31. Juli 2023

Globaler Aktionstag “Power Up” für gerechte Energielösungen

Die globale Organisation für Klimagerechtigkeit 350.org kündigt heute Pläne für einen globalen Aktionstag am 3. und 4. November 2023 an. Die Forderung: eine dringende Beschleunigung des Übergangs zu einer Welt, die vollständig von erneuerbarer Energie angetrieben wird. Die Ankündigung erfolgt vor dem Hintergrund eines weiteren Quartals mit exorbitanten und obszönen Gewinnen der Unternehmen für fossile Brennstoffe, während die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise und steigende Energiepreise immer spürbarer werden.

May Boeve, Geschäftsführerin von 350.org, betont die Notwendigkeit globaler Geschlossenheit bei der Bewältigung der Klimakrise: “Überall auf der Welt schließen sich die Menschen zusammen, um den rücksichtslosen fossilen Unternehmen die Macht und die Ressourcen zu entziehen und die globale Revolution der erneuerbaren Energie voranzutreiben. Wir befinden uns an einem entscheidenden Punkt, denn die unbestreitbaren Auswirkungen der Klimakrise verwüsten bereits jetzt unsere Welt. Das Zeitfenster zum Handeln ist kurz – aber es besteht immer noch die Möglichkeit, enorme positive Veränderungen zu bewirken.”

Boeve weist außerdem auf die Dringlichkeit des Übergangs zu gerechten und nachhaltigen Energiesystemen hin. Während sengende Hitzewellen, verheerende Stürme, anhaltende Dürren, katastrophale Überschwemmungen und explodierende Energierechnungen die Menschen weltweit belasten, stellt die Industrie für fossile Brennstoffe weiterhin den Profit über das Leben der Menschen und behindert damit echte Klimaschutzmaßnahmen. Boeve stellt klar: “Dieser unerträgliche Zustand muss sich ändern, und zwar jetzt”.

Der Aktionstag “Power Up” beruht auf den folgenden Fakten, die die derzeitige Ungerechtigkeit in den Energiesystemen weltweit und das Potenzial für einen positiven Übergang zu erneuerbaren Energien verdeutlichen:

  • Jeder in saubere Energie investierte Dollar schafft fast dreimal so viele Arbeitsplätze wie Investitionen in Projekte für fossile Brennstoffe.
  • Allein die vier fossilen Riesen Exxon, Shell, Total und Chevron erwirtschafteten im ersten Quartal 2023 zusammen einen Gewinn von 33,2 Milliarden Dollar. Mit der gleichen Summe könnten schätzungsweise 55 Millionen ländliche Haushalte ohne Energie- und Netzzugang vollständig elektrifiziert werden.
  • Die exzessiven Profite der fünf größten westlichen fossilen Unternehmen beliefen sich im Jahr 2022 auf 134 Milliarden Dollar. Diese exorbitanten Gewinne, die auf Kosten der Verbraucher*innen erzielt werden, unterstreichen die Notwendigkeit einer globalen Energiegerechtigkeit und eines Übergangs zu erneuerbarer Energie.

Der globale Aktionstag von 350.org soll Einzelpersonen und Gemeinschaften auf der ganzen Welt dazu bringen, sofortige Maßnahmen für eine Zukunft mit erneuerbarer Energie zu fordern. “Mit vereinten Kräften können die Menschen die Vorherrschaft der Unternehmen für fossile Brennstoffe herausfordern und die notwendigen Veränderungen zur Bekämpfung der Klimakrise vorantreiben. Vom Kohleausstieg und dem Einsatz von Solarenergie in Australien bis hin zur Forderung nach Gerechtigkeit und Energiezugang für von Petrobras in Brasilien betroffene Communities. Von der Anprangerung der Gier der fossilen Riesen wie Total in Europa und Afrika, bis hin zur Rückeroberung öffentlicher Plätze,” schließt Boeve.

