Letzte Woche haben wir weltweit die Straßen in Orte des Widerstands verwandelt. Mit roten Bannern haben wir in Städten und Dörfern ein kraftvolles Zeichen gesetzt.

Toronto, Kanada. Fotonachweis: Sarah Hassanein

Mehr als Hunderttausend von uns sind in mehr als 85 Ländern und an mehr als 600 Orten im Rahmen von Draw the Line zusammengekommen, um eine Linie gegen Ungerechtigkeit, Gier, Zerstörung, fehlende Klimagerechtigkeit und gegen soziale Ungleichheit zu ziehen. Die Aktionswoche fand am Wochenende vom 19. bis 21. September ihren Höhepunkt.

Warum sind wir auf die Straße gegangen?

Klimachaos, soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit sind allgegenwärtig. Waldbrände, Überschwemmungen und Hitzewellen werden immer schlimmer. Unsere Lebenshaltungskosten steigen immer weiter. Und trotzdem machen fossile Unternehmen mit ihrem umweltzerstörenden Geschäftsmodell weiter gnadenlos Gewinne. 

Aus diesem Grund sind wir gemeinsam mit Gewerkschaften, Jugendlichen, Graswurzelbewegungen, Künstler*innen, Arbeiter*innen, Menschen aus den betroffenen Communities sowie vielen anderen auf die Straße gegangen, um eine Linie zu ziehen und um für Frieden, Gerechtigkeit, saubere Energie und eine lebenswerte Zukunft zu demonstrieren.

Die Kraft der Klimabewegung hat viele Gesichter

Wir haben öffentliche Räume in Orte des friedlichen Widerstands, der Kunst und einer solidarischen Gemeinschaft verwandelt. Wir haben uns protestierend, singend, tanzend, künstlerisch gestaltend und musizierend gegen den Status quo aufgelehnt. Jede Aktion symbolisierte eine Form des Widerstands und gleichzeitig eine Vision der Welt, wie wir sie uns wünschen. Einige Highlights stellen wir im Folgenden vor:

Asien

Tausende haben sich in 58 Städten und 12 Ländern mobilisiert, um die Regierungen sowie verantwortliche Einrichtungen aufzufordern, in die Zukunft zu investieren, anstatt weiterhin die Klimakrise zu befeuern. In Jakarta drängten junge Menschen in Anime-Kostümen und traditioneller Kleidung den Präsidenten, mutige Klimaversprechen zu machen. Fischergemeinschaften in den Philippinen and Bangladesch forderten lautstark den Schutz der Meere und marinen Ökosysteme, die ihre Lebensgrundlage sind. In Tokio stand auf einem leuchtend roten Banner die Forderung „Verheizt nicht unser Leben“ – eine Solidaritätsbekundung mit den Menschen in Palästina sowie anderen Communities, die unter den von Japan finanzierten fossilen Projekten leiden.

Jakarta, Indonesien. Fotonachweis: Aprillio Akbar

Afrika

Communities in ganz Afrika haben in mehr als 100 Aktionen die Linie gezogen gegen fossilen Kolonialismus. In Johannesburg wurde bei einem Protestmarsch bis zum Büro des Bürgermeisters eine sozial gerechte Energiewende gefordert. In Nairobi verwandelten mehr als 2.000 Menschen die Straßen in ein buntes Tanz- und Musikfestival mit klaren Forderungen. In Benin entstanden eindrucksvolle Wandmalereien, während Protestmärsche in Ghana, im Senegal und in der Demokratischen Republik Kongo die fehlende Energiegerechtigkeit für den täglichen Kampf um Lebensmittel, Wohnraum und Gesundheitsversorgung verantwortlich machten. Gemeinsam forderten sie erneuerbare Energien, die den Menschen dienen und gehören, um ihnen Würde, Arbeitsplätze und demokratische Teilhabe zu geben. Die Mobilisierungen in Afrika hatten eine klare Botschaft: Die Menschen in Afrika sind bereit, sich die Macht von fossilen Unternehmen zurückzuerobern und den Weg in eine saubere und gerechte Zukunft zu ebnen, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

Johannesburg, Südafrika. Fotonachweis: Ihsaan Haffejee

Europa und Türkei 

Die Menschen in Europa gingen zu Zehntausenden auf die Straße, um gemeinsam Klimagerechtigkeit und wirtschaftliche Gerechtigkeit zu fordern. In London protestierten Gewerkschaften in einer der größten Demonstrationen in Großbritannien seit Jahren Seite an Seite mit Migrantenrechtsgruppen und Klimaaktivist*innen und forderten die Regierung auf, eine Reichensteuer einzuführen, Klimalösungen zu finanzieren, die arbeitende Bevölkerung zu schützen und Umweltverschmutzer zur Verantwortung zu ziehen. Der kreative Protestmarsch in Berlin wurde bundesweit mit mehr als 60 Aktionen unterstützt. Unter dem Motto „Tax the Rich“ forderten die Teilnehmenden eine gerechte Besteuerung von Milliardär*innen und fossilen Unternehmen. In Frankreich laufen die Vorbereitungen für einen Protestkarneval am 28. September in Paris. Das Motto: Sie zerstören, wir vereinen. In Istanbul entrollten unterdessen betroffene Communities farbenfrohe Transparente und forderten den dringenden Schutz lebenswichtiger Wälder und von Olivenhainen vor Bergbauprojekten. 

