7. Dezember 2016

Wissenschaftler und Nobelpreisträger drängen Nobelstiftung zu Divestment

Preisträger: Klimaschädliche Investitionen widersprechen Alfred Nobels letztem Willen  

STOCKHOLM, SCHWEDEN – In einem heute veröffentlichten Brief fordern Nobelpreisträger und Wissenschaftler die Nobelstiftung auf, ihr Vermögen von $420 Millionen von Investitionen in Kohle-, Öl- und Gaskonzerne zu befreien. Die Stiftung ‚sollte nicht von der Zerstörung unseres Klimas profitieren’, argumentieren die Laureaten vor der Verleihung der diesjährigen Nobelpreise am Samstag.

Unter den 14 Preisträgern, die den Brief unterzeichneten, befinden sich namhafte Wissenschaftler wie der Atmosphärenchemiker Paul Josef Crutzen und mehrere Gewinner des renommierten Friedensnobelpreises wie die iranische Menschenrechtsaktivistin Shirin Ebadi, die jemenitische Frauenrechtlerin Tawakkol Karman und der argentinische Menschenrechts- und Friedensaktivist Adolfo Pérez Esquivel. Hinzu kommen Mitglieder des Weltklimarats (IPCC), dem 2007 der Friedensnobelpreis verliehen wurde. [1]

„In seinem Testament schrieb Alfred Nobel, die Preise sollten an diejenigen verliehen werden, ‚die der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben’. Als Preisträger und Wissenschaftler nehmen wir uns die letzten Worte Alfred Nobels zu Herzen. Wir erwarten, dass auch die Nobelstiftung im Interesse der Menschheit handelt und für die Gesundheit unseres Planeten, auf die wir alle angewiesen sind, Sorge trägt“, heißt es in dem Schreiben.

Der Aufruf an die Nobelstiftung, ihre Verbindungen zur Kohle-, Öl- und Gasindustrie zu kappen wurde von der lokalen Klimagruppe Divest Nobel in Stockholm initiiert. Sie hat angekündigt, während der Veranstaltungen rund um die diesjährige Preisverleihungen den Druck aufrecht zu erhalten.

Bislang haben sich mehr als 600 Institutionen verpflichtet, Investitionen aus der Kohle-, Öl- und Gasindustrie abzuziehen. Unter ihnen sind Städte wie Oslo, Paris, Berlin, Seattle, Melbourne und Münster, Hochschulen (darunter mehr als ein Viertel aller britischen Universitäten), sowie Hunderte von religiösen Institutionen und Stiftungen. Nächste Woche gibt das Netzwerk Divest-Invest ihren dritten Jahresbericht über das Wachstum und den Einfluss der Divestment-Bewegung im vergangenen Jahr heraus. [2]

Ziel der Divestment-Kampagne Fossil Free ist es, den politischen Einfluss der Kohle-, Öl- und Gasindustrie zu schwächen, indem sie den Hauptverursachern des Klimawandels die gesellschaftliche Akzeptanz entzieht.

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Kontakt: Melanie Mattauch, [email protected], +49151 5812 0184 (in Berlin)

Für die Redaktion:

[1] Unterzeichnende des Briefs an die Nobelstiftung:

  • Paul Josef Crutzen, Niederlande, Nobelpreis für Chemie 1995
  • Shirin Ebadi, Iran, Friedensnobelpreis 2003
  • Adolfo Pérez Esquivel, Argentinien, Friedensnobelpreis 1980
  • Leymah Gbowee, Liberia, Friedensnobelpreis 2011
  • Tawakkol Karman, Jemen, Friedensnobelpreis 2011
  • Mairead Maguire, Vereinigtes Königreich/Nordirland, Friedensnobelpreis 1976
  • Thomas A. Steitz, USA, Nobelpreis für Chemie 2009
  • John Sulston, Vereinigtes Königreich, Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 2002
  • Harold Varmus, USA, Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 1989
  • John Walker, Vereinigtes Königreich, Nobelpreis für Chemie 1997
  • Jody Williams, USA, Friedensnobelpreis 1997
  • David Wineland, USA, Nobelpreis für Physik 2012
  • American Friends Service Committee, USA, Friedensnobelpreis 1947
  • Jason Box, USA, Mitarbeiter des mit dem Friedensnobelpreis 2007 ausgezeichneten IPCC
  • Graciela Chichilnisky, USA, Mitarbeiter des mit dem Friedensnobelpreis 2007 ausgezeichneten IPCC
  • Michael Mann, USA, Mitarbeiter des mit dem Friedensnobelpreis 2007 ausgezeichneten IPCC

[2] Der Bericht zur Divestment-Bewegung wird am 12. Dezember veröffentlicht. Der Bericht des Vorjahres kann hier eingesehen werden: Arabella Advisors: Measuring the growth of the global fossil fuel divestment and clean energy investment movement [pdf], Oktober 2015