Klimafinanzierung

Das Geld für eine sozial gerechte Energiewende ist da. Wir müssen es uns nur zurückholen! Mach mit!

Ganz egal, wo wir leben, was wir in unserem Leben machen oder wie viel wir verdienen, die meisten von uns wünschen sich eine lebenswerte Zukunft für diese und künftige Generationen. Diese Zukunft ist durch die Klimakrise jedoch massiv bedroht. Das Gute ist, dass es dafür eine Lösung gibt: Jeder Mensch auf unserem Planeten muss Zugang zu sauberer, sozial gerechter und bezahlbarer erneuerbarer Energie haben. Parallel dazu muss auf fossile Brennstoffe verzichtet werden. Das Geld dafür ist vorhanden. Aktuell wird es jedoch in die falschen Dinge investiert.

Regierungen, Banken, Versicherungsunternehmen und andere Finanzinstitutionen kontrollieren enorme Summen an Geld. Dieses Geld können sie in eine lebenswerte Zukunft mit sicherem Klima für uns alle investieren. Oder sie können damit wie bisher die Klimakrise weiter anfeuern. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass sie die richtige Entscheidung treffen!

Es darf keine weitere Unterstützung für Kohle-, Öl- und Gasunternehmen und deren fossile Infrastrukturen wie neue Pipelines, Fracking-Anlagen oder Kohlekraftwerke geben. Stattdessen müssen wir viel stärker in Solar- und Windenergie investieren. Diese muss in unseren Communities erzeugt werden. Dadurch können neue Arbeitsplätze geschaffen und die Wirtschaft angekurbelt werden. Alles, was wir jetzt in diese Bereiche investieren, kommt künftigen Generationen zugute.

Entscheidend ist, wer bestimmt, wofür das Geld ausgegeben wird und wer davon profitiert. Diejenigen, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, sollten nicht länger den Preis dafür bezahlen. Sie müssen mitbestimmen können, wofür das Geld ausgegeben wird. Gleichzeitig müssen die reichen Länder und größten Verschmutzer*innen endlich ihren gerechten Anteil bezahlen. Genau darum geht es beim Thema Klimafinanzierung und das ist es, wofür wir bei 350.org kämpfen.

Bei der Klimafinanzierung geht es darum, Geld so zu investieren, dass sichergestellt wird, dass alle Menschen überall unter lebenswerten klimatischen Bedingungen leben . Dazu gehört, dass Geld in Lösungen investiert wird, wie beispielsweise in Energieeffizienz, aber auch in die Anpassung an die Klimakrise, um unsere Städte und Infrastrukturen widerstandsfähiger in Bezug auf Klimafolgen zu machen. Zu diesen Folgen gehören u. a. immer stärker werdende Stürme, Dürren, Fluten und steigende Meeresspiegel. Für uns bei 350.org ist jedoch am wichtigsten, dass das Geld genutzt wird, um Energiesysteme auf saubere, bezahlbare und lokal zugängliche erneuerbare Energien wie Sonnen- und Windenergie umzustellen.

Bei der Klimafinanzierung geht es nicht nur um komplexe Finanzmechanismen und darum, dafür zu sorgen, dass Geld verfügbar ist. Es geht vor allem auch darum, wie sich dies auf die Menschen vor Ort auswirkt. Die zentrale Frage ist also, wie das Geld investiert wird und wer an der Entscheidungsfindung beteiligt ist.

Im Kern der Klimafinanzierung muss Gerechtigkeit stehen. Lokale Communities müssen ernsthaft in Klimalösungen eingebunden werden. Gleichzeitig müssen diejenigen, die die Klimakrise verursacht haben, dafür aufkommen. Ganz konkret bedeutet das, dass Superreiche und die Branchen und Länder, die am stärksten zur Verschmutzung beitragen, die sozial gerechte Energiewende finanzieren sollten. Darüber hinaus müssen sie ihre eigenen Energiesysteme auf sauberere und gerechtere Lösungen umstellen und benachteiligten gesellschaftlichen Gruppen und Ländern die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen, um aus fossilen Brennstoffen auszusteigen.

