Lamu Old Town ist eine der ältesten und am besten erhaltenen Swahili-Siedlungen Ostafrikas. 2001 wurde sie zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, eine Anerkennung ihres außergewöhnlichen universellen Werts für Swahili- und islamische Kulturen. 2013 beschloss die kenianische Regierung, in dieser Region ein Kohlekraftwerk zu bauen. Auf 865 Hektar Land in Kwasasi, Lamu County, soll das geplante Heizkraftwerk Kohle verfeuern.

Wegen der ökologischen, sozialen und gesundheitlichen Auswirkungen des Kohlekraftwerks erheben Anwohner*innen, Kommunalpolitiker*innen sowie nationale und internationale Umweltgruppen ernsthafte Einwände. Die Küstengebiete von Lamu County verfügen über eine reiche Artenvielfalt, sowohl im Meer als auch an Land. Dies zeigt sich auch in der pulsierenden Tourismusbranche, in der viele Menschen auf der Insel arbeiten. Die Kohlekraft brächte gravierende Risiken für Lamus empfindliche Meeresumwelt mit sich. Viele befürchten, dass Fischerei und Tourismus, die beiden wichtigsten Wirtschaftszweige der Insel, Schaden nehmen würden.

Photo: Waterkeeper Alliance

Durch den Bau des Projekts drohen verschiedenen Berichten zufolge eine massive Umweltverschmutzung und damit Schäden der Lebensgrundlagen der Bewohner*innen von Lamu. Dabei sind sie ohnehin schon von einem bestehenden Infrastrukturprojekt der Ölindustrie, dem Lamu Port and Lamu-Southern Sudan-Ethiopia Transport Corridor (LAPSSET), betroffen.

„Das Kohlekraftwerk bedroht das marine Ökosystem und die Lebensgrundlagen unserer Bevölkerung. Wir werden das nicht akzeptieren. Wir sind nicht gegen Entwicklung, aber niemand auf der Welt hat sich je auf den Kohleabbau eingelassen, ohne langfristig Schaden zu nehmen. Kohle ist schmutzige Energie mit schädlichen Auswirkungen“, sagte Aktivist Wahlid Ahmed, dessen Familie seit Generationen in Lamu ansässig ist.

Wegen des geplanten Kohlekraftwerks könnten 120.000 Einwohner*innen von Lamu County ihr Zuhause verlieren. Dieses Kraftwerk wäre die größte Giftschleuder der Region. .

Die öffentliche Debatte über Kohle nahm 2017 und 2018 Fahrt auf. Die mediale und öffentliche Aufmerksamkeit für das Projekt stieg deutlich und in den potenziell betroffenen Orten fanden mehrere Demonstrationen statt.

Betroffene Anwohner*innen haben Rechtsmittel eingelegt. Sie argumentieren, dass die wirtschaftlichen, ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen der Kohleverstromung im Genehmigungsverfahren nicht genügend berücksichtigt wurden. Auch reichten die Pläne zum Schutz vor gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schäden nicht aus.

2009 setzte sich die Organisation Lamu Environmental Protection and Conservation (LEPAC) an die Spitze einer Initiative, die Gruppen und Einzelpersonen in einer Kampagne zur Rettung des Lamu-Archipels zusammenbringen will. Aus dieser Initiative bildete sich eine Koalition unter dem Motto „Rettet Lamu“.

„Wir können die Kolonialgeschichte Afrikas nicht vergessen. In unseren Augen ist es unverzeihlich, ein neokoloniales System zu ignorieren, das von der Kohleindustrie angetrieben wird. Afrikanische Kommunen tun sich zusammen und wehren sich gegen fossile Brennstoffe. Sie nutzen saubere Energie, weil es an der Zeit ist, einen stabilen Kurs der Entko(h)lonisierung des Kontinents festzulegen”, sagt Nnimmo Bassey, Gesundheitsdirektor bei der Mother Earth Foundation.

Mit der beharrlichen Mobilisierung gegen Kohle und der Lobbyarbeit gegen das geplante Kohlekraftwerk Lamu ist der Widerstand gegen den Ausbau der Kohleindustrie in der kenianischen Zivilgesellschaft und der Kommune insgesamt gewachsen. Unlängst schloss sich die kenianische Glaubensbewegung dem Aufruf zum Widerstand an. Sie alle fordern die Verantwortlichen dazu auf, die richtige Entscheidung zu treffen und für Selbstbestimmung und kommunale Kontrolle über die Ressourcen, auch in Bezug auf die Energieversorgungssysteme, zu sorgen.

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