Letzte Woche fiel in der norditalienischen Region Emilia-Romagna, in deren Nähe ich aufgewachsen bin, innerhalb von nur 36 Stunden die Regenmenge eines halben Jahres. Flüsse traten über die Ufer und verursachten katastrophale Überschwemmungen. Dabei kamen 14 Menschen ums Leben und über 36.000 mussten ihr Zuhause verlassen. Außerdem entstanden an der Infrastruktur der Region Schäden in Höhe von mindestens 620 Millionen Euro, und die Schäden in der landwirtschaftlichen Produktion werden auf 1,5 Milliarden Euro geschätzt. Es handelt sich um die schwersten Überschwemmungen in Italien seit 100 Jahren – und um das jüngste Beispiel der zahlreichen Naturkatastrophen in der Geschichte des Landes.1

Zu den Überschwemmungen kam es im Anschluss an mehrere Jahre schwerer Dürre, nach denen der Boden Wasser nicht mehr gut aufnehmen kann. Aus Sicht von Wissenschaftler*innen besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Katastrophen wie dieser und der Klimakrise. Mauro Rossi vom Nationalen Forschungsrat Italiens sagte hierzu: “Steigende Temperaturen verstärken Trockenperioden, trocknen den Boden aus und verändern seine Durchlässigkeit auf unterschiedliche Weise.” Fridays for Future und andere für Klimagerechtigkeit eintretende Gruppen helfen tatkräftig bei den Aufräumarbeiten mit. Gleichzeitig machen sie deutlich, dass die Überschwemmungen kein Einzelfall sind, sondern ein Symptom der Klimakrise.2

Wie sich solche Katastrophen eindämmen lassen, liegt auf der Hand und es gibt hierfür auch breite Unterstützung in der Öffentlichkeit. Die Regierung will jedoch einfach nicht so schnell und umfassend handeln, wie es nötig wäre – es ist zum Verzweifeln! 71 % der Italiener*innen wollen, dass ihre Regierung mehr gegen die Klimakrise unternimmt. Das bedeutet, dass Kohle, Öl und Gas im Boden bleiben müssen und es keine neue Infrastruktur für fossile Brennstoffe geben darf. Trotz des Konsenses in der Wissenschaft lassen viele führende Politiker*innen und große Teile der Medien Raum für Klimawandelleugnung und verleumden die Klimaaktivist*innen, die dringende Maßnahmen fordern. Vorletzte Woche erst tat ein Senator der Regierungspartei in seinen Äußerungen zu den Überschwemmungen den wissenschaftlichen Konsens zur Klimakrise ab. In Fernsehen und Presse macht man sich über unzählige Klimaaktivist*innen lustig und beleidigt sie. Und die italienische Regierung hat es als Mitglied der G7 ein weiteres Mal versäumt, energische Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen, indem sie unter anderem in der Abschlusserklärung den weiteren Ausbau der Infrastrukutur für fossiles Gas unterstützte.3

Inmitten der Katastrophe zeigt sich aber auch der Widerstandsgeist der Menschen Italiens auf herzerwärmende Weise. Nach den Überschwemmungen kamen tausende Freiwillige aus dem ganzen Land nach Emilia-Romagna, um dort zu helfen. In einem Video auf Twitter sieht man eine Gruppe Freiwillige, die beim Säubern der Straßen “Romagna Mia” singen (ein traditionelles Lied der Region).

Die Klimakrise ist in vollem Gange. Extremwetterereignisse wie dieses werden wir künftig häufiger erleben, ebenso wie Stürme, Dürren und Hitzewellen. Das ist die traurige Wahrheit. Eine einfache Lösung gibt es nicht. Verursacht wurde diese Krise von Kohle-, Öl- und Gasunternehmen – und von den Banken, die ihre klimazerstörenden Arbeit weiterhin finanzieren. Manchmal erscheint sie in ihrem Ausmaß fast unüberwindbar. Einige Folgen der Klimakrise lassen sich nun leider nicht mehr abwenden, aber bei der Klimaerwärmung wird jedes Bruchteil von einem Grad, das wir verhindern können, Leben retten. Mit jedem Einsatz gegen fossile Brennstoffe und für eine gerechte Welt der erneuerbaren Energie verhindern wir, dass Katastrophen wie diese Überschwemmungen häufiger und extremer werden.

Es gibt viele Möglichkeiten, gegen die Klimakrise aktiv zu werden, aber am dringendsten brauchen die Menschen in Emilia-Romagna jetzt finanzielle Unterstützung. Wenn du helfen kannst: Die Regionalverwaltung von Emilia-Romagna sammelt Geld für betroffene Menschen und Gemeinden. Hier die wichtigsten Angaben der Website, mit denen du Geld spenden kannst:

  • IBAN: IT69G0200802435000104428964
  • BIC: UNCRITM1OM0
  • Kontobezeichnung: Agenzia regionale Sic.T. Protezione civile Emilia Romagna

Setzen wir uns für die Menschen in Emilia-Romagna ein. Setzen wir uns gegen die Klimakrise ein.

 

 

Quellen:

[1] Domani / Il Manifesto / IRPI

[2] CNN / Fridays for Future Italia auf Twitter

[3] Editoriale Domani / RAI