Viele von uns erinnern sich noch an den 15. September 2008. An dem Tag ging die US-Investmentbank Lehman Brothers Pleite und stürzte die Welt in eine jahrelange Finanzkrise. Wenn wir nicht aufpassen, steht uns ein solcher Moment bald wieder bevor. Waren es 2008 faule Immobilienkredite, die das globale Finanzsystem fast zum Zusammenbruch führten, sind es heute unverantwortliche Investitionen in Kohle, Öl und Gas. 

Seitdem sich die Welt 2015 in Paris darauf geeinigt hat, den Klimawandel auf möglichst unter 1.5 Grad Celsius zu begrenzen, haben Banken unglaubliche 4,6 Billionen (das sind 4600 Milliarden) US Dollar in die Zerstörung unseres Klimas gepumpt. Die Folgen davon haben wir diesen Sommer hautnah erlebt. 

Und es ist kein Ende in Sicht. Zur Zeit planen Banken mit ihren Partnern in der Kohle-, Öl- und Gasindustrie den Bau von über 400 neuen Projekten, die jeweils über eine Milliarde Tonnen CO2 ausstoßen und so den Klimakollaps besiegeln würden. Die Milliarden, die die Banken dafür investieren sind dabei nicht etwa ihr eigenes Geld. Nein, es ist zu einem beträchtlichen Teil unser Geld. Das Geld, was wir auf unseren Konten sparen, nutzen Banken oft, um es an Unternehmen zu verleihen, die damit neue Gasfelder erschließen oder Ölpipelines bauen. Wenn die klimazerstörenden Projekte der fossilen Industrie dann scheitern, wird meist sofort – wie jüngst bei dem Gasriesen Uniper – der Ruf nach einer Rettung mit unseren Steuergeldern durch den Staat. Wir zahlen die Rechnung also gleich doppelt.

Die meisten dieser Projekte werden schon lange nicht mehr vor unserer Haustür gebaut. Europäische Kohle-, Öl- und Gasunternehmen leihen sich lieber Geld von europäischen Banken um klima- und umweltzerstörende Projekte im globalen Süden voranzutreiben. So plant der französische Öl-Multi Total gerade den Bau der größten beheizten Pipeline der Welt – EACOP – in Uganda und Tansania. Während die Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen als Folge ihrer Investitionen vor Ort stattfinden, landen die Gewinne aber nicht bei den betroffenen Menschen, sondern zu großen Teilen in den Taschen von Manager*innen und Aktionär*innen. So wird der europäische Kolonialismus im 21. Jahrhundert fortgeführt. 

Einige dieser 400 Projekte werden wir mit klugen Aktionen vor Ort und großen Mobilisierungen stoppen können. Doch das wird uns längst nicht immer und überall gelingen. Deshalb müssen wir an die Ursache des Problems: Wir müssen den Klimazerstörern endlich den Geldhahn abdrehen. Wenn wir die Regeln für die Finanzierung von Kohle-, Öl und Gasprojekten ändern, bekommt die Industrie kein Geld mehr und kann ihre Pläne nicht umsetzen. 

2008 in der Finanzkrise haben Regierungen gezeigt, dass sie Banken regulieren können, wenn der politische Wille da ist. Genau das fordern wir jetzt für das Klima: Banken müssen sofort so reguliert werden, dass sie keine Investitionen in dreckige Projekte mit unserem Geld mehr machen dürfen.

Hier kommt ein technisch anmutender Vorschlag ins Spiel: die 1-für-1 Regel (oder One-For-One-Rule auf Englisch). Was kompliziert klingt, ist eigentlich simpel: für jeden Euro, den Banken in neue klimaschädliche Projekte investieren wollen, müssen sie einen Euro eigenes Geld besitzen, um gegen den Totalverlust ihrer Investition gewappnet zu sein. In anderen Worten: wer das Klimachaos finanzieren will, soll das volle Risiko dafür selbst tragen und nicht unser Geld dafür verwenden und zusätzlich darauf hoffen, im Falle des Falles vom Staat mit unseren Steuergeldern gerettet zu werden.

Diese einfache Regel würde der Kohle-, Öl- und Gasindustrie sehr schnell den Geldhahn abdrehen. Banken finanzieren diese Projekte im Moment in dem Wissen, dass es nicht ihr eigenes Geld ist, was in Gefahr ist, wenn diese Projekte scheitern – sei es wegen der Energiewende oder wegen unserer Proteste. Müssten die Banken das Risiko endlich selbst tragen, würden sie kaum noch Geld zur Verfügung stellen, weil auch sie wissen: die Tage der fossilen Energie sind gezählt. 

Zusammen mit unseren Partnern werden wir dieses Thema in den nächsten Monaten vorantreiben. Wir wollen mit euch Druck auf Entscheidungsträger in der EU ausüben, das Thema in die Medien bringen und vieles mehr. Wir halten euch auf dem Laufenden! 

Wer noch mehr erfahren will, kann sich noch für unser nächstes Training in Berlin anmelden. Dort werden wir gemeinsam lernen, wie wir Kohle, Öl und Gas den Geldhahn zudrehen können, um weitere Klimazerstörung mit unserem Geld zu verhindern.