9. September 2018

Globaler Klimaaktionstag „Rise for Climate“ setzt Zeichen für raschen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas – in Deutschland und weltweit

Deutschland / Global — Am heutigen globalen Klimaaktionstag “Rise for Climate” fanden 38 Aktionen in Deutschland und über 800 Aktionen weltweit statt. Hunderttausende Menschen auf der ganzen Welt haben so auf die schon heute spürbaren Folgen der Klimakrise hingewiesen und gefordert Kohle, Öl und Gas im Boden zu lassen. In Deutschland hatten zahlreiche Aktionen den Kohleausstieg und die aktuelle Situation im Hambacher Forst zum Thema. Darüber hinaus gab es unter anderem Aktionen zur Verkehrswende, zum Thema Divestment [1] und zu den Folgen der Klimakrise.

„In Deutschland haben heute zahlreiche Menschen an 39 Orten ein starkes Zeichen für echten Klimaschutz und einen schnellen Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern gesetzt. Dieses Signal geht auch an RWE und die deutsche Bundesregierung. Die Bundesregierung muss die Rodung des Hambacher Forstes stoppen und den Kohleausstieg jetzt sofort einleiten statt die Verantwortung in eine Kommission abzuschieben. Die NRW-Kommunen sind gefordert, endlich ihre Aktien des Kohleriesen RWE zu verkaufen“, so Tine Langkamp, Organiser und Divestment Campaigner bei 350.org.

In Essen werden am heutigen Nachmittag Bürger die Stadt dazu auffordern, ihre RWE-Aktien zu verkaufen. In Stade protestierte ein breites Bündnis mit 650 Teilnehmern gegen den Neubau eines Steinkohlekraftwerks. Auch in Frankfurt und Köln wird es Aktionen gegen lokale Kohlekraftwerke.

Die Aktion “Brennende Landschaften” in Berlin machte vor dem Kanzleramt eindringlich auf die Folgen der Klimaerwärmung und die Verbindung zu den Waldbränden in Brandenburg in diesem Rekordsommer aufmerksam. In München blockieren 300 Aktivist*innen im Rahmen der Aktion “Ende Geländewagen!”  eine Straße in der Innenstadt. Sie fordern eine Autofreie Stadt und eine zügige Verkehrswende ohne Diesel, Benzin und Co. Die Blockade läuft zur Stunde noch.

Tine Langkamp ergänzt: „Der vergangene Hitzesommer hat verdeutlicht, dass der Klimawandel auch in Deutschland längst Realität ist. Um die schlimmsten Folgen der Klimakrise noch zu verhindern, ist ein schnelles und entschiedenes Handeln auf allen politischen Ebenen und in allen Sektoren dringend notwendig. Das heißt unter anderem, dass Kohleausstieg und Verkehrswende schnell und entschlossen eingeleitet und Investitionen in fossile Unternehmen abgezogen werden müssen. Gleichzeitig muss die Wende hin zu 100% erneuerbaren Energien beschleunigt werden“.

In Deutschland fanden weitere Aktionen und Veranstaltungen u.a. in MainzPaderbornMünchen, Karlsruhe, Frankfurt, KölnErlangen und Münster statt.

Das Extremwetter in diesem Jahr und die jüngsten Warnungen der Wissenschaft vor einer bevorstehenden ‘Heißzeit’ zeigen, dass sofort gehandelt werden muss. Nur wenn die Kohlendioxid-Emissionen bis 2020 stark sinken und der globale Temperaturanstieg auf 1,5°C begrenzt wird, kann der Kollaps ganzer Ökosysteme noch verhindert werden.

Bereits in diesem Jahr gab es verheerende Hitzewellen in Nordafrika, Europa, Japan, Pakistan, Australien und Argentinien, todbringende Flächenbrände in Griechenland, Schweden, den USA und Russland, Dürren in Kenia und Somalia, erhebliche Wasserknappheit in Afghanistan und Südafrika, Überschwemmungen und extreme Stürme auf Hawaii, in in Indien, dem Oman und dem Jemen, eine Rekordschmelze in der Beringsee und den 400. Monat in Folge, in dem die Temperaturen weltweit über dem Durchschnitt lagen.