Eine Billion US$ pro Jahr. Das ist die Höhe, die öffentliche Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz bis 2030 erreichen müssen, um die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. Dieser Grenzwert wurde im Übereinkommen von Paris festgelegt, um die schlimmsten Folgen eines Klimakollaps zu vermeiden. In dieser Summe sind auch die Mittel enthalten, die notwendig sind, um unsere Infrastrukturen an das sich verändernde Klima anzupassen. Hierzu gehören stärkere Stürme, steigende Meeresspiegel sowie die Auswirkungen höherer Temperaturen und veränderter Niederschlagsmuster auf die Produktion von Lebensmitteln, auf Tierhaltung, Fischerei und viele andere Bereiche.

Es wird aber nicht jede Art von Geld gebraucht. Was gebraucht wird, ist „Good Funding“ also Mittel mit Sinn und zu fairen Bedingungen. Wir müssen unsere Energiesysteme in einer Art und Weise modernisieren, bei der das Wohlergehen der Menschen und nicht der Profit im Mittelpunkt steht.

  • Wir brauchen Subventionen und keine Kredite mit hohen Zinsen. Nicht alle Länder und Regionen sind gleichermaßen vom Klimawandel betroffen. Am stärksten betroffen sind in der Regel diejenigen, die am wenigsten zu den Emissionen beigetragen haben. Kredite mit hohen Zinsen, die zurückgezahlt werden müssen, führen oftmals dazu, dass Länder in die Schuldenfalle geraten. Da rauszukommen, ist fast unmöglich. Häufig fehlt den Regierungen dieser Länder das Geld, um in wichtige Bereiche wie Gesundheit und Bildung zu investieren, weil sie gezwungen sind, ihre Schulden zurückzuzahlen. Subventionen oder andere Zuschüsse, die anders als Kredite nicht zurückgezahlt werden müssen, könnten diesen Ländern hingegen helfen, in eine sozial gerechte Energiewende zu investieren, ohne dabei in anderen wichtigen öffentlichen Bereichen zu sparen.
  • Wir brauchen transparente und nachvollziehbare Finanzierungsvereinbarungen. Finanzsprache muss und darf nicht schwer verständlich sein! Vielmehr sollte diese leicht verständlich sein, damit normale Menschen und die Zivilgesellschaft die Möglichkeit haben, Finanzierungsvereinbarungen zu verstehen, zu bewerten und diese mitzugestalten. Alle Betroffenen, insbesondere die lokalen Communities, müssen einen einfachen Zugang zu allen relevanten Informationen erhalten. Form und Sprache müssen so gewählt sein, dass diese Informationen allen zugänglich sind, und zwar rechtzeitig. Darüber hinaus müssen den Betroffenen Informationen zur Verfügung gestellt werden, aus denen klar hervorgeht, wie sie sich am Entscheidungsprozess beteiligen können.
  • Es braucht Initiativen unter lokaler Führung. Nachhaltige Veränderung kann nur stattfinden, wenn lokale Kontexte und Anforderungen berücksichtigt werden. Projekte, die von Geberländern oder -organisationen geleitet werden, können dazu führen, dass die Ungleichheit und Abhängigkeit derjenigen, die von diesen Projekten eigentlich profitieren sollen, noch zunehmen. In der Regel stehen bei solchen Projekten die Interessen der Geberländer oder -organisationen im Vordergrund. Die Menschen vor Ort müssen in allen Phasen direkt beteiligt und auch verantwortlich sein. Sie müssen bei der Umsetzung von Klimalösungen beraten und die Kernprioritäten festlegen. Dadurch wird sichergestellt, dass das Thema Energiegerechtigkeit im Mittelpunkt steht. Bei der Finanzierung darf es nicht vorrangig um die Energiesicherheit in einem anderen Land gehen, sondern darum, den Menschen vor Ort Zugang zu erneuerbarer Energie zu ermöglichen.
  • Wir brauchen Geld für wirklich nachhaltige Lösungen. Gemeint sind Lösungen, die einen schnellen und sozial gerechten Umstieg auf erneuerbare Energien ermöglichen, und keine Lösungen, die das Zeitalter fossiler Brennstoffe verlängern oder Menschen sozial benachteiligen. Letztere basieren häufig auf kaum erprobten oder nicht nachhaltigen Technologien, wie z. B. Co-Firing (d. h. die Verbrennung von zwei unterschiedlichen Brennstoffen im selben Verbrennungssystem), die Vergasung und Verflüssigung von Kohle, blauer Wasserstoff, Kohlenstoffabscheidung und -speicherung sowie Kernenergie. Wir dürfen nicht den Fehler machen, ein Problem durch ein anderes zu ersetzen!