Norly Mercado, Asia Regional Director bei 350.org:

“Die heute angekündigten obszönen Gewinne sind eine Farce, nicht nur für die Millionen von Menschen, die unter der fossilen Industrie leiden, sondern auch für die 150 Millionen Menschen in Asien, die überhaupt keinen Zugang zu Energie haben. Wir verdienen eine bessere Welt als jene, die uns die CEOs der fossilen Unternehmen aufgebürdet haben. Dezentrale erneuerbare Energie, die auf Gerechtigkeit und Gleichheit beruht, ist der kostengünstigste Weg, um diejenigen mit Energie zu versorgen, die sie am dringendsten benötigen. In ganz Asien haben die Menschen bereits Lösungen für die Energie- und Klimakrise. Von Solarprojekten auf den Philippinen bis hin zur Just Energy Transition Partnership in Indonesien wird die Zukunft Asiens von den Menschen und ihrer Nachfrage nach zugänglicher erneuerbarer Energie bestimmt.”

Joseph Sikulu, Pacific Managing Director bei 350.org:

“Wenn wir den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen in dem Tempo vollziehen, das notwendig ist, um die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad zu begrenzen, haben die Pazifikinseln eine Chance zu überleben. Wenn wir gleichzeitig den Ausbau gemeinschaftsorientierter erneuerbarer Energie in der Region zügig vorantreiben, haben die Pazifikinseln sogar die Möglichkeit, zu prosperieren. Die Länder des globalen Nordens haben eine historische Verantwortung, den Übergang zu sauberer Energie anzuführen und diejenigen, die am wenigsten für diese Krise verantwortlich sind, bei ihren eigenen Transformationsplänen zu unterstützen. Wenn wir “Klimagerechtigkeit” sagen, meinen wir auch Energiegerechtigkeit. So wie der Pazifikraum dafür gekämpft hat, dass fossile Brennstoffe im Boden bleiben, werden wir dafür kämpfen, dass in den Kommunen das Licht anbleibt und die Familien ernährt werden. Wir werden die Zukunft, die die Menschen verdienen, auf der Grundlage von Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und gemeinschaftsorientierter erneuerbarer Energie aufbauen.”

Charity Migwi, Africa Regional Campaigner bei 350Africa.org:

“Es gibt keine Rechtfertigung für die fortgesetzte Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und deren Förderung, insbesondere im globalen Süden, wo solche Aktivitäten zu schwerwiegenden Zerstörungen in klimatisch anfälligen Gebieten geführt haben. Aus diesem Grund erheben sich die Menschen auf dem gesamten Kontinent und darüber hinaus, um zu bekräftigen, dass wir Lösungen für die Energie- und Klimakrise bereits besitzen. Die afrikanischen Länder verfügen über ein großes Potenzial an erneuerbarer Energie – 39 % des weltweiten Potenzials an erneuerbarer Energie –, durch das der Kontinent eine Schlüsselrolle bei der globalen Umstellung auf grüne Energie spielen könnte. Wir brauchen mehr Ehrgeiz von Seiten der Regierungen und umfangreiche Investitionen, um dezentrale erneuerbare Energie zu fördern, eine sichere, nachhaltige Energiezukunft für alle zu gewährleisten und gleichzeitig unsere wertvolle Umwelt zu schützen und den Menschen auf dem Kontinent zu helfen.”

Nicolò Wojewoda, Europe Regional Director bei 350.org:

“Europa hat in den letzten Wochen unter schockierenden und tödlichen Auswirkungen der Klimakrise gelitten, ebenso wie alle anderen Kontinente der Erde. Man sollte meinen, dass diejenigen, die am meisten für den heißesten Monat in der Geschichte der Menschheit verantwortlich sind, zur Rechenschaft gezogen werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die fossilen Unternehmen werden nicht zur Verantwortung gezogen, sondern mit rekordverdächtigen Jahresgewinnen belohnt, die allein im Jahr 2022 mehr als 200 Milliarden Dollar betragen haben.

Die Gewinne der fossilen Industrie steigen parallel zum Anstieg der globalen Temperaturen, für den sie verantwortlich sind. Das muss endlich ein Ende haben. Wir müssen sie für den Schaden, den sie angerichtet haben, zur Rechenschaft ziehen, sie dafür bezahlen lassen und ihren gefährlichen Einfluss schrittweise zurückdrängen. Das Geld, das wir für die Umstellung unserer Gemeinden auf ein alternatives, mit erneuerbarer Energie betriebenes Energiesystem benötigen, bei dem die Menschen und nicht die Unternehmensgewinne im Mittelpunkt stehen, befindet sich in den Geldtaschen dieser ausbeuterischen Unternehmen. Wir müssen es an uns nehmen und nutzen, um die Lösungen voranzutreiben, von denen wir wissen, dass sie notwendig und in Reichweite sind.”

