Die Waldbrände auf Maui dominieren seit einer Woche die Schlagzeilen der Nachrichten. Das gleichermaßen verwirrende wie irreführende Narrativ in sozialen Medien und in Teilen der Mainstream-Medien hat den Menschen auf Maui zusätzliches Leid zugefügt. Die Zahl der Todesopfer der Waldbrände steigt nach wie vor und die Berichte von den Menschen vor Ort sind nicht zu ertragen. Menschen sind ins Meer gesprungen, aus Angst zu verbrennen. Sie mussten erleben, wie sich ihre Heimat, die bereits durch den Tourismus verwüstet war, ohne Vorwarnung in Rauch auflöste. Dieses unvorstellbare Leid und die Zerstörung sind Folgen der Klimakrise.

Wir werden weiter dafür kämpfen, das Zeitalter fossiler Brennstoffe zu beenden, damit sich dies nicht weltweit fortsetzt und noch schlimmer wird. Gleichzeitig setzen wir uns dafür ein, dass ein gerechter Übergang zu erneuerbaren Energien eingeleitet und umgesetzt wird. Aber die Klimabewegung muss gerade jetzt angesichts des Schmerzes, des Wiederaufbaus und des Widerstands gegen den erbarmungslosen Kolonialismus an der Seite der Menschen von Maui stehen. Immobilieninteressent*innen prüfen bereits jetzt, wie sie aus dem Wiederaufbau Kapital schlagen können. Lāhainā, eine große und enge Gemeinschaft und einst Hauptstadt des Königreichs Hawaiʻi, wurde in vielen Nachrichtenmeldungen einfach nur als Touristenort bezeichnet. Die Klimakrise ist untrennbar mit Kapitalismus, Kolonialismus und Ausbeutung verbunden.

Die Waldbrandbekämpfung dekolonialisieren

Während viele Menschen die Realität, mit der die Bewohner*innen von Maui konfrontiert sind, ausblenden, indem sie in erster Linie den Ausfall ihrer eigenen Urlaubsreise beweinen, haben andere – was noch ungeheuerlicher ist – diese Urlaubsreise angetreten, obwohl sie von der örtlichen Bevölkerung gebeten wurden, nicht zu kommen.

„Gehen Sie“, sagte Alika Peneku, ein Einwohner von Lāhainā, in einem Interview mit CNN. „Geben Sie uns die Möglichkeit zur Heilung. Wenn das Zuhause irgendeines/irgendeiner Touristen*in abgebrannt wäre, würden sie auch nicht wollen, dass fremde Personen einen Urlaubsausflug zu ihrem Haus machen. Sie würden sich Zeit wünschen, um zu trauern. Sie würden sich Zeit für den Wiederaufbau wünschen.“

NBC News hat berichtet, dass sich viele Hawaiianer*innen entschieden hätten, so dicht wie möglich bei ihren Häusern zu bleiben, anstatt sich evakuieren zu lassen – selbst wenn nur noch Asche übrig sein sollte –, und zwar als Akt der Gemeinschaft und des Widerstands gegen Siedlerkolonialismus und eine zügellose Tourismusindustrie, die seit Jahren versucht, sie zu vertreiben. Die Vizevorsitzende des County Council von Maui, Keani Rawlins-Fernandez, sagt, dass lokale Kräfte die „Federführung“ bei der Bekämpfung der Brände „übernehmen“. Als Gründe nennt sie Misstrauen angesichts der enttäuschenden offiziellen Reaktion von staatlichen Stellen, eine historisch begründete Angst, dass „jene mit Geld versuchen, aus dem Trauma Kapital zu schlagen“, und den dringenden Bedarf an kritischen Gütern für die Menschen, die sich entschieden haben, zu bleiben und für ihr Zuhause zu kämpfen.

Waldbrände, Klimawandel und Versorgungswirtschaft

Das begründete Misstrauen gilt auch gegenüber dem führenden Versorgungsunternehmen. Laut King5, einem Sender von NBC, wurde eine Sammelklage gegen Hawaiian Electric Co eingereicht. Diese beruft sich u. a. auf unternehmensinterne Dokumente, aus denen hervorgeht, „dass dem Unternehmen bekannt war, dass präventive Stromabschaltungen, wie sie in Kalifornien vorgenommen wurden, eine wirksame Strategie sind, um Walbrände zu verhindern, dass dies aber nicht angewandt wurde.“

Das hat einige dazu veranlasst, zu sagen, dass das Energieunternehmen dafür verantwortlich gemacht werden sollte, anstatt der Klimakrise und die Kohle-, Öl- und Gasunternehmen, die diese direkt verursachen. Wir sagen jedoch: Es sind beide Faktoren, sie verstärken einander. Außerdem ist dies nur ein weiteres Beispiel dafür, warum wir die Struktur von Versorgungsunternehmen ändern müssen, damit sie der Öffentlichkeit gegenüber stärker rechenschaftspflichtig werden.

Axios hat darüber berichtet, wie der Klimawandel dazu beigetragen hat, die Bedingungen für die Waldbrände auf Maui zu schaffen: Dürren, steigende Temperaturen und Starkwinde. Wenn noch ein Versorgungsunternehmen im Besitz von Investoren hinzukommt, das zögert, Präventivmaßnahmen zu ergreifen, die sich negativ auf die Rendite auswirken könnten, und man bedenkt, dass die Insel von ganzen Branchen aufgegeben wurde, weil sie darin hauptsächlich eine Touristenhochburg sehen, dann ergibt sich ein verheerendes Bild, das genau dem entspricht, dem sich Maui derzeit gegenübersieht.

Waldbrände vertreiben indigene Communities weltweit

Unterdessen toben Waldbrände auch in anderen Teilen der Welt. So auch in Kanada, wo indigene Communities häufig an vorderster Front gegen die verheerenden Waldbrände kämpfen. Allein in dieser Woche wüten mehr als 230 Waldbrände in den Nordwest-Territorien Kanadas, von denen beinahe 50 Prozent von Indigenen bewohnt werden. Alle 20.000 Einwohner*innen der Hauptstadt Yellowknife der kanadischen Nordwest-Territorien werden aufgrund der sich nähernden Waldbrände auf dem Land- und Luftweg evakuiert. Weitere Informationen von 350 Kanada zum Klimawandel, zu Waldbränden und zur Dekolonialisierung der Waldbrandbekämpfung findest du hier. Spende hier an den Notfallfonds von United Way für Evakuierte der Waldbrände in den Nordwest-Territorien.

Was können wir jetzt tun, um die Menschen auf Maui wirklich sinnvoll zu unterstützen?
  1. Wir können das falsche Narrativ korrigieren, wann immer wir diesem begegnen, und uns gegen die Interessen der Immobilienbranche stellen, die versucht, aus der Zerstörung Kapital zu schlagen.
  2. Wir sollten uns auf die am stärksten betroffenen und auf die indigenen Communities konzentrieren und die Bemühungen zur Bekämpfung der Waldbrände unterstützen, die unter deren Federführung laufen.
  3. Unterstütze den Hawaiʻi People’s Fund mit einer Spende. Dieser kümmert sich um die Bereitstellung eines sicheren und vertrauenswürdigen Weges, damit die Hilfe (kōkua) schnell zu den Organisator*innen und Organisationen gelangt, die dort bereits tätig sind.