Liebe Freundinnen und Freunde,
letztes Jahr um diese Zeit schilderten wir den bemerkenswerten Schub, den die Klimaschutzbewegung und die Arbeit von 350.org erfahren hatten.
Anfang 2016 hatten wir viele Meilensteine erreicht, die früher weit entfernt schienen, zum Beispiel den Stopp der Keystone-Pipeline, die Verabschiedung des UN-Klimaschutzabkommens in Paris und die 3,4 Billionen US-Dollar aus Vermögensverwaltungen, die aus fossilen Brennstoffen abgezogen wurden. Wir blickten mit dem Gefühl in die Zukunft, dass der weltweite Konsens zum Klimaschutz kurz vor einem Durchbruch stand.
Dann passierten mehrere Dinge nacheinander: der Brexit, der Wahlsieg Donald Trumps und zunehmend restriktive Bedingungen praktisch überall dort, wo wir Mitarbeiter*innen haben. Damit haben sich die Bedingungen für unsere Arbeit verändert. Unsere langjährige Verbündete und Unterstützerin Rebecca Solnit hat in wunderschönen Worten die Hoffnung beschrieben, die in Zeiten wie diesen aufkommt:
„Optimismus ist die Annahme, dass alles auch ohne unser Zutun gut gehen wird. Pessimus ist die Annahme, dass alles verloren ist. Beides führt dazu, dass man nichts unternimmt … als würde es entweder sofort Ergebnisse geben oder gar keine. Als wäre man gescheitert, wenn man nicht sofort Erfolg hat. So eine Denkweise führt dazu, dass viele gerade dann aufgeben und sich zurückziehen, wenn es bergauf geht und Siege zum Greifen nahe sind.”
Unsere Erwartungen wurden zwar gedämpft, doch gleichzeitig herrscht in unserem Team der Eindruck vor, dass es sich bei den internationalen Entwicklungen um das letzte Aufbäumen einer Weltsicht handelt, deren Tage gezählt sind. Einer Weltsicht, in der Menschen und Erde ausgebeutet werden, die sich angesichts menschlicher Not erbarmungslos zeigt und deren oberstes Ziel der Profit ist. Diese Handlungsweise steht im Widerspruch zum Klimaschutz. Denn beim Klimaschutz sind die Anforderungen der Zukunft wichtiger als schneller Profit. Klimaschützer*innen müssen sich einer Branche entgegenstellen, die zu neuer politischer Macht gelangt ist. Und sie müssen weltweit verstärkt zusammenarbeiten.
2016 wurde vieles in die Wege geleitet, was jetzt schon Früchte trägt. Dank unserer Spring Escalations gab es an US-amerikanischen Hochschulen eine Reihe weiterer Divestment-Erfolge, in der Türkei wurde vier Kohlekraftwerken die Betriebslizenz entzogen, was bei dem restriktiven Regime bemerkenswert ist, und die ganze Welt erfährt nun von der Korruption und den Lügen im Zusammenhang mit #ExxonKnew. All dies wird uns helfen, die gesellschaftliche Akzeptanz der Kohle-, Öl- und Gasindustrie zu schwächen und einen neuen Weg einzuschlagen: weg von den fossilen Brennstoffen und hin zu 100 % erneuerbarer Energie.
All dies haben wir vor Augen, wenn wir auf 2016 zurückblicken. Wir lernen, mit welchen Kampagnen wir vielfältige neue Mitstreiter*innen gewinnen, warum einige Kohlekraftwerke gestoppt werden und andere nicht, warum manche Institutionen sich für Divestment entscheiden und andere nicht. All dies nutzen wir, um 2017 deutlich gezielter zu arbeiten.
Unser Zeitfenster zum Handeln ist kleiner geworden. Unsere Arbeit erfordert nun eine klarere Zielsetzung, mehr Tempo und Engagement für unsere Mission und mehr Verbündete.
