Von Hoda Baraka – 11. Juni 2015

Diese Woche war 350.org bei den Klimaverhandlungen in Bonn anwesend. Ich hatte das Privileg , an der abschließenden Pressekonferenz, die von CAN organisiert worden war, teilzunehmen; hier unser Statement: 

In dieser Woche — ebenso wie schon in den vergangenen Monaten — hat die Klimaschutzbewegung weltweit unglaublichen Aufwind erfahren. Klimaschutz liegt in der Luft.

Privatpersonen, Unternehmen, Glaubensgemeinschaften und selbst einige Politiker*innen zeigen sich bereit, fossilen Brennstoffen den Rücken zu kehren und in eine Zukunft zu gehen, die zu 100 % auf erneuerbare Energien baut. Meine Liste mit Beispielen ist drei Seiten lang, doch angesichts der beschränkten Zeit möchte ich nur ein paar wenige Highlights aufzählen:

Die “Fossil Fuel Divestment”-Kampagne verzeichnet einen Erfolg nach dem anderen.

Vergangene Woche verkaufte Norwegens staatlicher Pensionsfonds Kohle-Investitionen im Wert von knapp 9 Milliarden US-Dollar. Vergangenen Monat haben die Universität von Oxford, die Universität von Edinburgh, die Universität von Georgetown, der Versicherungskonzern AXA und andere verpflichtende Divestment-Zusagen gegenüber Banken wie der Crédit Agricole gemacht, die neuen Kohleinvestitionen eine Absage erteilen. Und an Hunderten von Institutionen rund um die Welt nehmen Divestment-Kampagnen weiter zu.

Auch Unternehmen beginnen, ihre Gelder in die richtige Richtung zu lenken. IKEA hat jüngst das Versprechen gegeben, 1 Milliarde Euro in den Klimaschutz zu investieren. Nichts für ungut, aber wenn ein Möbelladen eine Zusage in Höhe von 1 Milliarde Euro macht, dann könntet ihr reichen Länder ruhig noch eine Schippe drauflegen!

Ein paar Politker*innen jedenfalls scheinen die Botschaft verstanden zu haben. Die frische Bergluft der bayerischen Alpen muss belebend gewirkt haben, denn ebenfalls in dieser Woche haben die Staatschefs der G7 das Ende des Zeitalters von Öl, Gas und Kohle angekündigt. Sie haben sich darauf geeinigt, die Weltwirtschaft zu dekarbonisieren und ihre Energiesektoren umzubauen. Diese langfristigen Ziele klingen vielversprechend, doch an der Umsetzung kurzfristiger Maßnahmen hapert es noch gewaltig. Es gibt nur einen Weg, diesen Worten nun auch Taten folgen zu lassen: Die G7 müssen anfangen, fossile Brennstoffe im Boden zu lassen, und gleichzeitig die finanziellen Mittel und die Unterstützung bereitstellen, die erforderlich sind, damit andere das Gleiche tun können.

Werfen wir doch einmal einen Blick auf den Fahrplan zum erklärten Ziel:

Die Regierenden dieser Welt reagieren, weil die Forderungen der Öffentlichkeit nach entsprechenden Maßnahmen nicht länger zu leugnen sind. Neue Daten von World Wide Views zeigen, dass 80 % der Menschen in aller Welt sehr besorgt über den Klimawandel sind. 68 % glauben, dass die Bekämpfung des Klimawandels ihre Lebensqualität verbessern wird. Einem Bericht der International Trade Union Confederation zufolge fordern 9 von 10 Bürger*innen von ihren Regierungsverantwortlichen, in Sachen Klimaschutz aktiv zu werden.

Und diese Forderung wird in den kommenden Monaten noch lauter werden.

Für nächste Woche wird die Veröffentlichung der päpstlichen Klima-Enzyklika erwartet. Wir gehen davon aus, dass sie eine klare, moralisch begründete Handlungsaufforderung beinhalten wird. Bald darauf werden sich die Mediziner mit dem Lancet Commission Report über die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels zu Wort melden.

Und die Menschen werden weiterhin auf die Straße gehen: In ganz Europa und weltweit sind weitere Mobilisierungskampagnen geplant. Erst heute Morgen haben Aktivisten der deutschen Gruppe “Ende Gelände” hier vor diesem Konferenzzentrum ein Aktionstraining durchgeführt, um eine große Protestaktion gegen das rheinische Braunkohlerevier, die größte CO2-Emissionsquelle Europas, nur 40 km von hier entfernt in Bonn, vorzubereiten.

All diese Aktionen sollten die Öl-, Gas- und Kohleindustrie das Fürchten lehren. Es gibt noch viel zu tun, doch der Energiewandel kommt. Vielerorts ist er bereits in vollem Gange.