29. Juli 2016

Jugendgruppen appellieren an Papst Franziskus, Investitionen des Vatikans in Kohle, Öl und Gas abzuziehen

KRAKAU, POLEN – In einem offenen Brief rufen über 120 Jugendgruppen Papst Franziskus auf, die finanziellen Verbindungen des Vatikans zur Kohle-, Öl- und Gasindustrie zu kappen. Der Brief, der während einer Mahnwache auf dem Weltjugendtag in Krakau veröffentlicht wurde, appeliert zudem an den Papst, katholische Organisationen aufzufordern, ihre Investitionen in fossile Brennstoffe abzuziehen.

Der Brief beschreibt Divestment als „ein Mittel, um der Kohle-, Öl- und Gasindustrie, die sich bis dato dafür einsetzt, Klimaschutz zu behindern, die politische Macht zu entziehen”. Indem Institutionen aufgefordert würden, ihr Kapital aus der Kohle-, Öl- und Gasindustrie abzuziehen und stattdessen nachhaltig zu investieren, „erzwingen wir einen Dialog über den Klimawandel im Kontext einer dringend notwendigen globalen Systemveränderung”, so der Text weiter.

Letztes Jahr anlässlich seines Besuchs in den USA wandten sich knapp 90 Studentengruppen aller Glaubensrichtungen in einem Brief an Papst Franziskus. Darin baten sie den Papst, Divestment aus fossilen Brennstoffensowohl an Universitäten als auch im Vatikan zu unterstützen. „Wir bringen diesen globalen Aufruf nun zu einem der größten Jugendtreffen der Welt, da wir die erste Generation sind, deren gesamtes Leben sich in einer Welt abspielt, die von der Klimakrise überschattet ist”, so Karina Alvarez, Fossil-Free-Organisatorin an der Loyola Marymount University. „Dies ist eine gute Gelegenheit, unserem Ruf für Gerechtigkeit Gehör zu verschaffen und den Vatikan an die moralische Dringlichkeit für Divestment von fossilen Brennstoffen zu erinnern.”

Divestment-Aktivist*innen in Krakau organisierten auf dem Weltjugendtag einen Workshop, um Jugendlichen dazu anzuregen, Divestment-Kampagnen in ihren Diözesen und katholischen Verbänden zu starten. Dabei hilft ihnen das „Divest-Reinvest”-Toolkit für katholische Gemeinden..

Laut eines Berichts der Universität Oxford ist die Bewegung für Divestment aus fossilen Brennstoffen schneller als jede bisherige Divestment-Kampagne gewachsen, einschließlich der gegen Investitionen in die Tabakindustrie und das Apartheidregime in Südafrika. Weltweit haben über 530 Institutionen – von Städten und Kommunen über Universitäten bis hin zu religiösen Einrichtungen – angekündigt, sich von Investitionen in fossile Brennstoffe zu trennen. Insgesamt entspricht das Kapital, das diese Institutionen verwalten mehr als $3,4 Billionen. Divestment bringt neue Bewegung in die katholische Kirche: Vier australische Ordensgemeinschaften haben im Juni gemeinsam ihre Verpflichtung zu Divestment verkündet. Weitere Ankündigungen werden zum Fest des Heiligen Franziskus im Oktober erwartet.

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ZITATESAMMLUNG 

„Ethisch betrachtet ändert unser Wissen über die Auswirkungen der Verbrennung fossiler Brennstoffe alles. Investitionen aus der Kohle-, Öl- und Gasindustrie abzuziehen ist die Entscheidung, sich gegen zerstörerische Kräfte und an die Seite der Schwächsten auf unserer Welt zu stellen. Es ist eine Entscheidung für das Leben. Anlagen aus fossilen Brennstoffen abzuziehen und sie dann neu in saubere, erneuerbare Energien und in eine neue Art des Wirtschaftens zu investieren, sind Möglichkeiten, die in Laudato Si’ so wunderbar zum Ausdruck gebrachten Werte zu leben. Menschen, die in Energiearmut leben, würden am stärksten von umweltfreundlichen, nachhaltigen Energiesystemen profitieren, die von Jahr zu Jahr kostengünstiger werden.” Dr. Neil Ormerod, Professor für Theologie an der Australian Catholic University

„Divestment sendet ein starkes Signal an den Markt: Unternehmen müssen ihre Strategien neu ausrichten und auf eine kohlenstoffarme Zukunft zusteuern, um die Menschheit und alles Leben auf der Erde zu schützen. Indem sie Kapitalanlagen in saubere Energien umleiten, bringen Investoren die Welt ein Stück näher an die Erfüllung des Pariser Klimaschutzabkommens. [Divestment] durch katholische Orden und ähnliche Maßnahmen, die derzeit im Gange sind, werden Rentenfonds, Staatsfonds, Universitäten und anderen globalen Investoren als Vorbild dienen, so dass auch sie ihre Finanzmittel für die Sicherheit der Welt, für Menschenwürde und nachhaltige Entwicklung bereitstellen.” Professor Jeffrey D. Sachs, Sonderberater des UN-Generalsekretärs Ban Ki-Moon für die Millenniums-Entwicklungsziele