Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit von Luiz Afonso Rosario, Nicole Oliveira, Jenny Zapata und Paulo Lima. Ursprünglich gepostet in EcoWatch, 10. Februar 2016

Letzten Dezember konnte die Anti-Fracking-Bewegung in Brasilien einen wichtigen Erfolg feiern. In Cruzeiro do Sul im Bundesstaat Acre ordnete ein Bundesrichter die Aussetzung und Einstellung sämtlicher Aktivitäten zur Erdöl- und Erdgas-Exploration im Juruá-Tal an, einer Region, die als wichtigster Rückzugsort der letzten isolierten indigenen Gesellschaften der Erde gilt.

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Wegen seiner üppigen und unberührten Natur ist Acre bekannt als »letzte Grenze« Amazoniens. In dem brasilianischen Bundesstaat leben so viele isolierte indigene Gesellschaften wie nirgendwo sonst auf der Welt. Foto: Gabriel de Angelis

 

Die hier gezeigte Fotoserie entstand 2015 während eines Besuchs von Aktivistinnen und Aktivisten der Kampagne Não Fracking Brasil im Juruá-Tal. Sie informierten indigene und nichtindigene Gruppen vor Ort über die Gefahren des Frackings für ihre traditionelle Lebensweise und die Umwelt, von der ihr Überleben abhängt.

Die Entscheidung des Richters setzt den Schlusspunkt unter die öffentliche Zivilklage, die letzten Oktober gegen die brasilianische Bundesregierung, das Brasilianische Umweltinstitut IBAMA, die Nationale Erdöl-Agentur ANP sowie den Energiekonzern PETROBRAS erhoben wurde. Es war eines von vielen Gerichtsverfahren, die durch die Kampagne Não Fracking Brasil angestoßen wurden. Dieses Urteil bedeutet auch das Aus für alle bereits laufenden Projekte. Damit wird die Umwelt geschützt und die Sicherheit der indigenen Gesellschaften sowie der übrigen Bevölkerung in der Region gewährleistet.

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Durch die Kampagne Não Fracking Brasil aufmerksam geworden, erhob der brasilianische Bundesanwalt Thiago Pinheiro Correa im Oktober Zivilklage gegen die Fortführung der unkonventionellen Erdgas-Exploration im Juruá- sowie im Javari-Tal. Der Nationalkongress in Brasilia debattiert derzeit über eine Gesetzesvorlage, die ein fünfjähriges Moratorium für Fracking vorsieht und über die noch in diesem Jahr abgestimmt wird. Foto: Gabriel de Angelis

 

Letztes Jahr kündigte die ANP die Versteigerung von Lizenzen zur Erdgas-Exploration für große Flächen des Juruá-Tals an, darunter auch geschützte Gebiete wie die Serra do Divisor und solche, die über dem Juruá-Grundwasserleiter, einem der größten des Landes, liegen. Foto: ©350.org

Letztes Jahr kündigte die ANP die Versteigerung von Lizenzen zur Erdgas-Exploration für große Flächen des Juruá-Tals an, darunter auch geschützte Gebiete wie die Serra do Divisor und solche, die über dem Juruá-Grundwasserleiter, einem der größten des Landes, liegen. Foto: Gabriel de Angelis

 

Bei der Auktion in Rio de Janeiro griffen indigene Oberhäupter, Aktivistinnen und Aktivisten zum Mikrofon. Sie sprachen über den Klimawandel, die Rechte indigener Gesellschaften und ihren Protest gegen Fracking auf ihrem Land. Foto: Oriana Eliçabe / Paulo Lima / 350.org

Bei der Auktion in Rio de Janeiro griffen indigene Oberhäupter, Aktivistinnen und Aktivisten zum Mikrofon. Sie sprachen über den Klimawandel, die Rechte indigener Gesellschaften und ihren Protest gegen Fracking auf ihrem Land. Foto: Oriana Eliçabe

 

Seit 2013 führt COESUS – die Coalizão Não Fracking Brasil (Brasilianische Koalition gegen Fracking) – eine leidenschaftliche Kampagne gegen Fracking. Sie veranstaltet Versammlungen mit führenden Persönlichkeiten indigener Gesellschaften sowie der Bundes- und Regionalpolitik. Sie organisiert Vorträge und öffentliche Anhörungen und gibt Radio- und TV-Interviews, um über die Risiken der Technologie aufzuklären. In den Bundesstaaten Amazonas, Paraná und Acre – wo das Juruá-Tal liegt – wird die Kampagne auch vom Indigenen-Missionsrat CIMI unterstützt.).

Die bei Weitem erfolgreichste Aktion der Kampagne fand vergangenen Oktober statt: Aktivistinnen und Aktivisten unterbrachen gemeinsam mit indigenen Oberhäuptern die jüngste von der Nationalen Erdöl-Agentur ANP ausgerichtete Auktion von Explorationsblocks in Acre und Paraná. Vor Vertreterinnen und Vertretern großer Ölkonzerne und der internationalen Presse gaben indigene Oberhäupter Erklärungen gegen Fracking ab.

»Die brasilianische Regierung hat«, so die Fracking-Gegnerin Nicole Oliveira, »ohne jede Transparenz gehandelt. Sie hat Blöcke und Gebiete für die unkonventionelle Gas-Exploration [Fracking] versteigert, zum Teil mit der falschen Behauptung, es sei eine Exploration mit konventionellen Methoden geplant. Die immensen Risiken, die von diesen Aktivitäten für die Umwelt und die ländlichen Gemeinden ausgehen, werden außer Acht gelassen.«

Aktivistinnen und Aktivisten fuhren zehn Stunden den Moa-Fluss durch den Nationalpark Serra do Divisor hinauf, wo sie zu Gesprächen mit Nawa, Nukini und Puyanawa zusammenkamen. Foto: ©350.org

Aktivistinnen und Aktivisten fuhren zehn Stunden den Moa-Fluss durch den Nationalpark Serra do Divisor hinauf, wo sie zu Gesprächen mit Nawa, Nukini und Puyanawa zusammenkamen. Foto: Gabriel de Angelis

 

Die Kampagne Não Fracking Brasil hat sich für 2016 das Ziel gesetzt, größer und stärker zu werden. Im Zuge der weltweiten Bemühungen der Klimaschutzbewegung, die gefährlichsten Kohle-, Öl- und Gasprojekte zu stoppen und ambitionierte klimafreundliche Lösungen voranzubringen, werden das ganze Jahr hindurch in allen brasilianischen Bundesstaaten zahlreiche Aktionen stattfinden.

 

Sowohl das Juruá-Tal selbst als auch die dortigen indigenen Gesellschaften litten während des Kautschukbooms im 19. Jahrhundert unter Verwüstung, Gewalt und Versklavung durch die Gummibarone. Foto: ©350.org

Sowohl das Juruá-Tal selbst als auch die dortigen indigenen Gesellschaften litten während des Kautschukbooms im 19. Jahrhundert unter Verwüstung, Gewalt und Versklavung durch die Gummibarone. Foto: Gabriel de Angelis