Von Bhavna Deonrarain, 12. Dezember 2014

Schon jetzt bekommen Menschen in ganz Afrika die Folgen des Klimawandels zu spüren. Forschungsergebnisse zeigen, dass sich die veränderten Temperaturen auf die Gesundheit, Existenzgrundlage, Nahrungsmittelerzeugung, Wasserverfügbarkeit und allgemeine Sicherheit der afrikanischen Bevölkerung ausgewirkt haben.

Laut dem Climate Change Vulnerability Index for 2015 (Verwundbarkeitsindex zum Klimawandel) befinden sich sieben der zehn durch den Klimawandel meistgefährdeten Staaten in Afrika.

In großen Bereichen der Sahelzone und im Süden Afrikas sind die Niederschlagsmengen zurückgegangen, während sie in Teilen Zentralafrikas gestiegen sind. In den letzten 25 Jahren hat sich die Anzahl wetterbedingter Katastrophen, wie Überschwemmungen und Dürren, verdoppelt. In der Folge ist Afrika die Region mit der höchsten durch Dürren verursachten Sterblichkeitsrate.

  1. Auswirkungen auf das Wetter

Überschwemmungen

Überschwemmungen sind die häufigsten Katastrophen in Nordafrika. In Ost-, Süd- und Zentralafrika rangieren sie auf dem zweiten, in Westafrika auf dem dritten Platz der häufigsten Katastrophen (AWDR, 2006).

In Nordafrika führten die katastrophalen Überschwemmungen von 2001 in Nordalgerien zu etwa 800 Toten und einem wirtschaftlichen Verlust von etwa 400 Millionen US-Dollar. Mosambik hatte in Folge der Überschwemmungen im Jahr 2000, die durch zwei Zyklone noch verschlimmert wurden, 800 Tote zu beklagen. Fast 2 Millionen Menschen waren betroffen. 1 Million davon fehlte es an Lebensmitteln, 329.000 Menschen wurden obdachlos und landwirtschaftliche Anbauflächen wurden zerstört (AWDR, 2006).

Dürren

Zwischen Juli 2011 und Mitte 2012 herrschte in der gesamten ostafrikanischen Region eine Dürre, die als „die schlimmste Dürre seit 60 Jahren” bezeichnet wird.

  1. Auswirkungen auf Wasserversorgung und -qualität

Zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Wasservorkommen in Afrika gehören: Überschwemmungen, Dürren, veränderte Niederschlagsverteilung, austrocknende Flüsse, schmelzende Gletscher und schrumpfende Gewässer.  

Westafrika

Ganze Volkswirtschaften leiden unter dem sinkenden Pegel der riesigen afrikanischen Flüsse. So ist beispielsweise Ghana völlig vom Akosomba-Damm-Wasserkraftwerk am Fluss Volta abhängig. Mali ist auf den Fluss Niger für Nahrungsmittel, Wasser und als Transportweg angewiesen. Allerdings sind große Abschnitte des Flusses von Umweltverschmutzung bedroht. In Nigeria hat die Hälfte der Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Wasser.

Gletscher des Kilimandscharo

Der allmähliche, aber dennoch dramatische Rückgang der Gletscher des Kilimandscharo ist eine Folge des Klimawandels (IPCC, 2001). Die Gletscher dienen als Wasserspeicher und mehrere Flüsse trocknen nun aus. Schätzungen gehen davon aus, dass 82% des Eises, das zum Zeitpunkt der ersten Messungen 1912 den Gipfel bedeckte, mittlerweile verschwunden sind. (IPCC, 2001)

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Bild © EarthKAM

  1. Auswirkungen auf Landwirtschaft und Nahrungsmittel

Überall in Afrika verändert sich die Landschaft. Dürren, Hitzebelastung und Überschwemmungen haben die Ernten und Produktivität in der Viehhaltung verringert.

In Ostafrika herrscht die schlimmste Nahrungsmittelkrise des 21.Jahrhunderts. Laut Oxfam benötigen 12 Millionen Menschen in Äthiopien, Kenia und Somalia dringend Lebensmittel. Die Regenfälle blieben unter dem Durchschnitt und so war 2010/2011 das trockenste Jahr seit 1950/1951. Für einen Kontinent, dessen Landwirtschaft fast ausschließlich von Regenfällen abhängt, ist das ein ernstes Problem.

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Foto © wphna.org

  1. Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit

Klimabezogene Erkrankungen und gesundheitliche Auswirkungen treten vermehrt in armen Ländern auf, da diese nur wenige Ressourcen für Behandlungen und Prävention haben. Beispiele von klimabezogenen, gesundheitlichen Folgen (u.a.):  

  • Dauerhaft hohe Temperaturen sind mit häufigen und schweren Hitzebelastungen verbunden.
  • Die Verschlechterung der Luftqualität, die oft mit einer Hitzewelle einhergeht, kann zu Atemproblemen führen und Atemwegserkrankungen verschlimmern.
  • Die Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft und andere Nahrungsmittelsysteme erhöhen den Anteil der Mangelernährten und tragen zur Armut bei.„Noch immer ist ein Viertel der Menschen in Afrika südlich der Sahara unterernährt. Die Folgen des Klimawandels machen es den regionalen Regierungen noch schwerer, die Nahrungsmittelsicherheit zu verbessern und Spannungen abzubauen.”
  • In Gegenden, für die mehr Niederschlag prognostiziert wird, kann sich Malaria schneller ausbreiten. Vermehrte Regenfälle und steigenden Temperaturen führen auch zur Ausbreitung von Dengue-Fieber.
  1. Auswirkungen auf Schutzräume

Schwere Überschwemmungen und Dürren haben viele Häuser, Hütten und Dörfer in ganz Afrika zerstört. Konflikte um Ressourcen verschärfen diese Auswirkungen und tragen wiederum zur anhaltenden Migration innerhalb und zwischen afrikanischen Ländern bei.