Wie viele andere Organisationen auch haben wir großes Glück mit denen, die uns finanziell und anderweitig unterstützen: Sie zeigen uns deutlich, dass sie uns dabei helfen wollen und uns auch in diesen Zeiten den Rücken stärken werden. In diesem Jahresbericht erfahrt ihr, was wir mit dem Geld erreicht haben, das ihr in unsere Arbeit investiert. Außerdem bekommt ihr einen Eindruck von unseren weiteren Plänen.
In tiefer Dankbarkeit und Entschlossenheit,
May Boeve, Geschäftsführende Direktorin
3.–15. Mai 2016: Auf sechs Kontinenten machten sich Tausende dafür stark, große Kohle-, Öl- und Gasprojekte auf der ganzen Welt zu stoppen.
Break Free war ein zentraler Teil unserer Strategie für den Klimagipfel (COP 21). Denn uns war klar, dass wir ein Druckmittel brauchen würden, damit sich die Politiker*innen nach Unterzeichnung des Übereinkommens auch wirklich an ihre Zusagen halten.
Schwerpunkte waren die Beendigung von Kohle-, Öl- und Gasprojekten, friedliche direkte Aktionen, Eskalation, Massenbeteiligung und globale Aktionen.
Wir haben mit Dutzenden Organisationen zusammengearbeitet, die sich weltweit gegen fossile Brennstoffe engagieren, zum Beispiel Greenpeace, Oil Watch, Asian Peoples Movement for Debt and Development und Friends of the Earth. Aus den Aktionen von Break Free erwuchsen eine kraftvolle Erzählung vom globalen Widerstand gegen fossile Brennstoffe und neue Impulse für die laufenden Kämpfe auf der ganzen Welt. Von Wales über die Philippinen und Australien bis nach Kalifornien lenkten Menschen mit Großaktionen, manchmal auch durch zivilen Ungehorsam, die Aufmerksamkeit auf Kohle-, Öl- und Gasprojekte und den notwendigen Umstieg auf erneuerbare Energien.
Die Aktionen waren so wirkungsvoll, dass Medien in 60 Ländern über 1.400 Mal darüber berichteten und „Keep it in the Ground” von einem seltsamen Slogan zum internationalen Schlachtruf im Umweltschutz, in der politischen Arena und in der Klimaschutzbewegung avancierte. Insgesamt beteiligten sich über 30.000 Menschen auf sechs Kontinenten an 20 Aktionen, die sich gegen Megaprojekte der Kohle-, Öl- und Gasindustrie richteten.
Der Umfang der Divestment-Verpflichtungen aus Vermögensverwaltungen stieg von 50 Milliarden US-Dollar im Jahr 2014 auf 5 Billionen US-Dollar im Herbst 2016!
Im vergangenen Jahr verpflichteten sich 124 Institutionen zum Divestment, unter anderem die University of Massachusetts, die Yale University, die Rentenkasse von Washington D.C. und die Desmond & Leah Tutu Legacy Foundation.
In den USA haben wir die starke Partnerschaft mit dem Divestment Student Network weiter ausgebaut. Im Frühjahr 2016 haben wir über 30 Großaktionen unterstützt, mit denen wichtige Hochschulen aufs Korn genommen wurden. Über 2.000 Studierende und Lehrkräfte nahmen daran teil. Daraufhin zog die University of Massachusetts ihre gesamten Beteiligungen im Bereich der fossilen Brennstoffe in Höhe von rund 770 Millionen US-Dollar ab. Die Eskalationen sind das Ergebnis eines Programms namens „escalation core”, das wir vor zwei Jahren gestartet haben und das schwerpunktmäßig der Vertiefung von Beziehungen, der Durchführung von Trainings und der Entwicklung komplexer Strategien dient.