Wenn du dich näher mit dem Prinzip des „Good Funding“ befassen willst, schau dir an, was wir im Bereich „Just Energy Transition Partnerships“ gemacht haben..

Eine Billion US$ pro Jahr mag viel klingen. Ist es auch! Allerdings ist das Geld bereits vorhanden. Es geht lediglich darum, dieses Geld endlich in die richtigen Hände zu geben. Du glaubst nicht, dass das Geld da ist? Dann schau dir mal diese Zahlen an:

Regierungen, öffentliche Fonds, Entwicklungsbanken, privatwirtschaftliche Unternehmen (einschließlich Banken, Vermögensverwaltungen und Versicherungen) sowie wohltätige Privatpersonen und Organisationen gehören zu den wichtigen Finanzakteur*innen, die jetzt aufgefordert sind, die Umstellung unserer Energiesysteme auf sozial gerechte und für jeden zugängliche erneuerbare Energien zu finanzieren. Weitere Informationen dazu findest du hier und hier.

Am wichtigsten ist aber, dass diejenigen zur Kasse gebeten werden, die überproportional zur Verschärfung der Klimakrise beitragen. Gemeint sind die größten Umweltverschmutzer*innen. Dazu gehören die großen Kohle-, Öl- und Gasunternehmen, aber auch die Superreichen und Milliardär*innen, die durch ihre Investitionen und ihren Lebensstil tausendmal mehr Emissionen verursachen als ein durchschnittlicher Mensch. Globale und nationale Vermögenssteuern für Superreiche sowie höhere Steuern für umweltverschmutzende fossile Großkonzerne könnten Milliarden oder sogar Billionen Dollar an Mehreinnahmen für die Energiewende und ein gutes Leben für alle einbringen.

Damit die Klimafinanzierung den nötigen Umfang und das erforderliche Tempo erreicht, müssen alle ihr Geld aus fossilen Brennstoffen abziehen. Und das nicht morgen, sondern heute!

Banken, Entwicklungsinstitutionen, Steuern, Richtlinien, Subventionen, Milliarden und Billionen Dollar… Wir wissen, dass sich die große Finanzwelt wie etwas anfühlen kann, das mit unserem täglichen Leben wenig zu tun hat und auf das wir als Normalbürger*innen nur wenig Einfluss haben. Das stimmt jedoch nicht! Wenn beispielsweise der Strom ausfällt oder wir eine hohe Energierechnung erhalten, dann hat das direkt etwas damit zu tun, dass unsere Regierungen sowie Unternehmen aus der Privatwirtschaft zu wenig in den Ausbau sauberer und bezahlbarer erneuerbarer Energien investieren.

Wir müssen das Finanzsystem nicht in allen Einzelheiten verstehen oder Expert*innen für Politik sein, um zu wissen, was richtig und wichtig ist. Die Antwort lautet: Kein Geld mehr für fossile Brennstoffe und mehr Geld für erneuerbare Energien. Wir bei 350.org wissen, wie man eine Bewegung von unten aufbaut und welche Macht eine solche Bewegung entwickeln kann, wenn es darum geht, verantwortliche Entscheider*innen unter Druck zu setzen und Wandel einzuleiten. Aber dafür brauchen wir dich!

Mach mit!

Ressourcen

Die Finanzwelt tut alles, um den Zugang zu ihr zu erschweren und uns davon abzuhalten, aktiv zu werden. Deshalb haben wir verschiedene Materialien zusammengestellt, die dir die wichtigsten Infos liefern.

