4. Juli 2019, Freiburg – Mit mehreren Aktionen hat die Initiative Fossil Free Freiburg am heutigen Donnerstag an verschiedenen Orten ihren Forderungen nach klaren und transparenten Anlagerichtlinien für die Finanzen der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Bereich der fossilen Brennstoffe Nachdruck verliehen.
Die Aktivist*innen entrollten im Rektorat mehrere Banner und machten Mitarbeitende mittels Lautsprecherdurchsagen auf die Forderungen an ihre Arbeitgeberin aufmerksam. Anschließend folgten ein Die-In vor dem KG I, dessen Botschaft an die Öffentlichkeit durch das Entrollen eines über fünf Meter breiten Banners sowie Kundgebungen verschiedener Freiburger Klimaschutzgruppen unterstrichen wurde.
„Seit mittlerweile fast fünf Jahren fordern wir die Universität dazu auf, sich zu Anlagerichtlinien für ihre Finanzen zu verpflichten, welche der klimazerstörerischen Kohle-, Öl- und Gasindustrie eine klare Absage erteilen [1].“, berichtet Yvonne Wachter von Fossil Free Freiburg. Ebenso lange sei die Gruppe jedoch von der Universitätsleitung abwechselnd zu Gesprächen ohne verbindliches Ergebnis eingeladen oder vollständig ignoriert worden – trotz mehrerer offener Briefe mit breiter Unterstützung von Dozierenden, Studierendenschaft und Öffentlichkeit. „Deswegen erhöhen wir nun den Druck.“
Zwar hatte die Universität Freiburg im Juli 2016 Anlagerichtlinien für die universitätseigenen Finanzen verabschiedet, die auch eine Klausel beinhalten, welche zukünftige Einzelinvestitionen in die fossile Brennstoffindustrie (Kohle, Öl und Gas) ausschließt [2]. Allerdings gehen diese den Aktivist*innen nicht weit genug: „Der weitaus größte Anteil unethischer Investitionen wird über Mischfonds getätigt“, erläutert Wachter. „Somit ist ein bloßer Ausschluss von Einzelinvestments kein sonderlich konsequenter Schritt in Richtung einer ökologischen Finanzanlage.“ Ihre Mitstreiterin Tamara Nausner ergänzt: „Außerdem fordern wir eine deutlich verbesserte Transparenz und Kommunikation der Universität zum Thema, um ein starkes Signal zu senden, dass sie es mit der Nachhaltigkeit auch im Bereich Finanzen ernst meint.“ Dieses sei jedoch bedauerlicherweise bislang ausgeblieben.
„Es ist absolut inakzeptabel, dass die Universität, die eigentlich eine Vorreiterrolle in Wissenschaft und Gesellschaft einnehmen und deren Zukunft mitgestalten sollte, davor zurückscheut, einen klaren Standpunkt gegen eine Industrie zu beziehen, welche für die größte Krise der Menschheit verantwortlich ist“, so Nausner. „Denn wenn es falsch ist, den Planeten zu zerstören, dann ist es auch falsch, von dieser Zerstörung zu profitieren.“ Das hätten die Stadt Freiburg sowie Universitäten wie Münster und Göttingen schon längst begriffen. Nach guten Vorbildern müsste die Universität Freiburg also nicht lange suchen.
Fossil Free Freiburg setzt sich seit 2014 mit langanhaltender Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit wie Aktionen, Infoveranstaltungen und Petitionen dafür ein, dass Institutionen in Freiburg klimaschädliche Investitionen beenden. Ein erster Erfolg konnte bei der Stadt Freiburg erzielt werden, welche im Frühjahr 2018 als achte Stadt in Deutschland den Ausschluss von Investitionen in den Kohle-, Öl- und Gassektor bei den städtischen Vermögensanlagen beschloss. Ein weiterer Schwerpunkt der Gruppe liegt beim Erzbistum Freiburg.
Die Freiburger Initiative ist Teil einer globalen Bewegung. Weltweit haben sich bereits über 1000 Institutionen wie Universitäten, Städte oder religiöse Gemeinschaften mit einem Gesamtvermögen von fast 9 Billionen US$ dazu verpflichtet, klimaschädliche Investitionen zu beenden. Die Bewegung will so der dahinterstehenden Industrie die soziale Akzeptanz für ihr Geschäftsmodell, welches mit einem sicheren Weltklima unvereinbar ist, entziehen.
Kontakt: Miriam Strake, Ortsgruppe Fossil Free Freiburg, [email protected], +49-170-2186579.
[1] Forderungen der Bewegung Fossil Free: https://gofossilfree.org/de/unsere-forderungen/
[2] Anlagerichtlinien der Georg-August-Universität Freiburg, Stand Juli 2017: https://www.zuv.unifreiburg.de/formulare/anlagerichtlinien.pdf