In Europa wurden die ersten Fossil-Free-Kampagnen im Herbst 2013 gestartet. Seitdem laufen über 250 Kampagnen in Deutschland, der Schweiz, Großbritannien, Frankreich, Schweden, den Niederlanden, Belgien, Dänemark, Norwegen, Finnland und anderen Ländern. Die Hauptstädte Deutschlands, Frankreichs, Norwegens, Schwedens und Dänemarks sagten öffentlich zu, ab 2016 nicht mehr in Kohle, Öl und Gas zu investieren. Über ein Viertel der britischen Universitäten hat sich zum Divestment verpflichtet. In Europa gibt es bislang über 160 Divestment-Verpflichtungen.
Foto: Saskia Uppenkamp
Foto: 350 Japan
In Südafrika und Japan haben wir neue Divestment-Kampagnen gestartet. In Südafrika kommen wir mit unserer Kampagne gut voran. Die Anglikanische Kirche des südlichen Afrika hat sich zum Divestment verpflichtet. Das Team in Südafrika forderte gemeinsam mit Earthlife Africa und Friends Of The Earth das französische Unternehmen Engie (ehemals GDF-Suez) und die französische Regierung auf, ihr Kapital aus Kohle abzuziehen. Der Anfang soll dabei mit einem geplanten 1200-Megawatt-Kohlekraftwerk in Südafrika gemacht werden. In Japan ruft die Divestment-Kampagne My Bank My Future zum Divestment privater Geldanlagen auf: Bankkunden sollen zu Banken mit nachhaltiger Anlagepolitik wechseln.
Manche tun Divestment noch immer als wirkungslos ab, weil es sich nicht merklich auf die Gewinne der Kohle-, Öl- und Gaskonzerne auswirken werde. Diese Argumentation geht jedoch völlig an der Sache vorbei: Der Erfolg der Kampagne hängt maßgeblich von der Stigmatisierung fossiler Brennstoffe ab. Wie gut die Fossil-Free-Kampagne läuft, misst sich nicht an den Beträgen, die von diesem oder jenem Ölkonzern abgezogen werden, sondern daran, inwieweit es salonfähig ist, in diese Branche zu investieren oder öffentlich mit ihr in Verbindung zu stehen. Wenn so unterschiedliche Investoren wie die British Medical Association, der Ökumenische Rat der Kirchen, der Rockefeller Brothers Fund, die Stadt Paris, die Universität von Stockholm, die britischen Tate-Museen und der Versicherungskonzern Allianz sich alle von der Kohle-, Öl- und Gasindustrie abwenden, dann kann man davon ausgehen, dass diese Botschaft klar und deutlich in breiten Teilen der Gesellschaft ankommt.
520.000 Unterschriften unter Petitionen
4 Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaften
Mit der Kampagne Exxon Knew wollten wir darauf aufmerksam machen, dass Exxon schon vor Jahrzehnten über den Klimawandel Bescheid wusste, dies aber bewusst totschwieg.
Foto: Eman Mohammed
Gemeinsam mit mehreren Partnern sorgten wir dafür, dass Generalstaatsanwälte Ermittlungen gegen Exxon einleiteten. Im Oktober leitete die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde Ermittlungen ein, um festzustellen, ob Exxon die Risiken, die der Klimawandel und die Klimaschutzvorschriften für das Geschäftsmodell des Unternehmens darstellen könnten, außer Betracht ließ.
Dies mindert nicht nur die gesellschaftliche Akzeptanz von Exxon, sondern die der gesamten Kohle-, Öl- und Gasindustrie. Wir könnten hier Ergebnisse erzielen, die mit den Ermittlungen gegen die Tabakindustrie und dem Schaden für deren öffentliches Ansehen vergleichbar sind. Unsere Arbeit zeigt bereits Wirkung: Seit dem Start der Kampagne haben vier Generalstaatsanwaltschaften Ermittlungen gegen Exxon eingeleitet und über 520.000 Menschen haben unsere diesbezügliche Petition unterzeichnet.
