9. März 2016

Weltweite Aktionen zivilen Ungehorsams forcieren Abschied von Kohle, Öl und Gas

PRESSEMITTEILUNG — zur sofortigen Veröffentlichung

9. März 2016

dddddddddddd

WELTWEIT — Heute wurden über die Plattform „Break Free from Fossil Fuels” friedliche Aktionen zivilen Ungehorsams gegen einige der gefährlichsten und überflüssigsten Kohle-, Öl- und Gasprojekte der Welt angekündigt, um die Macht der fossilen Brennstoffindustrie zu brechen. [1]

Im Mai werden sich weltweit Tausende von Menschen Aktionen auf sechs Kontinenten anschließen, um die Förderung fossiler Brennstoffe zu stoppen und eine sozial gerechte Energiewende zu beschleunigen. Gruppen, die schon seit Jahren gegen gefährliche Kohle-, Öl- und Gasprojekte kämpfen, planen derzeit Großaktionen in Deutschland, Indonesien, Nigeria, Brasilien, den USA, den Philippinen, Australien und weiteren Ländern. [2]

Vor dem Hintergrund des heißesten Jahres seit Beginn der Wetteraufzeichnungen fordern Menschen weltweit, dass Politiker den Versprechungen des Pariser Klimaschutzabkommens vom vergangenen Dezember endlich Taten folgen lassen. Um die Klimakrise anzugehen und die globale Erwärmung unter 1,5 °C zu halten, müssen Kohle-, Öl- und Gasprojekte eingestellt und die bestehende Infrastruktur ersetzt werden – und zwar jetzt.  

„Die wissenschaftlichen Fakten sind eindeutig: Wir müssen mindestens 80 % der Kohle-, Öl- und Gasreserven im Boden lassen”, so Payal Parekh, Global Managing Director von 350.org. „Menschen auf der ganzen Welt spüren die Folgen des Klimawandels unmittelbar und leiden unter den schmutzigen Projekten der Kohle-, Öl- und Gasindustrie. Wir müssen den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und eine sozial gerechte Energiewende jetzt selbst in die Hand nehmen. Es liegt an uns, die Lücke zwischen den unzulänglichen Selbstverpflichtungen der Politik und dem, was laut Wissenschaft getan werden muss, zu schließen.”

Die Klimabewegung intensiviert ihren Widerstand gegen die Kohle-, Öl- und Gasindustrie zu einem Zeitpunkt, an dem erneuerbare Energien so kostengünstig und weit verbreitet sind wie nie zuvor. Sie eröffenen Menschen, die direkt vom Klimawandel betroffen sind, neue Möglichkeiten auf die Krise zu reagieren und ihren Einfluss zu stärken.

„Mit dem nötigen politischen Willen können wir 100 % erneuerbare Energien schaffen”, sagte Arif Fiyanto, Anti-Kohle Campaigner bei Greenpeace Indonesien. „Es gibt weder große wirtschaftliche noch technische Barrieren für eine Zukunft, die von erneuerbaren Energien getragen wird. Neue Infrastruktur, um fossile Energien auszubauen – seien es Kohletagebaue, Kraftwerke, Ölplattformen oder Exporthäfen – sind Geldverschwendung und zwingen uns auf einen Weg hin zu unumkehbahrem Klimawandel.”

Nach Paris ist die Kohle-, Öl- und Gasindustrie aufgrund drastisch sinkender Rohstoffpreise und Firmeninsolvenzen in Panik geraten. Die Serie von Aktionen zivilen Ungehorsams wird demonstrieren, dass sich auch die gesellschaftliche Akzeptanz dieser Industrie schnell in Luft auflöst. Menschen aller Gesellschaftsschichten (nicht nur erfahrene Klimaaktivist*innen) werden durch friedlichen zivilen Ungehorsam Politiker*innen und Klimasünder*innen unter Druck setzen, die unaufhaltsame globale Energiewende, die bereits stattfindet, zu beschleunigen.

Ein Beispiel ist die Aktion „Ende Gelände” bei der im vergangenen Jahr 1500 Menschen in einer mutigen Aktion zivilen Ungehorsams einen Braunkohletagebau des Energiekonzerns RWE, des größten CO2-Emittenten Europas, lahm legten. Hannah Eichberger von Ende Gelände erklärte: „Jetzt ist der Zeitpunkt für eine Energiewende, die von der Basis ausgeht und die nicht nur einen Energieträger gegen den anderen austauscht, sondern die Ursache von Umweltzerstörung und sozialer Ungerechtigkeit in Angriff nimmt: die Macht von Konzernen, die nur nach Gewinn streben.”

Schon seit vielen Jahren kämpfen Menschen überall gegen die Kohle-, Öl- und Gasindustrie und die von ihr verursachten ökologischen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Schäden.

„Fossile Brennstoffe haben im Nigerdelta zu schrecklicher Umweltverschmutzung und unvorstellbaren Menschenrechtsverletzungen geführt. Sie fügen den dort lebenden Menschen schweren Schaden zu”, so Nnimmo Bassey, nigerianischer Aktivist bei der Health of Mother Earth Foundation. „Erdöl gehört schon heute der Vergangenheit an und hat keine Zukunft. Wir können nicht zulassen, dass Kohle-, Öl- und Gasjunkies den Planeten verbrennen. Die Zeit für den Wandel ist gekommen. Keiner wird uns befreien. Wir müssen es selbst tun – und zwar jetzt”, sagte Bassey.