London, Vereinigtes Königreich. Fotonachweis: Leoni Fretwell / 350.org

Pazifik

Von Suva bis Samoa, von Majuro bis Melbourne: Pazifische Inselbewohner*innen und ehemalige Inselbewohner*innen zogen eine klare Linie bei 1,5 °C. An Küsten und in Stadtzentren riefen Menschen in Sprechchören: „Wir kämpfen, statt zu ertrinken.“ Es wurden kulturelle Darbietungen geboten, die von Verlust und Widerstand erzählten. Außerdem wurden Matten geflochten. Auf den Fidschi-Inseln verkörpern solche Matten sowohl Trauer als auch Hoffnung. In Aotearoa flochten Ältere und Jugendliche gemeinsam ein lebendiges Band der Fürsorge. Durch die ganze Region hallte die Forderung: Die Spielregeln dürfen nicht den Umweltverschmutzern überlassen werden. Unser Überleben ist nicht verhandelbar.

Sydney, Australien. Fotonachweis: Mark Chen

Nordamerika

Auf über 160 Veranstaltungen in den gesamten USA protestierten Menschen gegen Milliardär*innen und Regierungen, die von Krieg und Völkermord profitieren und die Demokratie untergraben. Allein am Protestmarsch „Make Billionaires Pay“ in New York nahmen 25.000 Menschen teil. Auf dem Demonstrationszug durch das Finanzviertel der Stadt, vorbei an den Türmen des Kapitals, wurde eine 50 Meter lange Rechnung ausgerollt, die „Climate Polluters Bill“. Darauf aufgeführt die von den Ölmultis verursachten Billionenschäden. In Kanada wurden die Straßen bei mehr als 70 Demonstrationen in ein Meer aus roten Bannern verwandelt. Gefordert wurden ein Ende der Kolonialgewalt, der Kürzungen bei öffentlichen Dienstleistungen sowie der Ausbeutung von Beschäftigten und Migrant*innen. Begleitet wurde dies durch den lauten Ruf nach Klimagerechtigkeit, bezahlbarem Wohnraum und dem Schutz indigener Völker.

New York City, Vereinigte Staaten. Fotonachweis: Stephanie Keith

Lateinamerika und Karibik

In ganz Lateinamerika standen die Stimmen von Vertreter*innen indigener und der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Communities im Mittelpunkt. Die klare Botschaft lautete, dass die Energiezukunft nur mit uns und nicht gegen uns gebaut werden kann. Im brasilianischen Amazonas formierten sich Fischergemeinden zu einer langen Kette aus Booten und forderten Amazônia Sem Petróleo (kein Öl im Amazonas), um gegen fossile Energiekonzerne zu protestieren. In Valledupar, Kolumbien, protestierten die Menschen entlang ehemaliger Bergbaustraßen gegen Kohle und für die Rechte von Indigenen. Auch von Puerto Rico bis Trinidad gab es kulturelle Zusammenkünfte und Versammlungen mit einer gemeinsamen Botschaft: Die Zukunft liegt in den Händen der Menschen. Dazu brauchen wir saubere Energie statt gieriger Konzerne und Zerstörung durch fossile Brennstoffe.

Marajó, Brasilien. Fotonachweis: João Paulo Guimarães

Was steht als Nächstes an?

In wenigen Wochen treffen die Staats- und Regierungschef*innen dieser Welt anlässlich der COP30 im brasilianischen Belém zusammen. Bei diesen internationalen Klimagesprächen wird über die Zukunft unseres Planeten entschieden. 

Die Menschen dieser Welt haben bereits deutlich gemacht, was sie erwarten. Wir haben unsere Forderungen auf vielfältige Weise an zahlreichen Orten auf der ganzen Welt öffentlich kommuniziert. Die Lösung für all die benannten Probleme lautet:

  • Superreiche müssen ihren gerechten Anteil bezahlen 
  • Es muss in echte Klimalösungen investiert werden 
  • Indigene Communities und Graswurzelbewegungen müssen eine führende Rolle spielen
  • Der endgültige Ausstieg aus fossilen Brennstoffen muss Wirklichkeit werden

 Es ist an der Zeit, die Menschen und den Planeten über Profitgier zu stellen. Jetzt und für immer!

Dies war mehr als nur ein Wochenende des Protests. Es war ein Versprechen und ein Neuanfang. Die Linie, die wir gezogen haben, wird immer stärker.