Foto: Climate Justice March
Damit die Zielvorgaben des Pariser Klimaschutzabkommens (Begrenzung der Erderwärmung auf höchstens 1,5 ℃) erreicht werden können, müssen sich die Länder darauf einigen, die Erschließung weiterer Kohle-, Öl- und Gasvorkommen sofort zu stoppen und einen gerechten Umstieg auf eine Zukunft mit 100 % erneuerbaren Energien für alle zu finanzieren.
In dem Jahr seit Verabschiedung des Abkommens haben Milliarden Menschen die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen:
von todbringenden Hitzewellen in Indien über schwere Dürren in Südafrika und am Horn von Afrika und eine Korallenbleiche beispiellosen Ausmaßes am Great Barrier Reef bis hin zur tödlichen Wucht des Hurrikans Matthew auf Haiti und in den USA. 2016 war das wärmste, extremste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und stürzte mehrere hundert Millionen Menschen auf der ganzen Welt in Not und Elend.
Mitglieder von 350.org nahmen an der UN-Klimakonferenz (COP22) im marokkanischen Marrakesch teil, um von den Staats- und Regierungschefs die Einhaltung ihrer Klimaschutzzusagen einzufordern. Wir haben zur Konferenz 10 Veranstaltungen organisiert. Unter anderem haben wir die Klimaschutzbewegung in Afrika in den Mittelpunkt gestellt, einen Kunstraum eingerichtet, Workshops veranstaltet und eine Demonstration für Klimagerechtigkeit, den Climate Justice March, mit über 3.000 Teilnehmenden organisiert. Zu diesem Protestmarsch kamen auch Vertreter*innen indigener Gruppen aus der ganzen Welt. Sie riefen die Verhandlungsführer*innen und Regierungen auf, die in Paris gegebenen Klimaschutzversprechen einzuhalten. 47 Länder kündigten bei der Konferenz an, zu 100 % auf erneuerbare Energien umzusteigen, die im eigenen Land erzeugt werden sollen. Infolge unserer Aktionen gründete sich in Marokko eine neue 350.org-Gruppe und es wurden enge Verbindungen zu nordafrikanischen Fracking-Gegnern geknüpft.
Foto: Robert Van Waarden/Survival Media
Nachdem Präsident Obama Ende 2015 die Genehmigung der Keystone-Pipeline verweigerte, widmeten wir uns 2016 erfolgreich dem Kampf gegen Teersande allgemein. Seitdem wurden über 28 Kohle-, Öl- und Gasprojekte verworfen, verzögert oder abgelehnt.
Den Kampf gegen die Dakota Access Pipeline haben wir vor Ort und im ganzen Land unterstützt. Am 13. September veranstalteten wir einen landesweiten Aktionstag in Solidarität mit Standing Rock. In 200 Aktionen bekundeten Tausende auf der ganzen Welt ihre Solidarität mit Standing Rock, 3.000 Menschen waren es allein in Washington D. C. Wir haben dazu beigetragen, dass am 15. November Zehntausende zu über 300 Kundgebungen in allen 50 Bundesstaaten kamen, um Präsident Obama und das Army Corps of Engineers dazu zu bewegen, die Dakota Access Pipeline ein für alle Mal zu begraben. Zwar ist es uns gelungen, die Pipeline unter Präsident Obama zu stoppen, doch unter der Regierung Trump wird unsere Arbeit weitergehen.
In Kanada kämpften wir gegen die Kinder Morgan Pipeline, die leider von Premierminister Trudeau genehmigt wurde. Dennoch haben wir es geschafft, die Klimabewegung weiter auszubauen und den Widerstand an der Basis zu stärken. Über 12.000 Menschen haben die Petition unterzeichnet, mit der Premierminister Trudeau aufgefordert wurde, die Pipeline nicht zu genehmigen. 1.000 Personen wurden in Praktiken des zivilen Ungehorsams geschult. 99 Jugendliche wurden in Ottawa festgenommen, als sie gegen die Pipeline protestierten.
