischöfe.” Tomás Insua, Global Coordinator bei Global Catholic Climate Movement.

„An der Vielfalt und die globale Verteilung der Organisationen, die sich an dieser gemeinsamen Erklärung beteiligen, zeigt sich die Führungsrolle der katholischen Gemeinden, die nicht nur beten, sondern konkret auf die wiederholten Aufrufe von Papst Franziskus zum Erhalt des gemeinsamen Hauses reagieren. Wir feiern diese Erklärung und hoffen, dass deren Botschaft Menschen jeden Glaubens erreicht und weitere katholische Institutionen, einschließlich des Vatikans, dazu bringen wird, den schädlichen Einfluss der Kohle-, Öl- und Gasindustrie auf unsere Ökonomien und Gesellschaften zu beenden und saubere und gerechte Energiequellen für alle Menschen zu forcieren.” Yossi Cadan, Senior Divestment Campaigner bei 350.org.

„Für die Gläubigen ist das Ziel von Divestment, die Kohle-, Öl- und Gasindustrie moralisch in den Bankrott zu treiben, nicht finanziell. Hoffentlich werden diese Unternehmen, weil sie ihre Ressourcen managen müssen, in erneuerbare Energien investieren.” Columban-Bruder Sean McDonagh, führender internationaler Öko-Theologe.

„Als katholische Christen wissen wir, dass unsere Beteiligung wichtig ist. Sie ist moralisch wichtig, sie ist für Gott wichtig. Divestment aus Unternehmen, die weiterhin fossile Brennstoffe fördern, ist ein notwendiger und entscheidender Schritt auf dem Weg in eine Welt, die ihre Energie aus den Geschenken Gottes bezieht – wie der Sonne und dem Wind. Wir können unserer Entwicklung eine neue Richtung geben, weg von Treibhausgasen und Tod und hin zu Kreativität, sauberen Energiequellen und Hoffnung.” Nancy M. Rourke, PhD, Außerordentliche Professorin und Direktorin des Programms für katholische Studien am Canisius College, USA.

 

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Kontaktpersonen:

Jenny Zapata López, 350.org Global Communications Coordinator, [email protected], +521 614 4277692.

Christina Leano, Global Catholic Climate Movement, [email protected], +1 786 459 5667.