350 Deutsch

Berlin — Eine Mehrheit der Deutschen spricht sich dafür aus, dass Klimaschutz auch bei der geplanten Aktienrente der Bundesregierung eine Rolle spielt. Das ergab eine bundesweit repräsentative Umfrage von Civey im Auftrag von ‘Fossil Free Berlin’ [1]: 54,6 % erwarten einen “Klima-Check” zur Überprüfung der ökologischen Wirkung von Unternehmen, bevor der Staat ihre Aktien kauft. Ganz konkret lehnen 39,3 % es ab, ihre Rente durch Börsengeschäfte mit der Kohle-, Gas- und Erdölindustrie finanzieren zu lassen. Der Bundestag wird am kommenden Freitag, den 03.06.2022 mit der Haushaltsdebatte entscheiden, ob der neue Staatsfonds für die Aktienrente noch vor dem Jahresende 2022 startet und in Zukunft Hunderte Milliarden Euro an der Börse anlegen wird [2].

Aktienrente darf keine Klimawette gegen die junge Generation werden

Mathias v. Gemmingen von Fossil Free Berlin sagt: ”Mit einer klimablinden Aktienrente würden SPD, Grüne und FDP gegen die Zukunftschancen der jungen Generation wetten. Die Ampel provoziert das Scheitern ihrer eigenen Klimaversprechen, wenn sie Aktienmilliarden in die klimagefährlichste Industrie der Kohle-, Gas- und Erdölkonzerne leitet.” 52,3 % der 18- bis 29-Jährigen stellen sich gegen solche Pläne und stimmen für einen Klima-Check. In der Gruppe der Personen im Rentenalter von 65 Jahren und älter liegt die Zustimmung sogar bei 60,6 %.

Staatliche Fonds „zementieren die fossile Abhängigkeit“

Laut Koalitionsvertrag möchte die Bundesregierung „Deutschland zum führenden Standort nachhaltiger Finanzierung” machen [3], kann aber bisher kaum Fortschritte vorweisen. In der Kritik stehen Ministerien und Behörden, weil sie etwa beim staatlichen Atommüll-Fonds die Klimaziele zu wenig beachten und in nicht-nachhaltige Energiekonzerne investieren. Recherchen von Tagesspiegel und Süddeutscher Zeitungergaben, dass auch die Pflegeversicherung und Pensionen der Bundesbeamten durch Aktiengeschäfte u.a. mit Fracking- und Ölkonzernen wie Exxon und Total Energies finanziert sind [4]. Kommentar Mathias von Gemmingen: „Wenn Finanzminister Lindner bei der Aktienrente auf Spekulationsgewinne von Klimakillern wie RWE, Exxon oder Total hofft, zementiert er nur die fossile Abhängigkeit Deutschlands.“

BlackRock-Analyse: Aktiendepots ohne Kohle, Gas und Erdöl sind oft profitabler

Studien und Analysen großer Finanzverwalter wie BlackRock und Amundi haben ergeben, dass Kapitalanlagen stabil bleiben oder sogar an Wert gewinnen, wenn Unternehmen der Kohle-, Gas- und Erdölindustrie ausgeschlossen werden [5]. Anne Becher von Fossil Free Berlin erklärt: “Kohle, Gas und Erdöl sind nicht nur Gift fürs Klima, sondern – wie die Analysen von BlackRock zeigen – auch finanziell das schlechtere Geschäft. Viele Großanleger scheuen die starken Schwankungen und das Verlustrisiko, das fossile Konzerne mit sich bringen, und schließen sie deshalb aus.”

“Wenn die Bundesregierung die Erwartung der Bundesbürger*innen ernst nimmt, muss sie Finanz- und Klimarisiken auch bei ihrer Rentenpolitik zusammendenken. Mit einer fossilfreien Aktienrente kann die Ampel für Sicherheit sorgen und auch international zum Vorbild werden.”

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Weitere Zitate zu den Umfrage-Ergebnissen von anderen Organisationen finden Sie hier: 

https://docs.google.com/document/d/1YjHfPMqkfW4n7F81o794eJNcJf0oQ5j2un3mafsX8hk/edit?usp=sharing

Quellen:

[1] Civey hat für Fossil Free Berlin vom 25. bis 27.05.2022 online 5.000 Bundesbürger*innen ab 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5% (Gesamtergebnis). Weitere Informationen zur Methodik finden Sie hier: https://civey.com/ueber-civey/unsere-methode

[2] Aktienrente im Koalitionsvertrag (S. 57):https://www.bundesregierung.de/resource/blob/974430/1990812/04221173eef9a6720059cc353d759a2b/2021-12-10-koav2021-data.pdf?download=1

[3] “…führenden Standort nachhaltiger Finanzierung” im Koalitionsvertrag (S. 170):https://www.bundesregierung.de/resource/blob/974430/1990812/04221173eef9a6720059cc353d759a2b/2021-12-10-koav2021-data.pdf?download=1

[4] Kritische Recherchen und Berichte von…

Deutsche Pensions- und Investmentnachrichten: https://www.dpn-online.com/pensionskassen/kritik-an-kohleinvestments-der-vbl-101271

WDR: https://www.tagesschau.de/investigativ/wdr/atomfonds-101.html

Tagesspiegel: https://www.tagesspiegel.de/politik/geld-fuer-kuenftigepensionszahlungen-erdoel-in-nachhaltigen-anlagen-des-bundes/27644572.html

Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/oel-gas-bund-anlagen-1.5546763

[5] Studien und Analysen von…

BlackRock und Meketa: https://ieefa.org/articles/ieefa-major-investment-advisors-blackrock-and-meketa-provide-fiduciary-path-through-energy

Amundi: https://research-center.amundi.com/article/alpha-and-beta-esg-investing

Deutsche Asset Management: https://www.db.com/news/detail/20160114-esg-and-financial-performance-aggregated-evidence-from-more-than-2000-empirical-studies?language_id=1

Über Fossil Free Berlin:

Klimaschützer*innen gründeten ‘Fossil Free Berlin’ im Jahr 2014 als überparteiliche, nicht-kommerzielle und 100% ehrenamtliche Initiative. 2016 erzielten sie ihren ersten großen Erfolg: Als Reaktion auf öffentlichen Druck und eine dauerhafte Divestment-Debatte beschloss das Parlament des Landes Berlin, 823 Mio. Euro Versorgungsrücklagen aus Unternehmen abzuziehen, die mit fossilen Brennstoffen, Atomkraft und Kriegswaffen Geschäfte machen. Das Berliner Team ist Teil der internationalen Klimabewegung Fossil Free, die von der Klimaschutz-Organisation 350.org initiiert wurde. Weltweit sind über 1.000 Fossil-Free-Gruppen aktiv und konnten bis heute über 1.300 Großanleger von Divestment überzeugen. Sie setzen sich für eine Abkehr von der fossilen Brennstoffindustrie und für 100% erneuerbare Energien ein.

Pressekontakt:

Mathias v. Gemmingen | [email protected] |https://fossilfreeberlin.org