Der brasilianische Bundesstaat Paraná kündigt ein 10-jähriges Fracking-Verbot an. Foto: 350 Brazil
Nach jahrelanger harter Arbeit, Hunderten öffentlicher Anhörungen, Vorträgen, intensiven Gesprächen und Lobbyarbeit vonseiten der indigenen Verbündeten konnten 350 Brazil und COESUS (No Fracking Brazil Coalition) den Bundesstaat Paraná dazu bewegen, Fracking zu verbieten. Wie Paraná haben bereits über 200 Kommunen gesetzliche Verbote erlassen, die sich auf neun brasilianische Bundesstaaten verteilen: Rio Grande do Sul, Santa Catarina, Paraná, Acre, Mato Grosso, Mato Grosso do Sul, Tocantins, Ceará und Maranhão. Die Zahl der Kommunen mit Fracking-Verbot ist von 51 im Jahr 2015 um 400 % gestiegen.
Foto: Tim Wagner
In Deutschland hat unser Team vom 13.–16. August eine Großaktion von Basisgruppen unterstützt, bei der im Rahmen von Break Free der Braunkohle-Tagebau Welzow-Süd und das Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe für drei Tage lahmgelegt wurden. Damit unterstützten wir Ende Gelände bereits im zweiten Jahr. Die Beteiligung an der Aktion hat sich in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt. 2016 haben sich 3.500 bis 4.000 Menschen am zivilen Ungehorsam beteiligt.
350.org Australia, eine eigenständige Organisation und enge Partnerin von 350.org, hat schon mehrfach Kampagnen gegen Kohle durchgeführt. Im Rahmen von Break Free 2016 blockierten sie den Hafen von Newcastle (Australien), den größten Kohlehafen der Welt. An der Aktion haben sich über 2.000 Menschen beteiligt. Schätzungsweise 1,8 Millionen Tonnen Kohle konnten am Tag der Aktion das Terminal nicht verlassen. Außerdem setzt 350.org Australia seinen energischen Widerstand gegen den Kohleabbau im Galilee Basin fort. Sollte das Projekt realisiert werden, wäre es eines der größten der Welt. Die Organisation baute ihre Erfolge vom vergangenen Jahr weiter aus und konnte weitere Zusagen von Banken erwirken, keine Mittel für die Finanzierung des Projekts zur Verfügung zu stellen. Von den vier größten Banken in Australien unterstützt jetzt nur noch eine die Mine.
Außerdem haben wir die seit fünf Jahren andauernde Widerstandsbewegung der Bevölkerung gegen den Bau des Kraftwerks Rampal in Bangladesch unterstützt. Das Kraftwerk soll in den Sundarbans erbaut werden, dem größten zusammenhängenden Mangrovenwald der Welt, in dem zahlreiche bedrohte Arten leben. Im März protestierten über 800 Menschen mit dem rund 150 Kilometer langen „Long March” von Dhaka zu den Sundarbans gegen das geplante Kraftwerk. Im November demonstrierten 10.000 Menschen in Bangladesch gegen das Kohlekraftwerk.
Foto: 350.org Pacific
Durch den Zuwachs an lokalen Gruppen sind wir jetzt auf der ganzen Welt aktiv und schulen die Klimaschutzbewegung mithilfe unserer neuen Trainings-Website.
Nach den Wahlen in den USA im November 2016 haben 6.000 Personen Informationen über die Mitarbeit in einer 350-Gruppe an ihrem Wohnort abgerufen. 30 neue Gruppen haben sich registriert, sodass es in den USA jetzt insgesamt über 140 lokale 350-Gruppen gibt.