348 Partnerorganisationen haben zu Aktionen im Rahmen des „Rise for Climate“ aufgerufen. Dabei handelt es sich um Umweltgruppen, Glaubensgemeinschaften, Gewerkschaften, Jugendgruppen und viele mehr.

Weltweit fanden in 90 Ländern große und kleine Aktionen statt: Großdemonstrationen gab es in San Francisco, Kopenhagen, Paris und Kiev. In Lateinamerika, Afrika und auf den Pazifikinseln fanden kreative Aktionen und lokale Gipfel zum Thema erneuerbare Energie statt. In Bangkok protestierten Aktivist*innen bei den UN-Klimagesprächen.

ANMERKUNGEN FÜR DIE REDAKTION

[1] Divestment ist der Abzug von Finanzmitteln aus bestimmten Industriezweigen. Die weltweite Divestment-Kampagne fordert Städte, Unis, Kirchen und öffentliche Institutionen dazu auf, ihre Kapitalanlagen von Kohle-, Öl- und Gasunternehmen abzuziehen und so ein Zeichen für den Klimaschutz zu setzten und der Industrie die gesellschaftliche Akzeptanz zu entziehen. Über 980 Institutionen weltweit, die ein Gesamtvermögen von 6,24 Billionen US-Dollar verwalten, haben sich verpflichtet, ihr Geld aus fossilen Unternehmen abzuziehen. Darunter New York City, Berlin, die Kirche von Schweden, das Bistum Mainz, die Oxford Universität und die Uni Göttingen.

KONTAKTPERSONEN:

Global: Mark Raven, 350.org, [email protected] +90 544 145 425

Deutschland: Tine Langkamp, Organizer und Divestment Campaigner, [email protected], +49 151 7016 9509

München: Laura Weis, Senior Germany Campaigner, [email protected], +49 179 4150 763

Essen: Andreas Brinck, Fossil Free Essen und Rise Organiser, [email protected], +49 173 4892 7221

Berlin: Sebastian Lüke, Gastivists Berlin, [email protected], +49 177 1667 783

Stade: Luisa Neubauer, Digital Organiser Germany, 350.org, [email protected], +49 176 4927 5525

FOTOS:

Highlights von den Aktionen in Deutschland auf Flickr.

WEITERE MATERIALIEN:

Akuelle Aktionen können in den sozialen Netzwerken unter #RiseForClimate verfolgt werden

Landkarte der Aktionen

Die Highlights (auf Englisch)

Hier erzählen Menschen, warum sie bei Rise for Climate mitmachen

Künstlerische Elemente (auf Englisch)

WEITERE ZITATE:

„Der Klimawandel ist das bestimmende Thema unserer Zeit: eine Krise der Demokratie, der Gerechtigkeit und der Menschenrechte. Die vielfältigen Mobilisierungen zeigen, dass die Klimaschutzbewegung eine weltweite Bewegung ist, die Menschen zusammenbringt. Gemeinsam kämpfen sie für die Stärkung der Rechte von Bürger*innen und Indigenen, für Gerechtigkeit und neue Arbeitsplätze, für den Umweltschutz und die Verteidigung der Demokratie. Rise for Climate belegt an diesem Wochenende eindrucksvoll Vielfalt und wachsende Stärke der Klimaschutzbewegung. Die Bürger*innen setzen ihre Macht ein, um den Wandel voranzutreiben, der so dringend benötigt wird. Sie leiten eine Epoche der sauberen Luft und der besseren Gesundheit ein. Auf der ganzen Welt werden Menschen die Stimme erheben und den Entscheidungsträger*innen klarmachen, was sie von ihnen erwarten: echten Klimaschutz und eine Wirtschaft ohne Kohle, Öl und Gas.” — May Boeve, geschäftsführende Direktorin von 350.org

„Der Klimawandel ist in vollem Gange und der Mensch die Hauptursache. Noch gibt es ein kleines Zeitfenster, um das Ziel des Pariser Klimaabkommens, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen, zu erreichen. Dazu ist ein couragierter Klimaschutz nötig, global und national. Industrieländer wie Deutschland haben die historische Verantwortung für den Klimawandel und müssen beim Klimaschutz vorangehen.” — Mojib Latif / GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Universität Kiel

„Noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war es von April bis August in Deutschland so warm und so trocken wie in diesem Jahr. Das, was wir heute als Rekord verbuchen, kann schon in wenigen Jahrzehnten normal sein. Der Klimawandel ist schon heute messbar und fühlbar!” — Karsten Schwanke, ARD-Wettermoderator

„Wir fordern heute mit tausenden Teilnehmern auf der ganzen Welt unsere Regierungen auf, eine nachhaltige Welt zu schaffen. Eine Welt ohne Kohle, Öl- und Gasverbrennung! Menschen wichtiger zu nehmen als Profite und ein gutes und nachhaltiges Leben für alle zu ermöglichen! Den Wandel nicht länger hinauszuzögern sondern jetzt zu handeln!“  — Gregor Hagedorn, Aktionsgruppe Rise for Climate auf dem Fest der Kirchen

„In Australien machen sich die Auswirkungen des Klimawandels schon jetzt bemerkbar. Im Winter erleben wir eine furchtbare Dürre und haben wir mit Buschbränden zu kämpfen. Forscher*innen befürchten außerdem, dass es im nächsten Sommer am Great Barrier Reef zum ersten Mal zu einer Korallenbleiche kommt, die unmittelbar auf die letzte folgt. Unser Land besitzt so viel Potenzial im Bereich erneuerbare Energie, und trotzdem exportieren wir in Form von Kohle und Gas den Klimawandel in die übrige Welt. Die Australier*innen wollen Klimaschutzmaßnahmen sehen. Heute stehen wir auf, um echte Fortschritte zu fordern.” — Blair Palese, CEO, 350.org Australia

„Wir stehen auf für unsere verstorbenen Ältesten. Wir stehen auf für die Unsrigen von heute. Wir stehen auf für den schnellen, gerechten Übergang zu einer Welt ohne Kohle, Öl und Gas.” — Isso Nihmei, Pacific Climate Warriors-Koordinator für Vanuatu

„Die Erderwärmung beeinträchtigt schon jetzt Existenzgrundlagen in den Grenzprovinzen im Süden Thailands. Wir dürfen nicht zulassen, dass auch nur ein einziges weiteres Kohlekraftwerk gebaut wird. Wir stehen auf, um die Kohle zu stoppen und erneuerbare, nachhaltige Energiequellen zu fordern.” — Lamai Manakarn, Aktivistin und Vertreterin von Pattani im Netzwerk der Grenzprovinzen im Süden Thailands

„Yasunidos wurde mit dem Ziel gegründet, gegen die Ölförderung im Nationalpark Yasuní zu kämpfen, in Block 43, dem Block Ishpingo-Tambococha-Tiputini. Eins unserer Ziele ist der Übergang zu einer Gesellschaft, in der es keine Förderung fossiler Brennstoffe mehr gibt — in der bei wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen und energiebezogenen Vorhaben Kohlenwasserstoffe keine Rolle mehr spielen. Durch unser Mitwirken an dieser Kampagne wollen wir zeigen, dass es sich um eine Forderung zahlreicher Organisationen und Menschen auf der ganzen Welt handelt. Wir wollen der ecuadorianischen Regierung klarmachen, dass Menschen- und Naturrechte geschützt werden müssen und dass wir anfangen müssen, Entscheidungen nicht nur als Regierung zu treffen, sondern als Gesellschaft.” — David Fajardo Torres, Menschen- und Naturrechtsaktivist, Mitglied der Kollektive Yasunidos Guapondelig

„Eines der Ziele der Bewegung Ríos Vivos Antioquia besteht darin, den Übergang weg vom auf Bergbau beruhenden Energiekonzept zu vollziehen. Wir wissen also, wie wichtig es ist, beim weltweiten Kampf für den Klimaschutz mitzumachen und gegen die Auswirkungen einer Lebensweise zu kämpfen, die das Leben auf der Erde unmöglich machen wird. Am 8. September nehmen wir an den weltweiten Aktionen für den Wandel der Energiematrix unserer Erde teil. Wir fordern, dass das Öl im Boden bleibt und dass ein Weg aus der Zivilisationskrise gefunden wird, in der die Menschheit gegenwärtig steckt.” — Isabel Cristina Zuleta, Koordinatorin bei der Organisation Ríos Vivos, die die Einwohner*innen der Schlucht des Cauca River Canyon im kolumbianischen Antioquia vertritt