santiago santiago 12. August 2021

Alles, was du über den neuen IPCC-Bericht wissen musst

Es gibt schlechte und schreckliche, aber auch gute Nachrichten.

Du hast sicher schon davon gehört, dass der UN-Weltklimarat (IPCC, Intergovernmental Panel on Climate Change) einen neuen Sachstandsbericht zur Erderwärmung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Klimakrise veröffentlicht hat. Der Bericht ist nicht gerade positiv, aber wir sollten die Hoffnung nicht verlieren. Unten fassen wir den Bericht zusammen, von den schlechten über die schrecklichen bis zu den guten Nachrichten.

  1. Zuerst einige Fakten:
    – Die CO2-Konzentration ist die höchste in den letzten ZWEI MILLIONEN JAHREN.
    – Das letzte Jahrzehnt war das heißeste in den letzten 125.000 JAHREN.
    – Der Meeresspiegel ist in den letzten 3000 JAHREN noch nie so rasch gestiegen.
    – Das Eisschild der Arktis war in den letzten 1000 JAHREN noch nie so dünn.
  2. Die Wissenschaftler:innen des Weltklimarats merken an, dass der Klimawandel „unbestreitbar“ menschengemacht ist und dass fast alle Treibhausgasemissionen vom Abbau, Transport und Verbrennung von fossilen Brennstoffen sowie von Landwirtschaft und Nutztieren verursacht werden.

  3. CO2 ist schlecht, aber Methan ist schlimmer, zumindest kurzfristig gesehen. Methan (schmutziges Erdgas) kurbelt im Vergleich zu CO2 den Klimawandel auf kurze Sicht 88-mal stärker an. Erdgas findet man nicht nur in Heizkesseln, es entweicht auch ständig beim Fracking und aus Pipelines.
  4. Wir alle müssen jetzt handeln, um die Erderwärmung auf weniger als 1,5 °C zu beschränken. Wenn wir die Emissionen nicht stark eindämmen, werden wir innerhalb der nächsten 13 Jahre unser verbleibendes CO2-Budget von 500 Gigatonnen aufbrauchen.  Die einzige Möglichkeit ist ein sofortiger Stop von fossilen Brennstoffen.
  5. In allen Fällen werden die Meeresspiegel wahrscheinlich weiterhin ansteigen. Bis zum Jahr 2100 wird ein Anstieg zwischen 0,5 und 1 Meter prognostiziert. Der IPCC schließt jedoch bei hohen Treibhausemissionen nicht aus, dass die Meeresspiegel bis zum Jahr 2300 über 15 Meter ansteigen werden.

  6. Was wird getan, um den Klimawandel umzukehren oder zumindest zu verlangsamen? Aktuelle Emissionsziele laufen auf eine Erwärmung von mehr als 3 °C hinaus. Nationale Klimapläne, so sie auch implementiert werden, würden eine Erwärmung von ungefähr 2,4 °C ergeben. Weitere Prognosen für unterschiedliche Klimapläne findest du hier.
  7. Was ist mit dem US-Infrastrukturpaket, dem NextGeneration EU-Aufbauplan und Geldern zum Wiederaufbau? Tatsache ist, dass nur 2 % der Hilfsgelder für die grüne Transformation bereitgestellt wurden. Es scheint fast, als ob eine mächtige Lobby die  Demokratien gekapert hat und echtes Handeln verhindert …
  8. Der fossilen Industrie sind die Tatsachen seit Jahrzehnten bekannt. Sie hat die Informationen unter den Teppich gekehrt, uns angelogen und Milliarden von Dollar für umfangreiche Lobbyarbeit und Werbekampagnen ausgegeben, um uns zu verwirren, die Wissenschaft infrage zu stellen und greifbare Maßnahmen zu verhindern.

  9. Die Klimakrise ist nicht aus dem Nichts aufgetaucht, und ihr Fortschreiten ist nicht unvermeidlich. Die Hälfte des CO2s, das sich derzeit in der Erdatmosphäre befindet, wurde in den letzten 30 Jahren emittiert. Wir haben das seit den 80er Jahren gewusst. Die fossile Industrie hat durch Fehlinformationskampagnen wertvolle Zeit vergeudet, nur um auf Kosten von Menschenleben zu profitieren.
Aber nun die gute Nachricht:

Das Schlimmste kann noch verhindert werden. Wenn wir die CO2-Emissionen rasch stoppen und Methanemissionen ebenfalls auf null bringen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die meisten Klimafolgen rasch verschwinden. Wir haben jetzt die Möglichkeit, eine schnelle und gerechte Transformation zu beschleunigen.  Erneuerbare Energien sind so billig wie noch nie, Energiespeicher sind so zuverlässig wie noch nie, und bahnbrechende Innovationen ermöglichen das bisher Unmögliche.

So, was tun wir jetzt? Wir weigern uns, die Welt abbrennen zu lassen. Wir können die fossile Industrie noch in diesem Jahrzehnt stoppen, beginnend mit dem Ende der Finanzierung von Kohle, Öl & Gas und allen neuen fossilen Projekten. Überall. Ein neuer Weg ohne fossile Brennstoffe ist vorstellbar. Folgen wir dabei indigenen und bereits vom Klimawandel betroffenen Communities, bei denen unser Planet und das Klima schon seit Jahrhunderten oberste Priorität haben.

In weniger als drei Monaten werden Regierungsvertreter:innen bei der COP26-Klimakonferenz zusammenkommen. Sie müssen erkennen, dass ein Klimaplan ohne eine Abwendung von Kohle, Öl und Gas kein wirklicher Klimaplan ist. „Nettonull“-Emissionsziele reichen nicht aus, wir müssen die Emissionen ganz auf null bringen.