Um die Kompetenzen und Kapazitäten unserer Aktivistinnen und Aktivisten vor Ort und das Potenzial der globalen Klimaschutzbewegung auszubauen, haben wir unsere Trainings-Website trainings.350.org online gestellt. Auf der Website gibt es über 70 spezifische Trainings in sieben verschiedenen Sprachen, darunter Schulungen zu Presse und Medien, Moderation, Basisaufbau, Aktionen, Strategie, Teamentwicklung und Schulungsmethodik. Außerdem gibt es acht „Storytelling Labs”, in denen wir die internen Lernergebnisse aus unserer Organisationsarbeit aufbereiten, damit auch andere Mitstreiter*innen davon profitieren können. Seit dem Start der Website wurden diese Ressourcen über 70.000 Mal aufgerufen und täglich kommen neue Inhalte hinzu.
In Ostasien und dem pazifischen Raum haben wir unsere Organisationsarbeit besonders verstärkt. Um die Bewegung zu schulen, starteten wir eine Webinar-Reihe, deren Themenspektrum von Divestment über Storytelling-Tools bis zum Stopp der Auslandsfinanzierung von Kohle-, Öl- und Gasprojekten reicht. Dann veranstalteten wir unter dem Titel „East Asia Climate Leadership Camp” eine Strategietagung, bei der 29 Vertreter*innen von 19 Partnerorganisationen aus neun Ländern anwesend waren. Bei diesen Treffen haben wir das Netzwerk Divest East Asia gegründet, das aus 24 Mitgliedern von 16 verschiedenen Organisationen aus der Region besteht. Das Netzwerk geht aktiv gegen die Kohle-, Öl- und Gasindustrie vor und verstärkt den Kampf gegen den Klimawandel mit bevölkerungsnahen Aktionen.
Um die Klimaschutzbewegung im Pazifikraum zu stärken, haben wir „Pray for our Pacific” organisiert, spezielle Gottesdienste zum Klimawandel, bei denen Menschen im Pazifikraum und auf der ganzen Welt ihre Glaubensgemeinschaften zu Klimaschutzaktionen zusammenbringen können. Ingesamt fanden in 23 Ländern 123 Veranstaltungen mit 9.905 Teilnehmenden statt. Diese gewachsene Unterstützung werden wir nutzen, um Kohle-, Öl- und Gasprojekte zu bekämpfen und Regierungen dazu zu bringen, in der Region stärker auf erneuerbare Energien zu setzen.
Manila, Philippinen
In den Philippinen wie auch anderswo kann 350.org den Kampf gegen den Klimawandel nur mithilfe von Partnerorganisationen und Freiwilligen führen.
Wir arbeiten eng mit unseren Partnerorganisationen vor Ort zusammen und unterstützen ihre Aktivitäten, um ihren Einfluss und ihre Erfolge so weit wie möglich zu verstärken. Hier nur ein Beispiel von vielen:
Denise Fontanilla ist Koordinatorin für Klimapolitik am Institute for Climate & Sustainable Cities und Umweltkorrespondentin für GMA News Online, ein führendes Nachrichtenportal in den Philippinen.
Als Freiwillige bei 350 Pilipinas engagiert sie sich gegen neue Kohleprojekte, die eine Gefahr für die Umwelt und die Gesundheit von Millionen Menschen im Land darstellen.
Mit ihren Kommunikationsfähigkeiten hat Denise Beziehungen zu den Medien aufgebaut, um die Anti-Kohle-Kampagnen von 350.org und 350 Pilipinas voranzubringen. Seit 2015 arbeitet Denise an den 350-Kampagnen mit. Zusammen mit 350.org leitete sie damals im Vorfeld der Klimakonferenz COP21 die Arbeitsgruppe Kommunikation für den Global Climate March. In dieser Arbeitsgruppe entwickelte und nutzte sie Medienstrategien, mit denen die Arbeit philippinischer Organisationen einem internationalen Publikum bekannt gemacht wurde. Denise konnte Künstler*innen, Prominente und den Erzbischof von Manila dafür gewinnen, zur Teilnahme an der Demo aufzurufen. So kamen am 28. November 2015 über 15.000 Menschen zum Global Climate March in Manila — der bis dahin größten Klimademo in der Geschichte des Landes. Mit der Demo wurden die Delegierten in Paris nachdrücklich aufgefordert, gemeinsam mit den Entwicklungsländern ihre Klimaschutzverpflichtungen zu verbessern und sich für das 1,5-Grad-Ziel starkzumachen.