Extremwetter vertreibt ganze Massen von Menschen aus ihrer Heimat. Es trifft besonders diejenigen, die nicht die Ressourcen haben, ihre zerstörte Heimat wieder aufzubauen.

„Flüchtlinge aus dem Südsudan, die sich in einem UN-Flüchtlingscamp befinden, leben in kniehohem, durch Abwasser verunreinigtem Hochwasser. Das zwingt manche Familien dazu, im Stehen zu schlafen, um ihre Kinder über Wasser zu halten.”

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Foto © AlJazeera

  1. Auswirkungen auf arme Bevölkerungsteile

Frauen, Kinder und Ältere sind überall in Afrika verstärkt durch die Folgen des Klimawandels gefährdet. Arbeitende Frauen sind oft zusätzlich als Pflegepersonen eingebunden und bekommen die gesellschaflichen Auswirkungen auf den Klimawandel (wie z.B. Migration der Männer) nach extremen Wetterereignisse besonders stark zu spüren.

Wasserknappheit belastet afrikanischen Frauen zusätzlich. Um Wasser zu holen, laufen sie oft Stunden, manchmal sogar Tage. (IPCC, 2014)

Kinder und ältere Menschen haben ein höheres Risiko an Infektionskrankheiten wie Malaria zu erkranken und sind zudem durch ihre geringere Mobilität und Nahrungsaufnahme verstärkt betroffen. Älteren Menschen sind bei Dürren, Hitzewellen und Waldbränden körperlich gefährdet und vom Tod bedroht. Viele Kinder verhungern, sterben an Mangelernährung, Durchfall und bei Überschwemmungen. (IPCC, 2014)

12 May 2010. Abu Shouk: Water point in Abu Shouk IDP Camp. 84.000 people collect water everyday from the only water point in the area. Each family has de right to collect water twice per week with, as maximum, 15 recipients of 8 liters each. They pay only 10 recipients and they get other 5 for free. Basically in the morning, mothers and children spend hours on the queue and, then, after filling the recipients, they bring them to their homes (some kilometers away) usually by donkeys or just walking. Photo by Albert Gonzalez Farran / Unamid

12 May 2010. Abu Shouk: Water point in Abu Shouk IDP Camp. 84.000 people collect water everyday from the only water point in the area. Each family has de right to collect water twice per week with, as maximum, 15 recipients of 8 liters each. They pay only 10 recipients and they get other 5 for free. Basically in the morning, mothers and children spend hours on the queue and, then, after filling the recipients, they bring them to their homes (some kilometers away) usually by donkeys or just walking. Photo by Albert Gonzalez Farran / Unamid

Foto © UNAMID

  1. Auswirkungen auf die nationale Sicherheit

Die Auswirkungen des Klimawandels haben das Potential nationale Sicherheitsfragen zu verschärfen und damit die Zahl der internationalen Konflikte zu steigern. Häufig drehen sich Konflikte um die Zugang zu bereits begrenzte natürliche Ressourcen, fruchtbaren Boden und Wasser. Der Zugang zu stetigen, verlässlichen Wasserquellen wird in vielen afrikanischen Regionen hoch geschätzt.
Veränderungen von Niederschlagszeiten und -itensität gefährden die Verfügbarkeit von Wasser und führen so zu Konflikten (IPCC, 2014).

„Ein Bericht der Vereinten Nationen prognostiziert, dass in den kommenden 25 Jahren der Zugang zu Wasser die häufigste Konflikt- und Kriegsursache sein wird. Solche Kriege treten mit der höchsten Wahrscheinlichkeit dort auf, wo Gewässer von mehreren Ländern geteilt werden.”

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Ein junger Mann des Nyangatom-Stamms patroulliert den Zugang zu einer Wasserquelle an der Grenze zwischen Äthiopien und Kenia. Hier finden seit längerem Konflikte zwischen den Nyangatom, dem kenianischen Grenzschutz und dem Stamm der Turkana statt. (Foto © vassar.edu)

Veränderungen von Temperatur und Niederschlag wirken sich schon jetzt auf die Ernte in Subsahara-Afrika aus. Nahrungsmittelknappheit ist die Folge. Sie löst grenzüberschreitende Migrationsströme und intraregionale Konflikte aus, die zum Beispiel in Nigeria zu politischer Instabilität geführt haben.

  1. Auswirkungen auf Ökosysteme
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Foto © WWF-US

Der Klimawandel hat bereits zu Veränderungen in den Süß- und Salzwasserökosystemen in Ost- und Südafrika sowie der terrestrischen Ökosysteme in Süd- und Westafrika geführt. Extreme Wetterereignisse haben gezeigt, wie verletzlich manche südafrikanische Ökosysteme sind. Migrationsmuster, geografische Ausbreitung und jahreszeitliche Aktivität vieler auf dem Land und im Wasser beheimateter Arten haben sich in Anpassung an den Klimawandel verschoben. Artenreichtum und die Wechselbeziehungen zwischen den Arten haben sich ebenfalls verändert (IPCC, 2014).

Obwohl der afrikanische Kontinent am wenigsten zum anthropogenen Klimawandel beigetragen hat, ist er am stärksten davon betroffen.

Aber du kannst Afrika im Kampf unterstützen – schließe dich noch heute der Klimabewegung an. Mach mit.