What's Climate Finance (Was ist Klimafinanzierung?): Blog, in dem die Grundlagen der Klimafinanzierung erklärt werden und wie mit Geld wirksame erneuerbare Energielösungen auf den Weg gebracht werden können

Finanzierung fossiler Brennstoffe: Blogreihe zum Thema, wer wie die Klimakrise finanziert -- Fossil Finance Glossary (Glossar zur fossilen Finanzwirtschaft), Where Does the Money Come From? (Woher stammt das Geld?), Where Does the Money Go? (Wohin geht das Geld?)

Where's the Money factsheet (Factsheet „Wo ist das Geld?“): 10 Fakten, die zeigen, dass das Geld vorhanden ist. Wir müssen es uns nur endlich zurückholen!

Where's the Money („Wo ist das Geld?“): Fakten, die zeigen, dass das Geld da ist, um eine sozial gerechte Energiewende hin zu erneuerbaren Energien zu finanzieren, und wie wir uns das Geld zurückholen sollten

Fossil Fueling the Climate Crisis (Fossile Brennstoffe als Motor der Klimakrise): Welche Akteur*innen finanzieren fossile Brennstoffe, wie funktioniert das System und wie lassen sich Finanzströme in kommunale Lösungen für erneuerbare Energien umleiten?

Debunking Fossil Fuels Economic Myth (Wie Mythen um eine von fossilen Brennstoffen abhängige Wirtschaft entlarvt werden): Mythen und Wahrheiten rund um den Übergang zu erneuerbaren Energien

Looking Towards Climate Solutions (Klimalösungen): Wie kohlenstoffarme Entwicklungen und kommunale Lösungen eine bessere Zukunft für alle schaffen können

Finance Campaigning 101 (1x1 der Finanzkampagnen): Vorlage für einen Online-Workshop, in dem sich Aktionsgruppen mit den Grundkonzepten von Finanzkampagnen vertraut machen können

Fair Finance for Climate Justice -- activist guide (Faire Finanzierung für Klimagerechtigkeit --Leitfaden für Aktivist*innen): Instrumente, um sich in Finanzprozesse oder Kampagnen für eine ehrgeizige und faire Finanzierung einzubringen

Financing Fairly 2022 (Faire Finanzierung 2022): Bericht über die Rolle öffentlicher Finanzinstitutionen im südlichen Afrika bei der Finanzierung der Klimakrise

Two Faced ICBC (Die zwei Gesichter der ICBC): Bericht über das doppelte Spiel der größten Bank der Welt bei der globalen Energiefinanzierung

Reclaim the Finance reports hub (Berichtsammlung „Das Geld zurückholen“): Materialien, die das globale Spektrum der Finanzierung fossiler Brennstoffe darstellen

Banking on Climate Chaos (Bankengeschäfte als Treiber der Klimakrise): Wie die 60 größten Handels- und Investitionsbanken der Welt fossile Brennstoffe finanzieren

Financing the Global Coal Exit List (Finanzierung des globalen Kohleausstiegs): Bericht über die Finanzierungsziele von Banken und Investor*innen

Oil and Gas Policy Tracker (Tracking der Öl- und Gaspolitik): Mit diesem Tool lassen sich die Geschäftspraktiken von Finanzinstituten weltweit nachverfolgen und deren Schlupflöcher und Schwachstellen aufdecken

Locked out of a Just Transition -- fossil fuel financing in Africa (Von der sozial gerechten Energiewende ausgeschlossen -- Finanzierung fossiler Brennstoffe in Afrika) : Bericht, der die Finanzierung von 58 fossilen Projekten in Afrika untersucht

Connecting The Dots: Following Fossil Fuel Finance in Asia (Verbindungen auf der Spur: Wie fossile Brennstoffprojekte in Asien finanziert werden): Investigativer Bericht über die Auswirkungen fossiler Projekte in Asien und über die Finanzströme, die diese Projekte ermöglichen

Ältere Pressemitteilungen oder -kontakte findest du auf unserer Medienseite. .

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