Die Mobilisierungen im Mai stellen einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg dar, den die Klimabewegung eingeschlagen hat, um den Druck auf die fossile Brennstoffindustrie zu erhöhen. Auch in Zukunft werden die Anstrengungen von Menschen auf der ganzen Welt für den endgültigen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas dafür sorgen, dass dies eine Bewegung ist, die die Welt nicht ignorieren kann.

 

###

 

KONTAKT

 

Melanie Mattauch, 350.org Europe Communications Coordinator, [email protected], +49151-58120184

Hoda Baraka, 350.org Global Communications Manager, [email protected], +201001-840990

FÜR DIE REDAKTION

 

[1] Für weitere Informationen: breakfree2016.org

 

[2] Schlaglichter auf einige der geplanten Aktionen:

Deutschland: Nachdem letztes Jahr 1500 Menschen in einen Braunkohletagebau im Rheinland eingedrungen sind, werden im Mai Hunderte mehr in die Lausitz kommen, wo Menschen vor Ort schon seit Jahren gegen Tagebau und Umsiedlung kämpfen. Mit einer Aktionen zivilen Ungehorsams soll die Kohleförderung in einem der größten Braunkohletagebaue Europas gestoppt werden. Der Betreiber des Tagebaus, der schwedische Staatskonzern Vattenfall, bietet sein Braunkohlegeschäft in Deutschland derzeit zum Verkauf an. Die Aktion wird potentiellen Käufern zeigen, dass der Kohleabbau auf Widerstand stoßen wird. Sie wird die Forderung der Anti-Kohle-Bewegung für ein anderes Energiekonzept unterstreichen, in dem Mensch und Erde vor der Macht und dem Gewinnstreben von Konzernen stehen.

 

Nigeria: Im Nigerdelta werden Aktionen an drei symbolträchtigen Orten stattfinden, die sinnbildlich für die jahrzehntelange Plünderung der Region stehen. Die Aktionen werden klar demonstrieren, dass Nigeria und ganz Afrika ohne die umweltschädlichen Aktivitäten der Kohle-, Öl- und Gasindustrie besser dran sind. Sie werden außerdem deutlich machen, dass gewöhnliche Menschen aktiv werden müssen, um die Menschheit von ihrer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu befreien.

 

Türkei: Menschen in der Region Izmir werden sich den illegalen Machenschaften der Kohleindustrie entgegenstellen. Diese plant vier weitere Kohlekraftwerke in Izmir, wo es bereits ein illegal betriebenes Kraftwerk gibt. Die Menschen werden sich vor den Toren einer riesigen, stetig wachsenden Abraumhalde versammeln, die von nahegelegenen Kohlekraftwerken entgegen eines Gerichtsbeschlusses benutzt wird, um gefährliche Abfälle aus der Kohleverbrennung zu entsorgen. Bei dieser Aktion werden sich mehrere Gruppen, die gegen einzelne Kohlekraftwerke kämpfen, vereinigen. Gemeinsam wollen sie sich gegen die Pläne der türkischen Regierung stellen, die Kohlenutzung dramatisch auszuweiten.

 

Australien: Vor den anstehenden Wahlen werden Aktivist*innen der wachsenden Klimabewegung des Landes sich im größten Kohlehafen der Welt, Newcastle, versammeln. Sie sind entschlossen, das Klima zu einem wichtigen Thema im Wahlkampf zu machen. Außerdem möchten sie verdeutlichen, dass sie auch weiterhin Widerstand gegen Kohle leisten werden – ganz gleich, wer Premierminister wird.

 

Brasilien: Indigene Gruppen und Klimaaktivist*innen werden sich zusammentun und vier verschiedene friedliche Aktionen an Schlüsselstellen der Öl- und Gasinfrastruktur des Landes durchführen – vom Fracking in indigenen Regionen über den gefährlichen Transport des Gases bis hin zu den Orten seiner Verbrennung. Die genauen Details werden noch geheim gehalten. Es werden jedoch Tausende von Menschen zu den Aktionen erwartet, die über mehr als eine Woche verteilt in allen Teilen des Landes stattfinden werden.
USA: Aktivist*innen werden fünf wichtige Bereiche bei der Erschließung fossiler Brennstoffe ins Visier nehmen: neue Teersand-Pipelines im Mittleren Westen in der Nähe von Chicago; Frackingverkäufe in den Mountain States außerhalb von Denver; sogenannte „bomb trains”, Züge, die durch Fracking gewonnenes Öl und Gas zu einem Hafen in Albany im Bundesstaat New York transportieren; die verheerende Verschmutzung durch eine Raffinerie von Shell nördlich von Seattle; und gefährliche Öl- und Gasbohrungen in Los Angeles. Mit diesen Aktionen sollen bestehende Kampagnen vor Ort Aufwind bekommen. Besonders arme und schwarze Menschen leiden unter der Umweltverschmutzung durch die fossile Brennstoffindustrie.