2016 organisierte Denise gemeinsam mit 350.org und 350 Pilipinas Break Free in der philippinischen Stadt Batangas, wo sich zunehmend Widerstand gegen ein geplantes Kohlekraftwerk formierte. Sie unterstützte die Dreharbeiten für den 350.org-Film „Disobedience” und gehörte zu dem Team, das für 300 Schüler*innen und Studierende aus der Provinz Batangas Trainings durchführte. Die Jugendlichen trugen entscheidend dazu bei, dass am 4. Mai 2016 10.000 Leute an der Break-Free-Demo teilnahmen und den Stopp des Kohlekraftwerks in Batangas sowie aller 27 geplanten Kohlekraftwerke in den Philippinen forderten. Die Demo und der landesweit anhaltende Protest veranlassten die Regierung zu einer umfassenden Überprüfung der Energiepolitik. Es wird damit gerechnet, dass die Empfehlung lauten wird, weniger auf Kohle und verstärkt auf erneuerbare Energiequellen zu setzen. Chuck Baclagon ist als Regional Digital Campaigner bei 350.org für Ostasien zuständig und findet, sein Team habe „großes Glück, mit Denise zusammenarbeiten zu dürfen. In unserem Kampf für eine gerechte, wohlhabende und gleichberechtigte Welt ist eine Verbündete wie sie von unschätzbarem Wert.”
Denise arbeitet weiter mit 350.org zusammen und setzt sich seit Kurzem im Netzwerk Divest East Asia in der Region für eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe ein. Sie und andere Freiwillige und Verbündete in der philippinischen Klimaschutzbewegung haben uns geholfen, in einer entscheidenden Phase unsere Ziele zu erreichen. Ihr Wissen, ihre Begeisterung und ihre Kontakte zu den Menschen in ihrer Region sind sehr wertvoll.
Denise ist eine Star-Aktivistin für den Klimaschutz, und sie ist nicht die einzige. An unseren 350.org-Trainings beteiligen sich großartige Freiwillige aus der ganzen Welt, die dann in Abstimmung mit uns die Menschen an ihrem Wohnort schulen, organisieren und mobilisieren. Die Macht der Kohle-, Öl- und Gasindustrie ist groß, aber dank unserer Freiwilligen-Netzwerke kommt die globale Klimaschutzbewegung voran. Unser herzlicher Dank gilt Denise Fontanilla und all unseren freiwilligen Aktivisten und Aktivistinnen, Partnerorganisationen, Unterstützerinnen und Unterstützern auf der ganzen Welt!
Kampagnen — $9,129,553
Management und allgemeine Geschäftstätigkeit — $1,180,945
Finanzmittelbeschaffung —$345,315
Stiftungen — $7,314,000
Privatpersonen — $6,383,000
Weitere Quellen — $112,000
Neben Einzelspenden wurde die Arbeit von 350.org im Geschäftsjahr 2016 von folgenden Stiftungen unterstützt:
Das Bundesgesetz der USA schreibt vor, dass 350.org eine jährliche unabhängige Prüfung des Jahresabschlusses durchführen lassen muss. Um die Berichte einsehen zu können, bitte auf den entsprechenden Link klicken:
*Diese Dokumente lauten auf den Namen 1Sky Education Fund, den früheren Namen des Rechtssubjekts 350.org. 350.org und 1Sky schlossen sich im April 2011 zusammen.