Köln und Freiburg, 11. Juli 2024 – Zwei bedeutende Energieversorger, Badenova und Rhenag, haben angekündigt, den umstrittenen Gaslobby-Verband “Zukunft Gas” zu verlassen. Dieser Schritt ist das Ergebnis intensiver Kampagnen von 350.org und lokalen Klimagruppen und Bürgerinitiativen, die sich für eine nachhaltige Energiewende einsetzen.
In Freiburg hat sich Badenova der Austrittswelle angeschlossen und verlässt den Verband. Das Unternehmen wollte sich jedoch nicht dazu äußern, wann die Mitgliedschaft genau ausläuft. Seit 2022 haben Klimagruppen wie Extinction Rebellion und Klimacamp Freiburg kreative Performances, Kundgebungen und andere Aktionen durchgeführt, um auf das Greenwashing von Badenova aufmerksam zu machen. Eine Petition mit fast 1.000 Unterstützenden forderte den Vorstand auf, den Lobbyverband zu verlassen.
„Es ist ermutigend, dass unser Protest erfolgreich war. Unser Stadtwerk steckt nun kein Geld mehr in den Verband ‘Zukunft Gas’, der an teuren und fossilen Energiequellen festhält. Deren Nutzung befeuert nicht nur die Klimakrise, sondern ist global für schwerste Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Nun kann sich Badenova auf gerechte, günstige und erneuerbare Energielösungen konzentrieren”, kommentiert Jonathan Sauer von der Initiative Klimacamp Freiburg.
Tine Langkamp, Senior Organiser bei 350.org fügt hinzu: „Es ist wichtig, dass gerade Energieversorger in mehrheitlich öffentlicher Hand die Energiewende aktiv gestalten und nicht auf fossile Scheinlösungen wie Wasserstoff zum Heizen setzen. Diese führen zu horrenden Energierechnungen und richten hier als auch global enorme Klimaschäden an. Großwärmepumpen oder Geothermie-Heizkraftwerke sind günstigere, verfügbare und klimagerechte Lösungen.”
Auch in Köln hat die Rhenag ihre Mitgliedschaft beim Verband “Zukunft Gas” zum Ende des Jahres gekündigt. Dies wurde vonseiten des Vorstands bestätigt. Die Entscheidung folgte als Reaktion auf zahlreiche Aktionen wie offene Briefe, Lobbygespräche, einer Fahrraddemonstration und Petition.
Tim Petzoldt von Klimawende Köln kommentiert: „Der Austritt der Rhenag aus ‘Zukunft Gas’ ist ein wichtiger Schritt, um den Einfluss fossiler Interessen auf lokale und globale Energiepolitik zu reduzieren. Er zeigt, dass der Druck der Zivilgesellschaft Wirkung zeigt und die Energiewende nicht weiter verzögert wird.”
Diese Entwicklungen markieren einen bedeutenden Erfolg für die Klimabewegung und zeigen, dass der anhaltende Druck auf fossile Lobbyverbände Früchte trägt. Durch den Austritt aus dem Verband “Zukunft Gas” setzen Badenova und Rhenag ein klares Zeichen für eine nachhaltige und erneuerbare Zukunft.
Zur Kampagne:
Der Gaslobbyverband Zukunft Gas steht schon seit vielen Monaten in der Kritik, u. a. durch Recherchen von LobbyControl und Correctiv. Nach einer kreativen Aktion von WeiterSo! und 350.org im April 2023 vor dem Stadtwerke-Handelsblatt-Kongress, hatte LobbyControl im Mai die Stadtwerke zunächst in einem offenen Brief zum Austritt aufgefordert. Wenig später folgte ein gemeinsamer Aufruf an die Stadtwerke, den über 70 Organisationen unterstützten. Ende September 2023 hatten die Organisationen 350.org, Lobbycontrol, das Umweltinstitut München und das WeiterSo!-Kollektiv zu einem Aktionstag aufgerufen, zu dem es an zwölf Orten in Deutschland Proteste und Aktionen gab. Im März und April 2024 gab es erneut eine Aktionswelle von 350.org und lokalen Klimagruppen. Offene Briefe an die Aufsichtsräte und kreativer Protest in Form von Performances bei sieben Stadtwerken entlarvten sowohl Wasserstoff in der Wärmeplanung als auch Erdgas im Allgemeinen als falsche Lösung für die Klimakrise.
Zahlen im Überblick:
August 2022: 103 Stadtwerke sind als Mitglied geführt.
April 2024: Nur noch 59 Stadtwerke sind als Mitglied auf der Website von Zukunft Gas sichtbar.
Juli 2024: Austritte von Badenova und Rhenag bestätigt. Noch 57 Stadtwerke bei Zukunft Gas.
Eine Übersicht zu allen bisherigen Austritten finden Sie auf der Kampagnenseite von 350.org.
https://350.org/de/stadtwerke/
Fotos und Interviews:
Bilder zu den Aktionen im April 2024 sind hier abrufbar und können unter Nennung der im Dateinamen genannten Organisationen und Personen frei verwendet werden. Bei Interesse an Interviews, können wir Sie gerne mit Sprecher*innen der lokalen Gruppen in Verbindung setzen.