Ilan Zugman, Latin America Director bei 350.org:

“Jedes Mal, wenn Kohle-, Öl- und Gasunternehmen ihre unverschämten Gewinne bekannt geben, müssen wir uns daran erinnern, dass diese Summen nur aufgrund der Subventionen für fossile Brennstoffe möglich sind, die im Jahr 2022 eine Billion Dollar überschritten haben. Es sieht so aus, als ob alle Bürger*innen vierteljährlich einen Teil ihres Geldes an die steinreichen Aktionäre und Führungskräfte dieser Unternehmen abliefern und im Gegenzug die Zerstörung des globalen Klimas in Kauf nehmen müssen.

In Lateinamerika, wo ein Teil der Bevölkerung nicht einmal dauerhaft Zugang zu Energie hat und ums Überleben kämpft, sind die Subventionen für Kohle, Öl und Gas besonders absurd. Um diese Ungerechtigkeit zu beenden, müssen die Regierungen diese Mittel dringend in den Ausbau erneuerbarer Energieträger und die Ausweitung gemeinschaftsorientierter Lösungen umleiten”.

Jeff Ordower, North America Director bei 350.org:

“Dieser Sommer war für viele Gebiete Nordamerikas, die oft besser vor den Auswirkungen der Klimakrise geschützt sind, ein deutliches Alarmsignal: In Kanada wurde ein Rekord an verbrannten Hektar aufgestellt, noch bevor die Saison der Waldbrände überhaupt begonnen hat. In weiten Teilen der USA ist die Luftqualität durch den Rauch der Waldbrände gefährlich beeinträchtigt worden. Viele US-Bundesstaaten sind mit unerbittlicher, tödlicher Hitze konfrontiert. Vermont erholt sich noch immer von extremen Überschwemmungen.

Die USA sind das Land mit der weltweit höchsten Öl- und Gasproduktion, doch anstatt wirklich zur Rechenschaft gezogen zu werden, fahren die amerikanischen fossilen Konzerne weiterhin ihre Gewinne ein. Und die Regierung genehmigt nach wie vor neue Projekte, die die Klimakatastrophe nur beschleunigen werden. Es ist an der Zeit, diese Unternehmen und ihre Geldgeber für den Schaden, den sie angerichtet haben, zur Verantwortung zu ziehen und sie für den raschen und gerechten Übergang zu erneuerbarer Energie, den wir so dringend brauchen, zahlen zu lassen. Wir haben die Technologien und die erforderlichen Mittel direkt vor unserer Nase: Man braucht sich nur die Gewinnbilanzen der fossilen Unternehmen anzusehen. Es ist an der Zeit, sie zur Kasse zu bitten – und dass unsere Staats- und Regierungschef*innen aufhören, sie zu unterstützen. Kurzfristige Profite dürfen nicht mehr über Menschenrechte gestellt werden. Nur so können wir eine Welt schaffen, die besser für die Menschen und auch für den Planeten funktioniert.”

Hintergrund:

350.org ist eine internationale Bewegung von Menschen, die sich dafür einsetzen, das Zeitalter der fossilen Brennstoffe zu beenden und eine Welt zu schaffen, in der erneuerbare Energie für alle im Mittelpunkt steht. Die Forderung nach einem tiefgreifenden Wandel, bei dem Energiegerechtigkeit das Herzstück bildet, treibt unsere Arbeit an. Wir bewegen uns auf die Welt zu, die wir uns wünschen, und lassen niemanden zurück. Wir verfolgen diesen Kurs mit der Dringlichkeit, die die Klimakrise von uns verlangt.

350.org hat bereits mehrere globale Mobilisierungen organisiert, darunter “Rise for Climate“, “Peoples Climate March“, “Global Work Party”, “Break Free” sowie mehrere laufende globale und regionale Kampagnen. 350.org hat zudem zahlreiche andere internationale Aktionstage mitorganisiert, darunter die globalen Klimastreiks im Jahr 2019.