Kohleausstieg bis 2038. Stillegung von nur einem Viertel der bestehenden Kohlekraftwerkskapazitäten bis 2023. Und keine abschließende Klarheit über das Schicksal der vom Braunkohletagebau bedrohten Dörfer oder den Hambacher Forst. Die Vorschläge, die die Kohlekommission Ende Januar vorgelegt hat, sind nicht nur aus klimapolitischen Gründen inakzeptabel, um mit den Worten der 16-jährigen schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg zu sprechen.

Für die Bewohner*innen von Dörfern wie Beverath, Keyenberg oder Kuckum, die im Rheinischen Braunkohlerevier nach wie vor von der Abbagerung bedroht sind, bedeuten die Vorschläge der Kohlekommission anhaltende Unsicherheit.

Während wissenschaftliche Berechnungen zeigen, dass die im Kompromiss enthaltene Abschaltung von 3 GW Braunkohlekraftwerkskapazitäten im Rheinland bis 2023 ausreichen würde, um alle Dörfer und den Hambacher Wald zu erhalten, schafft RWE unbeirrt weiter Tatsachen. Der Konzern ließ in den vergangenen Wochen an verschiedenen Stellen weiter Häuser abreißen und Bäume fällen.

Auch die Zukunft von Dörfern wie Proschim in der Lausitz oder Pödelwitz im Mitteldeutschen Revier ist weiter ungewiss. Denn darüber wann in den ostdeutschen Revieren die ersten Braunkohlemeiler vom Netz gehen, sagt der Kompromissvorschlag der Kohlekommission überhaupt nichts. Hannelore Wodtke, die die Interessen der vom Tagebau betroffenen Menschen in der Lausitz in der Kohlekommission vertrat, stimmte deshalb als Einzige gegen den Kompromissvorschlag.

Doch der Widerstand gegen die Umsiedelung und Zerstörung weiterer Dörfer für den Braunkohleabbau wächst. Im vergangenen Jahr haben sich Betroffene aller Braunkohle-Reviere,  Menschen aus der Klimagerechtigkeitsbewegung sowie solidarische Bürgerinnen und Bürger im Bündnis “Alle Dörfer bleiben” zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen weitere Zwangsumsiedelungen und die fortlaufende Klimazerstörung zu kämpfen.

Nicht zuletzt die erfolgreichen Proteste für den Erhalt des Hambacher Waldes haben den Bewohner*innen der Dörfer im Rheinland wieder Hoffnung gegeben: In diesem Video erzählt Marita Dresen aus Kuckum warum sie bei “Alle Dörfer bleiben” aktiv ist und was für sie persönlich auf dem Spiel steht:

In den kommenden Monaten sind bereits zahlreiche Aktionen für den Erhalt der Dörfer geplant: Los geht es am Samstag, den 23. März 2019 mit einem Sternmarsch von “Alle Dörfer bleiben” im Rheinischen Braunkohlerevier. Bereits am darauffolgenden Samstag, den 30. März 2019 lädt die Grüne Liga zu einem Waldspaziergang in der Lausitz ein. Und vom 19. bis 24. Juni 2019 will das Aktionsbündnis Ende Gelände mit einer Massenaktion des zivilen Ungehorsams die Tagebaue im Rheinischen Braunkohlerevier blockieren und so den sofortigen Kohleausstieg selbst in die Hand nehmen.

Gerade nach den völlig unzureichenden Vorschlägen der Kohlekommission müssen wir weiter gemeinsam für ein schnelles Ende der Kohle kämpfen. Der Erhalt aller Dörfer in Rheinland, Lausitz und Mitteldeutschem Revier ist auf diesem Weg ein wichtiger Meilenstein. Bist du dabei?