8. Dezember 2015

Während des Kampfs gegen die Apartheid nutzten Aktivist*innen die unterschiedlichsten Kunstformen, um die Not unseres Landes und seiner Menschen zu vermitteln und darzustellen.

Kampflieder wie »Senzeni na«, Theaterproduktionen wie »Sarafina!« und »Cry, the Beloved Country« von Alan Paton mobilisierten südafrikanische und internationale Gemeinschaften dafür, die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Trennmauern in Südafrika einzureißen.

Man muss nicht eigens darauf hinweisen, wie viel die Verbindung von Kunst und Aktivismus bewegen kann; immerhin geht es bei beiden darum, durch kreative Kommunikation verborgene Wahrheiten zu enthüllen.

Artivismus, ein von den Millennials geprägter Begriff, der die Verbindung von Kunst und Aktivismus meint, ist kein neues Phänomen und erlebt heute ein großes Comeback unter jungen Aktivist*innen. Unterstützt von sozialen Medien ist der Artivismus zu einer beliebten Protestform geworden, insbesondere in der Klimabewegung.

Als Aktivist für Klimagerechtigkeit fällt es mir oft schwer, meine Altersgenoss*innen für Umweltthemen zu mobilisieren. Häufig werden Probleme wie Hunger, Arbeitslosigkeit, Korruption, Rassismus und Transformation thematisiert. Und auch in der Zivilgesellschaft ist es nicht leicht, um die Aufmerksamkeit der Medien und der Öffentlichkeit zu »konkurrieren«, da wir alle meinen, unsere individuellen Anliegen seien die wichtigsten und dringensten der Gesellschaft. Korruption und Rassismus werden als vom Menschen verursachte Probleme betrachtet und verdienen die größte Aufmerksamkeit. Beim Klimawandel dagegen glauben die Menschen, dass sie keinen Einfluss darauf haben.

In Bezug auf den Klimawandel gibt es keine Demokratie, also überlässt man es am besten einer höheren Macht, die die Erde erschaffen hat, oder berühmten Klimakämpfern wie Al Gore und Leonardo DiCaprio, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Ein typisches Beispiel ist das, was kürzlich auf meiner Facebook-Timeline passierte, die – entschuldigt das Wortspiel – mit Aufrufen überflutet wurde, für Regen zu beten, da Südafrika gerade das heißeste Jahr in den letzten zwei Jahrzehnten erlebt und viele Gebiete unter Wasserknappheit und Dürre leiden.

Gebete sind in manchen Gemeinschaften natürlich sehr mächtig, aber wir müssen erkennen, dass der Klimawandel ein vom Menschen verursachtes Problem ist und er die Aufmerksamkeit eines jeden verdient.

Viele Klimabewegungen haben Schwierigkeiten, Unterstützung für ihre Sache zu gewinnen, da die verwendeten Statistiken und Theorien sehr wissenschaftlich und komplex sind.

Aus diesem Grund ist der Artivismus in unserer Bewegung ein beliebtes Mittel geworden, um die Dringlichkeit der Krise zu vermitteln. Junge Artivist*innen aus allen Teilen der Welt tun sich zusammen und engagieren sich durch die unterschiedlichsten künstlerischen Medien – das gesprochene Wort, Dichtung, Musik, Theater und die visuellen Künste – gegen den Klimawandel. Diese Artivist*innen sind sehr erfolgreich darin, die Aufmerksamkeit der Jugend auf den Klimawandel zu lenken.

Letztes Jahr hat 350 Africa für die #WeLeadYou-Kampagne prominente südafrikanische Künstler*innen wie Lebo Mashile, BLK JKS, Word N Sound Collective, Nova Masango und Nicole Daniella zusammengebracht, bei der sie sich durch ihre Kunst zu Themen der Klimagerechtigkeit äußerten.

Greenpeace ließ 2013 ein eindrucksvolles Ballet mit dem Titel »The Dying Swan« (Der Sterbende Schwan) produzieren, das auf das Thema Fracking aufmerksam machte.

Der US-Rapper und Aktivist Prince Ea prangert in seinem Spoken Word-Videoclip »Dear Future Generations: Sorry« die Zerstörung der Natur an. In dem bewegenden Video entschuldigt er sich bei den künftigen Generationen für den Raubbau an der Erde und ihren Rohstoffen und merkt treffend an: »Das Problem an der Wahrheit ist, dass man sie verleugnen, aber nicht vermeiden kann«.

Eine weitere junge Artivistin ist die in Südafrika geborene Aaliya Kara, eine Spoken Word-Dichterin, die vor einiger Zeit auf einem Event von 350 Africa ein Stück mit dem Titel »Until You Let Her Go« aufführte. Wegen dieser Performance wurde Kara ausgewählt, im Vorfeld der COP21-Verhandlungen in Paris von Südafrika aus die ganze Welt zu Aktionen gegen den Klimawandel zu inspirieren.

Indem sie die Kunst als Mittel wiederbeleben, Fragen der sozialen Gerechtigkeit anzusprechen, können Artivist*innen eine wichtige Rolle für die Klimagerechtigkeitsbewegung spielen. Wir hoffen, dass die “ökologische Kunst” in ihrer Fähigkeit wächst, Menschen ebenso aufzurütteln wie die soziale und politische Kunst. Kunst ist und war schon immer die gemeinsame Sprache der Welt, und durch sie wollen wir Menschen in Solidarität gegen die Klimaverbrecher vereinen.